Mit einer Ehrung begann die ordentliche Sitzung des Zweckverbands Abwasserbeseitigung "Obere Pleichach". Vorsitzender Bürgermeister Bernd Schraud gratulierte Ralf Rösner-Scheller zu dessen 25-jährigem Dienstjubiläum und übergab ihm ein Weingeschenk. Der gelernte Elektriker ist nach seiner Ausbildung zum Facharbeiter seit dem Jahr 2000 verantwortlicher Klärwärter der Verbandskläranlage in Unterpleichfeld.
Zum Zweckverband gehören die Mitgliedsgemeinden Bergtheim, Unterpleichfeld, Oberpleichfeld und Hausen. Verbandsvorsitzender Schraud und Geschäftsführer Christoph Hammer wiesen auf dringende Sanierungsmaßnahmen an den Verbandsanlagen hin. Im Rahmen einer turnusgemäßen Kamerabefahrung der Verbandssammler wurden schadhafte Teile festgestellt. Sie verzeichnen erhebliche Wassereinbrüche.
Auch am Pumpwerk in Oberpleichfeld kann ein dringender Sanierungsbedarf nicht mehr aufgeschoben werden. Der Einbau eines Grobrechens sei sinnvoll und durchgerostete Rohre müssten ausgetauscht werden. Das Ingenieurbüro Arz in Würzburg hat den Umfang der anstehenden Sanierungsmaßnahme ermittelt. Sie ist technisch möglich und soll zeitnah durchgeführt werden.
Kasse "sauber und ordentlich geführt"
Im September hat der örtliche Rechnungsprüfungsausschuss mit dem Vorsitzenden Edgar Bauer die Jahresrechnungen 2019 und 2020 geprüft. Die Verbandsräte wurden dabei von Ruben Mödl und Nadine Bauer von der Finanzverwaltung der Verwaltungsgemeinschaft Bergtheim "sehr gut unterstützt", lobte Vorsitzender Bauer. Alle Fragen wurden umgehend geklärt. Die Kasse sei "sehr sauber, übersichtlich und ordentlich" geführt worden.
Im Jahr 2019 hat sich das Schuldenkonto zum Jahresende auf gut 2,23 Millionen Euro erhöht. Im Haushalt gab es Unter- und Überschreitungen einzelner Posten, aber die Zahlen ergaben letztendlich fast eine Punktlandung zum Ansatz. Zum Jahresende 2020 betrug der Schuldenstand des Abwasserzweckverbands knapp 1,93 Millionen Euro. In diesem Berichtsjahr habe das Gremium "einige andere Schwerpunkte gesetzt, als es in der ursprünglichen Planung vorgesehen war".
Sowohl die Jahresrechnung 2019 als auch die Jahresrechnung 2020 wurde von der Verbandsversammlung des Abwasserzweckverbands mit einstimmigen Beschlüssen bestätigt und mit den festgestellten Ergebnissen entlastet.
Prognose der Entwicklung der Einwohnerzahlen nötig
Im Hinblick auf die Erneuerung und Erweiterung der Kläranlage in Unterpleichfeld benötigen die Planer eine Prognose über die Entwicklung der Einwohnerzahlen der angeschlossenen Ortsteile. Davon hängt die Bemessung der künftigen Kläranlage ab. Sie soll zwar groß genug gebaut, aber nicht überdimensioniert werden. Wenn eine Kläranlage zu groß bemessen wird, sei sie "in der Reinigungsleistung schwierig zu führen" und arbeitet nicht effektiv.
Im Oktober 2020 waren rund 8150 Einwohner mit ihrem Hauptwohnsitz im Verbandsgebiet gemeldet. Dazu kommen die Zweitwohnsitze und das Gewerbe, so dass man für die aktuelle Berechnungsgrundlage 9000 Personen zugrunde legen könnte, deren Abwasser in der Verbandskläranlage gereinigt wird.
Den Verbandsräten fiel es nicht leicht, eine Entwicklungsprognose ihrer Einwohnerzahl abzugeben. In ihre Diskussionen flossen nicht nur konkrete Fallzahlen der letzten Jahre, sondern auch Überlegungen im Hinblick auf neue Baugebiete, einen möglichen Zwang zur Bebauung brach liegender Grundstücke im Ortskern oder die eventuelle Ansiedlung von Gewerbe mit hoher Schmutzfracht mit ein.
Kläranlage ist schon 40 Jahre alt
Zudem sei die derzeitige Kläranlage nicht nur 20, sondern schon 40 Jahre alt. So weit in die Zukunft könne man nicht sehen. "Jede Prognose, die über den Zeitraum der nächsten fünf Jahre hinausgeht, ist schwierig", wusste Verbandsvorsitzender Schraud. "Trotzdem ist es unsere Aufgabe, die künftige Entwicklung für die nächsten zehn bis 20 Jahre nach bestem Wissen grob abzuschätzen", bat er die einzelnen Mitgliedsgemeinden um ihre Bewertung.
Letztendlich gab jede der vier Gemeinden ihre Entwicklungsprognose ab und die Zahlen wurden zusammengerechnet. Das Gremium einigte sich auf die Summe 3000. Dieser Bevölkerungszuwachs in den derzeit an die Kläranlage angeschlossenen Ortsteilen sei in den nächsten 20 Jahren relativ realistisch.
Ob der Bergtheimer Ortsteil Opferbaum an die Verbandskläranlage in Unterpleichfeld angeschlossen wird, soll im Frühjahr 2022 endgültig entschieden werden. Möglicherweise muss dann die Größe der künftigen Kläranlage etwas nach oben korrigiert werden.
In der Sitzung des Verbandsrats ging es auch über den Austausch der Belüftungssysteme des Belebungsbeckens und um die rückwirkende Erhebung von Niederschlagsabwasserabgaben durch das Landratsamt Würzburg. Diese Erhebungen und Gebührenentscheide betreffen zwei Entlastungsbauwerke in Erbshausen-Sulzwiesen und die Jahre 2016 bis 2020.
Insgesamt muss der Verband für diese fünf Jahre gut 44 000 Euro für die wasserrechtliche Erlaubnis zum Einleiten des verschmutzten Niederschlagwassers aufbringen. Das für die Schmutzfrachtberechnung beauftragte Ingenieurbüro wird eine Übergangsregelung für die beiden Entlastungsbauwerke beantragen. Aufgrund der angespannten Finanzlage ist die kurzfristige Fälligkeit der nun erlassenen Bescheide des Landratsamts für den Zweckverband problematisch.