
Entlang der Staatsstraße durch den Gramschatzer Wald ist es unübersehbar, dass sich der Wald verändert. Von den einst prächtigen Fichten stehen nur noch wenige. Das beste Mittel gegen den Borkenkäfer ist der Kahlschlag, Der Wald befindet sich im Umbruch. Die Marktgemeinde Rimpar möchte ihr 568 Hektar großes Waldgebiet zum sogenannten Klimawald umbauen. Dieses Ziel soll sich in der derzeit laufenden Forsteinrichtung, die für die kommenden 20 Jahre die Leitlinien vorgibt, wiederfinden. Rimpar gehört zu den großen kommunalen Waldbesitzern in Bayern. Er steht als "Fauna-Flora-Habitat" (FFH) beinahe komplett unter Schutz.
"Der Rimparer Wald hat eine Sonderstellung", ist Forstwirt Leo Egg, der die vorbereitenden Arbeiten ausführt, überzeugt. Normalerweise reiche bei einer Waldinventur der Einsatz der Kluppe, eines verschiebbaren Messinstruments, um den Durchmesser eines Baumes zu ermitteln. In Rimpar jedoch müsse er regelmäßig zum Maßband greifen, erläuterte er nun bei einer Sitzung des Waldausschusses. Nur so ließe sich der Umfang korrekt messen. Als dickster Baum wurde jüngst eine jahrhundertealte Buche aufgespürt. Sie hat einen Durchmesser von 4,42 Metern. Derartige Methusaleme, aber auch alte Bäume, die sich noch auf dem Weg dorthin befinden, sollen künftig im Wald verbleiben. Am Kaltenbrunn hat die Gemeinde nun als ersten Schritt einige große Exemplare als Biotopbäume gesichert.
Was fehlt, sind Niederschläge
Der Rimparer Wald biete schon jetzt gute Voraussetzungen, um dem Klimawandel in Stand zu halten, lautet das Zwischenergebnis Eggs. Eine gute Durchmischung der Baumarten und die sehr gute Nährstoffversorgung durch die Kalkböden böten optimale Bedingungen. Was fehlt, waren zuletzt die Niederschläge. Auch der Gramschatzer Wald leidet seit Jahren im Spätfrühling und Sommer unter Wassermangel. Es sind dramatische Entwicklungen zu beobachten: Förster Hubertus König, der für die Marktgemeinde den Forstbetrieb durchführt, berichtete, wie er im Winter am Kaltenbrunn eine Nachpflanzung mit den Jägern vorgenommen hat. Fichten, die ihm damals noch als gesund erschienen, seien urplötzlich ohne Nadeln geblieben. Der nötige Einschlag wird ein weiteres, tiefes Loch in den Wald reißen.

Der Anteil der Fichte hat sich in wenigen Jahren halbiert. Er beträgt nur noch sieben Prozent. Der einstige "Brotbaum", der kurz nach dem Krieg verstärkt angepflanzt wurde, dürfte schon bald weitgehend verschwunden sein. Trockenheit und Fraßschäden lassen verstärkt auch Buchen und Eichen absterben. Hinzukommen das Eschentriebsterben und die Rußrindenkrankheit des Ahorn. Eine Begehung sei wegen herabstürzender Äste an einigen Stellen nicht mehr zumutbar. "Es ist lebensgefährlich, sich dort aufzuhalten", so Förster König. Eindrucksvoll zeigt sich die Notlage in den Einschlagszahlen: Im vergangenen Jahr mussten 90 Prozent der gefällten Bäume wegen Schäden aus dem Wald entfernt werden. Über 60 Prozent davon entfielen auf die Fichte.
Die Buche kann sich an die Lage anpassen
"Das klingt alles nach Katastrophe, es ist aber auch so", stellte Elfi Raunecker vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten fest. Immerhin: Es gibt Hoffnung. Die Naturverjüngung sei weiterhin vital, die Buche in der Lage sich anzupassen. Die Gemeinde weiß, was sie an dem Wald hat und will gegensteuern. Die Umstellung vom herkömmlichen Jagdpächtersystem auf eine Regiejagd, bei der ein einzelner Jäger die Jagd koordiniert und die Verantwortung trägt, soll zudem durch höhere Abschüsse den Schaden durch Verbiss so weit verringern, dass der teure Zaunbau in einigen Jahren nicht mehr nötig ist.
Bei den Planungen rechnet die Marktgemeinde seit Jahren mit einem deutlichen Minus. "Es gibt kein Spardiktat aus dem Rat, wir wollen einen vernünftigen Klimawald", versicherte Bürgermeister Bernhard Weidner. Für 2022 ist derzeit mit einem Minus von 117.000 Euro zu rechnen. Hinzu kommen die Personalkosten, die die Gemeinde für zwei Waldarbeiter aufwendet. Bei den Einnahmen stellt vor allem die Eiche eine sichere Stütze dar. Bei den Wertholzversteigerungen des letzten Jahres erbrachte die teuerste Eiche 3300 Euro, im Durchschnitt waren es 750 Euro pro Festmeter Eiche.
Forstschutzbeauftragte sollen Verstöße melden
Das Holzmachen privater Selbstwerber ist weiterhin erwünscht. Im Wald soll es jedoch wieder ruhiger werden. Von der Gemeinde ernannte Forstschutzbeauftragte sollen Verstöße melden. Die Preise für Selbstwerber steigen leicht von zwölf auf 15 Euro für Kronenholz und von 54 auf 65 Euro für buchenlastiges Polterholz. Es zeichnet sich ab, dass der Wald ab 2023 mit spürbar weniger Geld auskommen muss. "Danach werden die Unterstützungen sehr eng geschnürt werden", vermutet Raunecker. Sie hält es jedoch für möglich, dass sich der Rimparer Wald etwa als FFH-Gebiet oder als Erholungswald neue Fördertöpfe erschließen kann.