
Auf sie passt der Song "Mit 66 Jahren" von Udo Jürgens, in dem es heißt: "Mit 66 ist noch lang noch nicht Schluss". Mittlerweile ist die Bullenheimer Ärztin Dr. Claudia Schubert 75 Jahre alt und hat jetzt Nachfolger für ihre Praxis gefunden. Die Nachfolger kommen aus dem Nachbarlandkreis Kitzingen. In der Stadt Kitzingen haben Dr. Tobias Freund (41) und Dr. Matthias Hock (38), Fachärzte für Allgemeinmedizin, im Jahr 2018 eine Praxis übernommen, die auch Akademische Lehrpraxis der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ist. Dazu gibt es drei angestellte Ärztinnen und einen Arzt.
Zu ihnen hatte Claudia Schubert immer wieder Patienten und Patientinnen geschickt, die eine Sonographie benötigten. So kam eine gute Verbindung zu Stande, die sich fortsetzte, als aus der Kitzinger Praxis eine Vertretung kam, seit Claudia Schubert im Krankenstand ist. "Wenn es nicht die Kooperation gegeben hätte, hätten wir die Praxis schließen müssen", sagt Beate Dahlfeld vom Praxisteam, das aus sieben Medizinischen Fachangestellten besteht.
Noch Einiges an Bürokratie zu bewältigen
Freund und Hock haben in Kitzingen eine relativ große Praxis. Einen Expansionsplan hatten sie aber nicht aktiv vorangetrieben. Doch: "Wir haben hier ein motiviertes Team kennengelernt, das es wollte, dass es weitergeht", berichtet Freund im Gespräch mit dieser Redaktion im Sprechzimmer der Praxis, das von Dr. Schubert sehr wohnlich gestaltet wurde.
Hier gebe es viele kleine Ortschaften. Wir hatten das Gefühl, dass es eine Unterversorgung gebe, fügt Hock hinzu. "Diesen Standort zu halten, sei etwas sehr Sinnvolles. Eigentlich ist es Dr. Freund gewesen, der mich ,bearbeitet' hatte", sagt Hock und sein Kollege lacht und bekennt: "Ich fühle mich wohl in Bullenheim."

Die beiden Ärzte berichten noch von vielen organisatorischen Dingen, die bewältigt werden müssten. Zum Beispiel gehe es um Regularien der Kassenärztlichen Vereinigung. Es sei einiges an Bürokratie zu bewältigen, um auch alle Untersuchungen machen zu dürfen.
So wird ab 1. Juli eine Filialpraxis eröffnet. Bis dahin werde es eine Übergangszeit geben. Dass die Praxis erhalten bleibt, freut die Patienten. Etwa 2000 sind es laut Praxisauskunft pro Quartal. Zwischen 4000 und 4200 Patientinnen und Patienten versorgt die Praxis insgesamt. In der Vertretungszeit haben sich die Patienten schon daran gewöhnt, dass es Terminsprechstunden geben wird. Künftig kann man dann auch online einen Termin buchen, was in der Kitzinger Praxis gut funktioniert.
An drei Wochentagen auch nachmittags Sprechstunde
Künftig soll es unter der Woche jeden Vormittag von 8 bis 12 Uhr oder eventuell 13 Uhr Sprechstunden geben. Montags, dienstags und donnerstags auch von 15 bis 17 Uhr – oder nach Vereinbarung. Das sei aber alles noch nicht bis ins Detail festgelegt, betonen die Ärzte. Bislang hatte es täglich einen halben Tag als offene Sprechstunde gegeben.

Seit 1984 hat Dr. Schubert ihre Praxis in Bullenheim. Am 1. April ist sie 40 Jahre dort. Zuvor war sie fünf Jahre in Würzburg tätig, damals als jüngste Ärztin Bayerns. Dass sie nach Bullenheim kam, bezeichnet sie als Glücksfall. Das sei ein so paradiesischer, idyllisch in einer Senke gelegener Ort. "Hier fühle ich mich zuhause", sagt sie im Telefongespräch. "Ich möchte keinen Tag missen."
"Ernstlich krank war ich bis jetzt nicht", erzählt sie. Doch jetzt habe sie für längere Zeit in die Klinik gemusst. Sie hofft, dass sie bald wieder ein Stück weit mitwirken kann, wenn auch mit reduzierter Einsatzkraft. "Ich freue mich schon auf den ersten Arbeitstag."