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Zellerau
Klettermeisterschaft: Wie ein Salamander an der Wand
103 Starter waren zur Stadtmeisterschaft im Klettern und Bouldern ins DAV-Kletterzentrum in die Zellerau gekommen. Ein Würzburger hat das Männer-Finale gewonnen.
Hoch hinaus wollten die Kletterer bei der Würzburger Stadtmeisterschaft im Klettern und Bouldern im DAV-Kletterzentrum in der Zellerau.
Foto: Johannes Kiefer | Hoch hinaus wollten die Kletterer bei der Würzburger Stadtmeisterschaft im Klettern und Bouldern im DAV-Kletterzentrum in der Zellerau.
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:08 Uhr

Manuel Dahmen hat einen nicht alltäglichen Beruf. Er ist Schrauber. Aber nicht an einem Auto, auch nicht für einen Möbelhersteller, sondern in Kletterzentren. Der 26-Jährige hat gemeinsam mit seinem Team die rund 700 Griffe und 350 Tritte für die Würzburger Stadtmeisterschaften an die Wände geschraubt.

Mehr als eine Woche war Dahmen damit beschäftigt, teilweise auch in der Nacht. Extra aus Wuppertal ist er für seinen Job an den Main gekommen. Rund 15 Routen hat sich der Schrauber für das Klettern am Seil ausgedacht, hinzu kommen noch die Boulder-Züge im Freien. Teilweise musste mit einer Rampenbühne gearbeitet werden, um an die Überhänge weiter oben zu kommen. "Das ist in Fleisch und Blut. Ich schraube, seitdem ich 16 Jahre alt bin. Mit dem Klettern habe ich noch früher angefangen", berichtet Dahmen.

"Die Sicherheitsvorkehrungen sind auch heute sehr hoch."
Dominik Nennker - Leiter DAV-Kletterzentrum

Die Wände im DAV-Kletterzentrum in der Zellerau sind rund 14 Meter hoch. 103 Starter sind gekommen, darunter Soraya und Katrin Niebuhr. Sie versuchen sich an den zehn geschraubten Routen für die Qualifikation. Die Mutter und ihre neunjährige Tochter werden von den männlichen Parts ihrer Familie unterstützt: Sohn Samuel und Vater Markus. "In der Quali zählen die Punkte, die an den fünf schwierigsten Routen erzielt worden sind", weiß der momentan verletzte Markus Schädel und ergänzt. "Das meiste passiert beim Klettern in den Beinen."

Rund 15 Routen hat sich Manuel Dahmen für das Klettern am Seil ausgedacht.
Foto: Johannes Kiefer | Rund 15 Routen hat sich Manuel Dahmen für das Klettern am Seil ausgedacht.

Katrin Niebuhr scheint eine ausgezeichnete Beinarbeit zu haben. Schnell ist sie mit ihrem markanten Tattoo auf dem Rücken in schwindelerregender Höhe - fast so wie ein nach oben laufender Salamander. Am Ende gewinnt die Hettstädterin die - allerdings dünn besetzte - weibliche Ü-40-Konkurrenz scheinbar mühelos. Tochter Soraya schlägt sich als jüngste Teilnehmerin der gemischten Nachwuchsklasse (Jahrgänge 2009 bis 2006) ebenfalls sehr wacker, auch wenn manche Griffe für sie alleine schon aufgrund ihrer Größe unerreichbar bleiben. Am Ende verpasst Soraya als Achte unter fast 30 Startern nur knapp das Finale.

Entspannung bei einer Tasse Kaffee auf der Außenterrasse

Derweil sitzt Dominik Nennker entspannt bei einer Tasse Kaffee auf der Außenterrasse. Die meiste Arbeit ist geschafft; jetzt wird fleißig geklettert - draußen (Bouldern, ohne Seil) wie drinnen (Lead, mit Seil). Erst seit knapp einem Jahr leitet der 28-Jährige, der ebenfalls aus Wuppertal stammt, das Würzburger Kletterzentrum. "Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen, auch wenn das sicherlich mehr Einsatz erfordert als ein normaler Job", sagt Nennker. Und auch mehr Verantwortung.

"In der Wuppertaler Kletterhalle habe ich einen schweren Unfall erlebt. Das muss nicht noch mal sein", findet der Betriebsleiter und betont: "Die Sicherheitsvorkehrungen sind auch heute sehr hoch. Klettern gilt als Risikosportart. Wir bezeichnen sie in der Szene lieber als Sport mit Risiko." Denn statistisch gesehen müsste man über 100 Jahre jeden Tag drei Stunden lang klettern, bis ein Unfall passiere. "Kleinere Verletzungen wie blaue Flecken oder Bänderrisse sind davon natürlich ausgenommen", so Nennker.

Bei der achten Auflage der offen ausgeschriebenen Stadtmeisterschaften passiert zum Glück nichts Schlimmes. Das spannende Männer-Finale gewinnt der Würzburger Jan Jörg mit den letzten drei Zügen. Bei den Frauen siegt die Bayreutherin Julia Schwarz. Gegen 20 Uhr können Nennker und seine Mannschaft das DAV-Kletterzentrum wieder abschließen. Rund zwölf Stunden sind sie nun schon auf den Beinen. Doch die Arbeit im Zuge dieses inoffiziellen Wettkampfs, bei dem der Spaß im Vordergrund stehen soll, ist damit noch nicht beendet. Ab Montag wird wieder umgeschraubt...

 
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