Umwelt- und Klimaschutz sind für die Bundesbürger fast zum wichtigsten Thema geworden: Laut einer Umfrage des Bundesumweltministeriums aus dem Jahr 2018 sehen 64 Prozent der Bevölkerung Umwelt- und Klimaschutz als "sehr wichtige Herausforderung" an - nur noch übertroffen vom Zustand des Bildungswesens im Land sowie vom Thema soziale Gerechtigkeit.
Dass das Öko-Bewusstsein auch in mainfränkischen Unternehmen größer geworden ist, spürt Jacqueline Escher seit längerem. Die 39-jährige Geographin ist an der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt für den Bereich Energie und Umwelt zuständig.
Dort steht sie neuerdings auch Unternehmen zur Seite und bietet Klimaschutz-Coaching an. In Einzelgesprächen will Jacqueline Escher den Ratsuchenden dabei zum Beispiel zeigen, wie sie ihren CO2-Fußabdruck ermitteln, was sie mit der Erkenntnis anfangen können, wie Klimareporting geht und welche Rolle die Digitalisierung beim Klimaschutz in einem Betrieb spielen kann.
Dieses IHK-Angebot ist nach Eschers Worten in Bayern einzigartig. Laut der von Bundeswirtschafts- und Bundesumweltministerium sowie den Wirtschaftskammern getragenen "Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz" ist ein solches Klimaschutz-Coaching auch bundesweit selten: Bislang gebe es das neben Würzburg nur an den IHKs in Kiel, Köln, Krefeld und Hagen.
In ihrer zusätzlichen Funktion versteht sich Escher nicht als diejenige, die für die Unternehmen den Kampf gegen den Klimawandel führt. Vielmehr will sie zeigen, welche Möglichkeiten und gegebenenfalls Förderungen es dafür gibt.
Klimaschutzpaket: Wie regionale Unternehmen reagieren
Seit 2012 ist Escher an der Würzburger IHK Referentin für Umwelt und Energie. Seitdem, sagt sie, sei die Öko-Sensibilität in der regionalen Wirtschaft gewachsen. Die Anfragen an sie seien zwar "nicht mehr oder weniger geworden", aber anders. Früher sei es vorrangig zum Beispiel um Solarstrom gegangen, heute stehe in den Firmen der Klimawandel im Fokus.
"Die Unternehmen warten aber noch, was da kommt", sagt Escher mit Blick auf die Umsetzung des von der Bundesregierung gerade beschlossenen Klimaschutzpakets. Es herrsche in den Betrieben weder Hektik noch Aktionismus.
Klimaschutz-Coaching: Um was es genau geht
Als Klimaschutz-Coach will Escher mit den Firmen zum Beispiel herausarbeiten, wie deren Mobilitätskonzept aussieht. Da gehe es dann etwa darum, wie die Mitarbeiter zur Arbeit kommen oder wie der Fuhrpark des Unternehmens ökologischer werden kann.
Wenn die IHK-Expertin von Firmen in Sachen Klimaschutz um Rat gefragt wird, stehen viele noch ganz am Anfang. Dann gehe es zunächst darum zu klären, ob das Unternehmen seinen ökologischen Fußabdruck für den gesamten Betrieb, für einzelne Produkte oder für seine Lieferketten ermitteln möchte. Sie gebe hier allerdings nur Hinweise, sagt Escher: "Ich rechne den Unternehmen nichts aus."
Coaching in Sachen Klimaschutz gibt es nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Kommunen. Der Frankfurter Verein "Klima-Bündnis der europäischen Städte" mit seinen 1700 Mitgliedern sieht sich als weltweit größtes Städtenetzwerk im Einsatz für den Klimaschutz. Der Verein wird unter anderem vom Bundesumweltministerium gefördert und will Kommunen helfen, ein "strukturiertes Klimaschutzmanagement" aufzubauen. Unterfränkische Mitglieder des Klima-Bündnisses sind Würzburg, Höchberg, Hammelburg, Wertheim, Aschaffenburg und Erlenbach am Main.