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Weikersheim
Klänge wie aus einer Neuen Welt
Das Bundesjugendorchester spielte unter Leitung von  Elias Grandy in der ausverkauften TauberPhilharmonie Weikersheim.
Foto: Sabine Siemon | Das Bundesjugendorchester spielte unter Leitung von Elias Grandy in der ausverkauften TauberPhilharmonie Weikersheim.
Bearbeitet von Lena Berger
 |  aktualisiert: 24.05.2022 09:49 Uhr

Strahlende Gesichter, Gänsehaut und ein schlichtweg großartiges Orchesterkonzert: der Auftritt des Bundesjugendorchesters am Sonntagmorgen in der ausverkauften TauberPhilharmonie Weikersheim geriet zum Triumph. Bereits in seinen Begrüßungsworten wies Intendant Johannes Mnich darauf hin, dass das junge Spitzenorchester nur in Weikersheim sein volles Konzertprogramm abliefern würde.

Und was die 14- bis 19-Jährigen in gut 90 Minuten auf die Bühne brachten, konnte sich mit etablierten Spitzenorchestern messen lassen, heißt es in einer Pressemitteilung der TauberPhilharmonie Weikersheim. Von Sergei Prokofiews „Symphony classique“ bis zur hochromantischen 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ von Antonín Dvorák ging die musikalische Reise, die den Konzertsaal des Weikersheimer Konzerthauses zum Beben brachte. Tosender Applaus und Standing Ovations waren der Dank des Publikums.

Auftritt in voller Orchesterbesatzung

Aufgrund eines genehmigten Hygienekonzepts war es den jungen Musizierenden möglich, den Auftritt in voller Orchesterbesetzung mit über 80 Musizierenden zu spielen, und nach langen Monaten der Stille war jeder Geigenlauf, jede Bläserfanfare und jeder Paukenschlag ein Ereignis. Präzise und mitreißend geleitet vom Heidelberger Dirigent Elias Grandy begann die Matinee mit Klängen aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Mitten im Ersten Weltkrieg schrieb Prokofiew seine „Symphonie classique“, bei der er Kompositionsregeln von Joseph Haydn anwandte und sie zugleich kunstvoll und ironisch in die damalige Zeit versetzte. Da verschoben sich Rhythmen, quakten Holzblasinstrumente um die Wette und wurde unter Missachtung aller Tonsatzregeln konsequent nur in Dur notiert – ein wahrer Ohrenschmaus.

Spielfreude pur bei Beethoven

1953 komponierte Einojuhani Rautavaara noch als Student sein „Requiem of our time“. In klassischer Satzfolge für Bläserensemble und Schlagzeug geschrieben strahlten hier Trompete, Posaune, Horn und Bariton um die Wette. Kleine intonatorische Unsicherheiten am Anfang wurden weggeschmettert und vom feinsten Pianissimo bis zum dröhnenden Forte zeigten die jungen Bläser eindrucksvoll, dass sie zurecht auf eine Profikarriere zusteuern.

Und danach: Spielfreude pur. Beethovens „Leonoren-Overtüre“ begann dumpf brodelnd und spannungsgeladen, mit wunderbarem Zusammenspiel und der Besonderheit einer Ferntrompete, die von der Empore des Konzertsaals ihre perfekt intonierten Fanfaren in den Raum blies. Und das rauschhafte Finale mit sich überschlagenden Streicherklängen und wildem Schlussgalopp löste bereits die ersten Jubelrufe im Publikum aus.

Ein Tourneeauftakt nach Maß

Diese sollten am Ende noch länger und lauter werden, denn was die jungen Musizierenden aus der neunten Sinfonie von Dvorák herauskitzelten, lies niemanden ungerührt und so setzten nach dem letzten Bläserakkord völlig zurecht Fußtrappeln, Bravorufe und lauter Jubel ein. Ein Tourneeauftakt nach Maß, den das Ensemble des Deutschen Musikrats als nächstes unter anderem in Köln und Berlin zu Gehör bringen wird. Und eine musikalische Sternstunde für die TauberPhilharmonie und den Main-Tauber-Kreis.

 
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