
Josef Rückel aus Aub wollte gern der Erste sein. Und es ist ihm gelungen. Schon bevor die Zulassungsstelle in Ochsenfurt am Mittwochmorgen um 7.30 Uhr öffnete, stand er mit seinem neuen Nummernschild auf der Matte. Er ist der erste Autofahrer, der an sein Fahrzeug ein neues OCH-Kennzeichen schrauben darf.
„Ich habe das Kennzeichen vor Monaten im Internet reserviert“, sagt Rückel, der im Vorraum der Zulassungsstelle darauf wartet, dass seine Nummer aufgerufen wird. „Da war noch gar nicht ganz klar, ob das OCH-Kennzeichen überhaupt kommen würde.“ Für Josef Rückel war es keine Frage, dass er sich für sein Auto ein solches Nummernschild holen würde. Jetzt trägt es außer den drei Buchstaben für den Altlandkreis Ochsenfurt auch seine Initialen JR sowie die Zahl 50 für sein Geburtsjahr.
Kein Ansturm
Der Ansturm in der Zulassungsstelle hält sich an diesem Morgen in Grenzen. Mit Josef Rückel warten nur Anja Harder, Ralf Hamm und Michael Schulz. Verwunderlich ist das nicht, war doch erst am Nachmittag zuvor bekannt geworden, dass die neuen Kennzeichen nun doch schon ab Mittwoch eingetragen werden können. Josef Rückel war kurzfristig informiert worden – ein Service, den es zur Kennzeichenreservierung im Internet dazu gab.
Michael Schulz aus Winterhausen ist nicht eines OCH-Kennzeichens wegen gekommen. Er möchte für seinen Vater einen Anhänger anmelden, und der bekommt ein ganz herkömmliches Nummernschild mit WÜ. „Bei einem Anhänger ist das nicht so wichtig“, meint Schulz. Sein eigenes Auto könnte aber durchaus irgendwann ein OCH-Kennzeichen tragen.
Anja Harder und Ralf Hamm aus Ochsenfurt hingegen haben ihr neues Nummernschild schon dabei: OCH-NE, was ziemlich lustig klingt, wenn es laut ausgesprochen wird. „Mir war mit meinem alten Nummernschild nie ganz wohl“, gesteht Anja Harder. Ganz ohne Hintergedanken hatte sie damals ihre Initialen AH als Wunschkennzeichen gewählt. Sie wusste nicht, dass diese Buchstabenkombination zu denjenigen gehört, die unter die Regelungen zur Nazi-Symbolik fallen und deshalb eigentlich nicht vergeben werden dürfen. Warum AH, das auch für Adolf Hitler stehen könnte, seinerzeit bei der Zulassung durchging, weiß sie selbst nicht. Nun muss sich die Leverkusenerin, die seit 13 Jahren in Ochsenfurt lebt, keine Gedanken mehr machen. Ihr neues Nummernschild regt nicht nur zum Schmunzeln an, sondern ist auch ein Zeichen der Verbundenheit mit ihrer Wahlheimat.
Inzwischen hat Josef Rückel die Gebühr entrichtet und strebt seinem Auto zu, das im Hof des Landratsamtes parkt. Mit diesem Fahrzeug wird der Auber nun gleich doppelt auffallen: zum einen wegen des Kennzeichens, zum anderen wegen des Mobils selbst. Es ist ein Elektrofahrzeug, das Josef Rückel vor einem Jahr aus Gründen des Umweltschutzes gekauft hat. „Es fährt 84 Stundenkilometer schnell und hat eine Reichweite von 90 Kilometern“, sagt er stolz. Abends „betankt“ er seinen kleinen Flitzer an der Steckdose im Carport, und zwar mit günstigem Nachtstrom.
Zufrieden befestigt Josef Rückel die neuen Kennzeichen an seinem Auto. Er habe es damals sehr bedauert, als mit der Gebietsreform das eigene Kennzeichen für den Ochsenfurter Landkreis weggefallen sei, sagt er. Nun zu dem alten Kennzeichen zurückzukehren, ist für ihn selbstverständlich.
Genügend Zeit.
In der Zulassungsstelle ist auch um 8 Uhr noch kaum etwas los. Die dort Beschäftigten rechnen mit einem späteren Einsetzen des Ansturms, weil vermutlich viele Menschen von der Möglichkeit der Kennzeichenausgabe bis Mittwochmorgen noch gar nichts wussten.
Das Landratsamt weist übrigens darauf hin, dass der Reservierungszeitraum bis zum Herbst ausgedehnt worden sei. Wer ein OCH-Kennzeichen reserviert hat, muss nicht gleich in den nächsten Tagen zur Zulassungsstelle kommen. Damit soll der Ansturm entzerrt werden.



