Entsprechend des umfassenden Waldbestandes auf der Gemarkung der Gemeinde Leinach machen sich dort nur ein Jahr nach dem letztjährigen Extremsommer dessen Auswirkungen besonders bemerkbar.
Die Kombination aus extremer Trockenheit und Hitze über den Zeitraum von sieben Monaten hat nicht nur den Schwarzkiefern in Deutschlands größtem Schwarzkiefernwald extrem zugesetzt. Zahlreiche dürre Bäume werden mittlerweile auch in den Buchenwäldern registriert. Der sterbende Wald stellt für die Gemeinde Leinach einen Kapitalverlust in noch unbekanntem Maße dar. Mit breit ausgelegten unterschiedlichen Maßnahmen möchte der Gemeinderat dennoch im 573 Hektar großen Gemeindewald retten, was noch zu retten ist. "Es ist ein Pfad des Lernens in der besonderen Situation der Auswirkungen des Klimawandels, in der keinerlei Erfahrungswerte vorhanden sind", formulierte Abteilungsleiterin Bereich Forsten, Antje Julke, vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg fast frustriert.
Eine übliche, auf zwei Jahrzehnte ausgelegte, langfristige Forstbetriebsplanung ist angesichts der gravierenden Auswirkungen des Hitze-Stress auf Leinachs Waldbestand für die Gemeinde nicht mehr möglich. Bei einem wiederholten Waldgang innerhalb von nur zehn Monaten verschaffte sich der Gemeinderat einen aktuellen Eindruck von der schnell fortschreitenden Entwicklung des Waldsterbens. Schon im vergangenen Herbst zeigten sich relativ schnell Anzeichen der Auswirkungen von Hitze und Trockenheit am 184 Hektar umfassenden Schwarzkiefernbestand. Gemeinsam mit der Nachbargemeinde Erlabrunn wurden im Frühjahr zur Verkehrssicherung entlang öffentlicher Wege abgestorbene Schwarzkiefern maschinell entfernt. Die Maßnahme erstreckte sich vom Pfaffenberg über Königsberg, Volkenberg und Mühlberg auf einer Fläche von 70 Hektar.
Vereinzelte Pflanzversuche von Libanon-Zedern vor etwa drei Jahren zwischen Schwarzkiefern "an der Fein" haben sich trotz der Trockenheit des vergangenen Jahres zur allgemeinen Überraschung gut entwickelt. Bei der aktuellen Besichtigung sprach sich der Gemeinderat an dem Extrem-Standort mit wenig Humus auf dem Muschelkalk für einen Saat-Versuch aus. Per Pflug, möglichst gezogen von einem Pferd, soll die dünne Humusschicht aufgerissen werden. In den so entstandenen schmalen Furchen soll nach dem Rat von Revierförster Wolfgang Fricker Saatgut von Korsischen Schwarzkiefern eingebracht werden. "Wie sich das entwickelt, ob die Saat aufgeht, ob kleine Bäumchen wachsen, und wie sie auf Frost in der hiesigen Klimazone reagieren, vermag freilich niemand zu sagen", versuchte Fricker die Erwartungen zu dämpfen.
Dürreschäden in beängstigendem Ausmaß sind im gesamten, 838 Hektar umfassenden Waldbestand auf Leinachs 2802 Hektar großer Gemarkung sowohl bei Nadel- als auch Laubbäumen erkennbar. Schädlinge als Ursache können nach Aussage von Revierförster Wolfgang Fricker zumindest bis jetzt glücklicherweise noch ausgeschlossen werden. Durch Hitze und Trockenheit bedingte großflächige Totalausfälle sind am "Hochum" und im "Hennig" zu verzeichnen. Ohne den Nachweis von Borkenkäfern ist hier jeweils Nadelwald betroffen.
Am "Hochum" mussten etwa 50 Jahre alte, abgestorbene Nadelbäume zwischenzeitlich vollkommen gerodet werden. "Nicht einmal zu Hackschnitzel sind die Stämme zu verwerten, auf dem derzeit übersättigten Holzmarkt", informierte der Revierförster den Gemeinderat vor Ort. Ob nach dem Wunsch des Gremiums in dem betreffenden Bereich eine Öko-Konto-Fläche entstehen kann, soll in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde geklärt werden. Denkbar ist für den Gemeinderat in diesem Bereich auch eine jedoch kostspielige Aufforstung durch Einzelpflanzung von bereits größeren Bäumen. Allerdings forderte der Gemeinderat noch die Vorlage weiterer Informationen und Aussagen zu voraussichtlichen Kosten.
Am "Hennig", wo etwa 70 Prozent eines Fichtenbestandes abgestorben sind, soll nach Auffassung des Gemeinderates vorerst nicht eingegriffen werden. Nach einhelligem Beschluss soll hier der Bestand der natürlichen Regeneration überlassen werden - so lange keine Schädlinge auftreten. Deshalb sprach sich das Gremium für die Sperrung des betreffenden Bereiches aus. Eine entsprechende Beschilderung wird in den nächsten Tagen durch den Bauhof aufgestellt.
Ausgedehnte Dürreschäden am Buchenwald sind in den Bereichen Mädelbühl, Feldberg und Eichelberg zu verzeichnen. "Weil der Buchenwald hier an öffentliche Wege angrenzt, ist dies unweigerlich verbunden mit der Haftungsfrage", betonte Fricker. Dies bedeutet: Wie schon bei den absterbenden Schwarzkiefern empfahl Fricker als Verkehrssicherungsmaßnahme auch dürre Buchen im Verlauf der Wege auf einer Breite von 30 Metern zu fällen. Die Stämme der betreffenden Bäume sind wegen der Trockenheit so stark geschädigt, dass dies innerhalb von zwei Monaten erfolgen muss. Danach ist nach Einschätzung des Försters die Standfestigkeit nicht mehr gewährleistet. Laut Fricker besteht dann nur bei kleinster Erschütterung eines Baumes die zunehmende Gefahr von lebensgefährlichem Ast-, Wind- oder Schneebruch. Um dies zu verdeutlichen machte Fricker die Ratsmitglieder in der Waldabteilung "Mädelbühl" auf abgestorbene und bereits umgestürzte Buchen aufmerksam. Weil die Bäume somit ein Sicherheitsrisiko darstellen, sprach sich der Gemeinderat einhellig für die Durchführung einer Verkehrssicherungsmaßnahme aus.
In diesem Zusammenhang sollen in den Waldabteilungen Mädelbühl, Feldberg und Eichelberg insgesamt 500 Festmeter an absterbenden Buchen maschinell entnommen werden. Diese Menge stellt etwa den von der Bevölkerung gemeldeten jährlichen Brennholzbedarf dar. Weil die Stämme durch die Trockenheit geschwächt sind, lassen sie sich nach Frickers Aussage nur noch als Brennholz verwerten. Deshalb ist die Scheitholz-Aktion in diesem Jahr statt in den Wintermonaten, bereits im Herbst. Somit erhofft sich der Gemeinderat aus dem anfallenden Holz noch einen Minimal-Erlös. Einen weiteren Holzeinschlag im kommenden Winter schlossen die Räte ebenfalls aus.