"Ihr Jahrgang hat die Zeit der Pandemie ja voll mitbekommen“, sagte bei der Freisprechungsfeier der unterfränkischen Zimmerleute im Margetshöchheim (Landkreis Würzburg) Hermann Lang, der Obermeister der Innung Würzburg-Kitzingen und Vizepräsident des Landesinnungsverbandes. Aus allen Innungsbezirken Unterfrankens absolvierten insgesamt 69 junge Zimmerleute die Gesellenprüfung, 61 haben sie bestanden. Das sind vier weniger als im Jahr zuvor. Es waren diesmal zwei Frauen dabei, 2021 nur eine. Der Notendurchschnitt lag in der schriftlichen Prüfung bei 3,8; in der praktischen Prüfung bei 3,1.
Die folgenden Informationen sind einer Pressemitteilung der Innung entnommen. Wegen der Pandemie wurde in der Berufsschule im zweiten Lehrjahr auf Distanzunterricht umgestellt. Das sei für Lehrende und Lernende eine Herausforderung gewesen, nicht allein durch die Kommunikationstechnik, mit der sie sich auseinandersetzen mussten, sondern auch, weil der Austausch der jungen Leute untereinander in der Schule fehlte, sagte Lang.
Herausforderung Corona
Gleichzeitig schulte die Krise fürs Leben: Hohe Flexibilität und ein großes Maß an Eigenverantwortung habe das den Auszubildenden abverlangt, sagte der Leiter der Würzburger Josef-Greising-Schule, Martin Reith.
Ein gute Vorbereitung aufs Leben war die Herausforderung der Corona-Zeit wohl jedenfalls. Der Berufsstand brauche hochmotivierte Fachleute, um die Anforderungen der Zukunft bewältigten, sagte Lang in seiner Festrede. Der Holzbau sei stark im Kommen. Klimaschutz, Energieeinsparung, natürliches Wohnen nannte er als Faktoren dafür. Selbst mehrstöckige Gebäude in Holzbauweise seien keine Seltenheit mehr. Mit Holz ließe sich auch leicht ein zusätzliches Stockwerk auf ein bestehendes Gebäude setzen oder ein Anbau realisieren und so weiterer Wohnraum in verdichteten Städten oder an Einfamilienhäusern auf dem Land schaffen.
Gute Aussichten für die Zukunft
Wie nötig das ist, weiß der Würzburger Landrat Thomas Eberth. Um Innenstädte und Dörfer attraktiv zu erhalten, brauche es Handwerker, sagte er bei der Freisprechungsfeier. Wichtig seien vor allem solche Fachleute, die sich auch mit Altbauten auskennen. Und für solche Sanierungen seien gerade Zimmerleute prädestiniert.
Gute Aussichten für die Zukunft präsentierte den neuen Gesellinnen und Gesellen auch der Margetshöchheimer Bürgermeister Waldemar Brohm: Sie befänden sich in einer hervorragenden Situation, da gute Fachleute händeringend gesucht würden. Aufträge könnten nicht vergeben werden, da sich entweder gar keine Firmen dafür meldeten oder andere die Arbeit wegen fehlenden Personals nicht ausführen könnten.
Gesellenbrief als Wertpapier
So hätten denn die jungen Leute mit dem Gesellenbrief ein Wertpapier in der Tasche, sagte der Vizepräsident der unterfränkischen Handwerkskammer, Josef Hoffmann. Und diese Berufsaktie biete ihnen eine gute Dividende in schwierigen Zeiten. Hoffmann forderte, dass die handwerkliche Ausbildung politisch den gleichen Stellenwert wie die akademische Ausbildung erhalte.
Einer, der sich seit Jahrzehnten für die Aus- und Fortbildung in Unterfranken und darüber hinaus einsetzt, ist der der stellvertretende Vorsitzende des Prüfungsausschusses, Zimmermeister und Fachlehrer Karl-Heinz Bonn. Für sein langes Engagement erhielt Bonn jetzt die silberne Ehrennadel des Verbandes.
Leistungsfähigkeit erhalten
Bei all den Blicken in die Zukunft des Handwerks und die Bedeutung der Ausbildung hatten auch die jungen Leute einen Tipp. Michael Olbrich, der Kammersieger, schilderte in seinem humorvoll gereimten Dank an Lehrer und Ausbilder auch die Erfahrungen der frischgebackenen Zimmerleute mit der Arbeit in ihrem Beruf: „Gleichwohl möchte ich auch nennen, nicht immer war es in der Zeit zu stemmen. Rücksicht ist auch hier gefragt, nicht dass die Arbeit überragt.“ Die Leistungsfähigkeit zu erhalten, sei genauso wichtig. Denn wer gesund und munter sei, erfülle auch gerne seine Pflicht.
Kammer-Sieger, Bester in Unterfranken: Kammersieger Michael Olbrich (Ausbildungsbetrieb Steffen Spinnler, Goldbach) kommt aus der Innung Aschaffenburg-Miltenberg.
Die Besten der Innungen: Würzburg und Kitzingen: Simon Kahl (Haag Holzhäuser, Marktsteft); Main-Spessart: Timo Winter (Weyer Holzbau, Roden); Schweinfurt-Haßberge: Ulrich Schnös (Zimmerei Peter Markfelder, Knetzgau); Aschaffenburg-Miltenberg: Michael Olbrich (Ausbildungsbetrieb Steffen Spinnler, Goldbach). Die Zimmerer-Innung Bad Neustadt-Bad Kissingen war bei der Freisprechung nicht vertreten. Die 17 Junggesellen, die zu ihr gehören, bekommen ihre eigene Feier mit der Kreishandwerkerschaft in Bad Neustadt.