Kinder wachsen heute ganz selbstverständlich mit digitalen Medien auf. Sie erleben die Eltern im Home Office, schauen älteren Geschwistern bei der Handy-Nutzung über die Schulter oder haben Videoanrufe mit dem Tablet selbst als Möglichkeit kennengelernt, während des Lockdowns mit den Großeltern in Kontakt zu bleiben.
Das Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) hat festgestellt, dass viele Kinder bereits beim Eintritt in die Kita über Erfahrungen mit digitalen Medien verfügen. Deshalb entwickelte das Institut gemeinsam mit dem Zentrum für Medienkompetenz in der Frühpädagogik (ZMF) und dem JFF – Institut für Medienpädagogik eine Qualifizierungskampagne für Kindertageseinrichtungen, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts Würzburg.
Kitas haben digitalen Bildungsauftrag
An der Fortbildung mit dem Titel „Startchance kita.digital“ nehmen auch acht Kitas im Landkreis Würzburg und drei Einrichtungen aus dem Stadtgebiet teil. Bei der regionalen Auftaktveranstaltung im Landratsamt Würzburg begrüßte Landrat Eberth rund 30 Vertreterinnen aus den Kita-Leitungen, Fachkräfte, Träger und Elternbeiräte. „Sinnvolle Mediennutzung will gelernt, aber auch richtig gelehrt werden“, lobte Eberth die Initiative, die vom Bayerischen Sozialministerium finanziert wird. Es gehe darum, Kinder in einem geschützten Raum behutsam an digitale Medien heranzuführen, pädagogisches Personal in seiner Medienkompetenz zu stärken und Eltern bei der Erziehung zu sinnvoller Mediennutzung zu unterstützen.
Kita-Digital-Coach Frank Findeiß, der seit vielen Jahren mit dem Jugendamt des Landkreises Würzburg zusammenarbeitet, begleitet die elf Einrichtungen ein Jahr lang und vermittelt Ideen und Anregungen, wie Kitas ihren digitalen Bildungsauftrag erfüllen können. „Das Ziel ist nicht ein Mehr an digitalen Medien in der frühkindlichen Bildung, sondern eine Anleitung zur kreativen, altersgerechten und sicheren Nutzung“, erläuterte Findeiß die Kampagne. Intuitiv nutzbare Programme erlauben es schon kleineren Kindern, Bildergeschichten selbst zu gestalten, erste Filme zu drehen oder Hörspiele aufzunehmen. „Entdeckendes Lernen“ nennt sich dieser Ansatz zur Aneignung von Wissen.
Mehr als Unterhaltung – Digitale Medien als Informationsquelle
„Viele Kinder nehmen Handy, Laptop und Co. Zuhause nur als Unterhaltungsmedien wahr“, weiß Julia Brand, im Jugendamt des Landkreises zuständig für die Fachaufsicht und Fachberatung der Kitas. „Frühe Medienbildung hilft Kindern, die digitalen Möglichkeiten als Werkzeuge der Wissenserweiterung und Information wahrzunehmen“. Brand organisiert den Ablauf der Qualifizierungskurse im Landkreis und steht den Einrichtungen auch nach der Kampagne als Ansprechpartnerin zur Verfügung.
„Startchance kita.digital“ kombiniert Fortbildung, Vor-Ort-Begleitung in den Einrichtungen und den Aufbau von Lerngemeinschaften mit Informationen für Eltern. „Wenn wir Kinder frühzeitig in ihrer Medienkompetenz stärken, können wir auch Suchtverhalten vorbeugen“, ist Landrat Thomas Eberth überzeugt. Er dankte den teilnehmenden Einrichtungen dafür, ihren digitalen Bildungsauftrag ernst zu nehmen und Kinder dabei zu unterstützen, sich in einer komplexen Medienwelt zurechtzufinden. Bei einer regionalen Abschlussveranstaltung im Sommer 2022 präsentieren die elf Kitas aus Stadt und Landkreis Würzburg dann die Ergebnisse der Praxisphase.