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Würzburg
Klaus Linsenmeyer: Halbes Jahrhundert am selben Instrument
Der Organist Klaus Linsenmeyer feiert Jubiläum als Organist. Er spielt seit 50 Jahren die Orgel in Stift Haug in Würzburg.
Foto: Thomas Obermeier | Der Organist Klaus Linsenmeyer feiert Jubiläum als Organist. Er spielt seit 50 Jahren die Orgel in Stift Haug in Würzburg.
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 11.10.2021 02:29 Uhr

Beim Fototermin zu seinem 50. Amtsjubiläum als Organist von Stift Haug spielt Klaus Linsenmeyer dann und wann einen kleinen Lauf, mal auf dem mittleren, mal auf dem unteren Manual. Das klingt stets sehr präsent, voll gegenwärtig, ganz und gar nicht 83-jährig.

70 Aufnahmen hat Linsenmeyer für den Bayerischen Rundfunk in dieser Zeit gemacht, an der 1961 gebauten Klais-Orgel in der Pleich und gern auch an süddeutschen Barockinstrumenten. Das Bistum Würzburg verlieh ihm die Bruno-Medaille, Deutschland das Bundesverdienstkreuz am Bande, dies auch für seine pädagogischen Tätigkeiten. Deren Basis bildete Klaus Linsenmeyers Ausbildung als Musiklehrer, der er ab 1971 denn auch am Friedrich-Koenig-Gymnasium war.

Gleichzeitig begann er seinen "zweiten Hauptberuf" in Stift Haug, wozu später auch die Organistenschulung im Bistum, Chorleitung und die Kantorenbetreuung kamen. Und nach seiner Pensionierung als Studiendirektor hängte er noch sieben Jahre lang Musikstunden bei den Ursulinerinnen dran. Bei alledem blieb eine Ehrung für ihn aus – der doctor honoris causa. Seinen Doktortitel hat er sich nämlich redlich erforscht, noch als Endfünfziger mit einer Arbeit über Wilhelm Kempff als Kollegen, also ebenfalls als Künstler und Pädagoge.

Beim Fototermin zu seinem 50. Amtsjubiläum als Organist von Stift Haug spielt Klaus Linsenmeyer dann und wann einen kleinen Lauf, mal auf dem mittleren, mal auf dem unteren Manual.
Foto: Thomas Obermeier | Beim Fototermin zu seinem 50. Amtsjubiläum als Organist von Stift Haug spielt Klaus Linsenmeyer dann und wann einen kleinen Lauf, mal auf dem mittleren, mal auf dem unteren Manual.

Den Nachwuchs fördern, Konzerte geben – im Fall Klaus Linsenmeyer bedeutet das: ganze Konzertreihen veranstalten. Doch fehlt da trotz aller Vielfalt nicht ein Aspekt des Organistenberufs?

"Bei mir kamen immer zuerst die Gottesdienste", platzt die Antwort aus ihm heraus. Wobei ein Teil der Messe ja nun einmal der Gemeindegesang ist. Diese oft etwas schleppend verlaufende Ausdrucksform trifft in der großen Barockkirche an der Bahnhofstraße obendrein auf harte Bedingungen: auf sieben Sekunden Nachhall. Da muss der Instrumentalist "nicht begleiten, sondern auch führen. Am besten: mitsingen!" Man sollte "mit der Gemeinde mitatmen, damit ich nach einer Pause weiß, wann der nächste Einsatz kommt". Das klingt nach einer Gratwanderung: sich auf den Laienchor unter der Empore einlassen, ihn gleichzeitig aber auch leiten.

Er hat sich "ein angemessen frisches Tempo erlaubt"

Zur Lösung dieser Aufgabe hat sich Klaus Linsenmeyer "ein angemessen frisches Tempo erlaubt". Die Formulierung erinnert an die eingangs so munter aus dem Handgelenk präludierten Takte für den Fotografen. So arbeitet er auch mit der heiklen Akustik, deren Herausforderung er gern annimmt. Denn: "Kirchenhall ist etwas Besonderes. Da steigt der Klang zum Himmel."

Soweit fürs erste der Spieler. Und sein Instrument? Nach Auslandsreisen "komme ich immer wieder gern an meine Orgel zurück, zu diesem klanglichen Juwel", preist Linsenmeyer. Zurückkommen meint dabei: von Tourneen durch die ganze Welt außer Afrika und Australien. Und Juwel heißt: Die Bonner Firma Johannes Klais baute in Stift Haug ein Instrument, auf dem sich Musik aus jeder Epoche und in jeder Stilrichtung spielen lässt. Doch immer ertönt laut Linsenmeyer "alles homogen harmonisch abgerundet" – auch mit der Innenarchitektur: "Die Orgel ist dem Raum angepasst."

In den fünf Jahrzehnten dieser Mensch-Gerät-Beziehung hat sich in erster Linie der Mensch gewandelt. Denn auf die Frage, wie diese Partnerschaft gewachsen ist, fasst Klaus Linsenmeyer zusammen: "Das klangliche Vorstellungsvermögen ändert sich, man bekommt ja im Lauf der Zeit immer mehr Vergleichsmöglichkeiten. Man reift mit dem Instrument wie in einer Ehe." Wozu er wie zur sachlichen Erklärung sofort nachschiebt: "Ich hatte nie im geringsten das Gefühl, mich von meiner Orgel trennen zu müssen. Auf dem Instrument und mit meinen Pfarrherren verlief alles in harmonischem Gleichklang."

Am 15. Oktober um 22.05 Uhr spielt das Programm "Bayern 4 Klassik" Aufnahmen von Klaus Linsenmeyer, seinem Lehrer Karl Richter und anderen.

 
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