
Seit dieser Woche ist das Restaurant „Oma's Küche“ in Binz auf Rügen kinderfrei, jedenfalls ab 17 Uhr. „Es ist irgendwo eine Grenze erreicht, wo wir sagen, es geht einfach nicht mehr“, sagt Wirt Rudolf Markl. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Es gehe um Kinder, die Gäste am Nebentisch belästigen würden, die an Tischdecken zerrten und Rotweingläser umschmissen – und Eltern, die nicht eingreifen.
„Die quittieren das mit einem Lächeln, essen weiter, und es interessiert sie alles nicht.“ Es gehe explizit nicht gegen den Nachwuchs, sondern gegen ignorante Eltern, „die ihren Namen tanzen können, aber ihre Kinder nicht mehr im Griff haben“, stellt der Gastronom klar.
Elternverband: „Konzession entziehen“
Martin Löwe vom Bayerischen Elternverband kritisiert das Vorgehen des Wirts scharf. „Solchen Gaststätten sollte die Konzession entzogen werden“, sagt der Landesvorsitzende. Es handle sich um eine Diskriminierung von Eltern mit Kindern, was einem Verstoß gegen das Grundgesetz gleichkomme. „Wer sich durch das natürliche Verhalten von Kindern gestört fühlt, ist ein asoziales Element“, beanstandet Löwe. Kinder müssen die Regeln der Gesellschaft erst erlernen. Dennoch sollten Eltern ihnen Grenzen aufzeigen. Wen das unerzogene Verhalten von Kindern in Restaurants belästige, solle den Kontakt zu den Eltern suchen. „Ein pauschales Verbot ist kein probates Mittel“, sagt Löwe.
Gastronomen verfügen über Hausrecht
Michael Schwägerl vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband hält nichts von einem Kinderverbot. „Gegenüber jedem Gast sollte man als Gastronom Toleranz walten lassen“, sagt der Bezirksgeschäftsführer. Eine Pauschalisierung sei nicht der richtige Weg, um unerzogene Kinder und deren Eltern aus Restaurants fernzuhalten. Schwägerl weist darauf hin, dass Gastronomen in extremen Fällen von ihrem Hausrecht Gebrauch machen könnten. Ihm ist kein Wirt in Unterfranken bekannt, der ähnliche Ansichten vertritt wie der Inhaber von „Oma's Küche“.

Die Reaktionen auf das Verbot seien fast ausnahmslos gut, berichtet der Wirt aus Rügen. Aus der Anonymität des sozialen Netzwerkes heraus würde es zahlreiche kritische Meldungen geben, auch solche unter der Gürtellinie. Probleme für sein Geschäft erwartet Markl zwar nicht. Aber auch nicht mehr Gäste, da das Restaurant ohnehin immer voll sei. Die Einschränkung sei eine Entscheidung für die Gäste, die in Ruhe einen netten Abend verbringen wollten. Er wolle seinen Gästen eine „Oase der Ruhe“ bieten.
Sehen unterfränkische Wirte Handlungsbedarf?
Im Restaurant Zehntkeller in Iphofen (Lkr. Kitzingen) hat man mit Kindern bislang keine schlechten Erfahrungen gemacht. Felicitas Ring arbeitet dort seit 13 Jahren. „Oft reicht eine Ermahnung der Eltern“, sagt sie. Und wenn die Kinder im Restaurant doch mal herumrennen, erklärt Ring ihnen, dass die Teller heiß sind und das gefährlich sei. „Das verstehen die jungen Gäste dann auch.“ Das Verbot könne sie daher nicht nachvollziehen.
Der Sternekoch Bernhard Reiser aus Würzburg sieht das ähnlich. Wie sich Kinder in Restaurants verhalten sei nicht nur eine Frage der Erziehung, sondern auch des Auftretens des Personals. Er befürwortet, dass Eltern ihre Kinder auch an der gehobenen Gastronomie teilhaben lassen. „Dann bekommen die Kinder auch mal etwas anderes, als immer nur Pommes oder Spätzle“, sagt Reiser. Auch andere Restaurants teilten der Redaktion mit, dass sie kein generelles Problem mit Kindern in ihren Gaststätten hätten.
Für Markl ist die Rolle des polarisierenden Gastwirts nicht ganz neu. Als er sein Restaurant im Jahr 2007 eröffnete, sei es das erste Nichtraucherlokal auf der Insel Rügen gewesen. Das Rauchverbot bestand damals noch nicht. „Aber auch das wurde akzeptiert und gut angenommen“, sagt er. Und auch jetzt steht er zu der Entscheidung zur abendlichen Kinderfreiheit.
Mit Material der dpa
ein Kneipengeschehen in Binz auf Rügen bringt es hier in WÜ auf bisher 51 Kommentare in der >M-P<.
Was in und um WÜ geschieht scheint nur noch wenige zu interessieren ?? !!! Da ist doch weiss Gott auch nicht alles in Butter !
...ich seh das mal als Bsp. für alle Gaststätten und Restaurants die sich mit solchen "Familien" herumärgern müssen.
Es gibt derartige Fälle (hier meine ich die unbeachteten Kinder und ihr Verhalten) auch genügend in unserer Stadt und im Umland.
Daher finde ich diesen Artikel und die entstandene Diskussion durchaus wichtig. Letztlich ist dieses "Kneipengeschehen" nur ein kleiner Aspekt des Werteverfalls in der Erziehung der Kinder und damit unserer ganzen Gesellschaft!
MfG
ist das Stichwort und sollte eigentlich von den Eltern(!!) berücksichtigt werden (man kann ja wohl nicht jede ureigene Angelegenheit sozialisieren?!). Leider muss sich hier der Wirt zum Buhmann machen für all die Leute, denen es geradehinaus egal (oder gar recht?!) zu sein scheint, was ihr Nachwuchs anstellt, auch bzw. gerade wenn sie ihn in ein Restaurant mitschleppen, das darauf eben nicht ausgelegt ist.
Vielleicht sollten diejenigen Wirte, die sich nicht zum Buhmann machen (lassen) wollen, ein paar "Mietkinder" engagieren, die bei solchen Rüpeln (oder "Wurschtis") am Tisch entsprechend "tätig werden"?
Oder ein Restaurant eröffnen extra für Familien mit "aktiven" Kindern, wo es für diese ein Beschäftigungsprogramm gibt (was halt dann den Eltern in Rechnung gestellt wird)? Den Möglichkeiten sind glaub ich keine Grenzen gesetzt.
Es ist definitiv NICHT meine Aufgabe als Gast und auch nicht mein Interesse mich mit Eltern auseinander zusetzen, die kein Interesse an der Erziehung ihrer Blagen haben.
Deshalb gehe ich nicht in ein Lokal und dafür werde ich im Gegensatz zum Herrn Löwe auch nicht bezahlt.
Als asozial erachte ich allenfalls ihn und die von ihm protegierten Personen,
Aber Gott sei Dank waren die Kinder an erster Stelle.
Habe ich oft genug gesehen, dass (vor allem junge) Mütter den Kinderwagen vor sich her schieben und dabei auf dass Smartphone glotzen.
Dass Kind, so hat man dabei den Eindruck, ist denen dabei egal.
Wenn aber Kinder in einem Restaurant andere Gäste belästigen, an Tischdecken ziehen und dass dabei noch (volle) Gläser umfallen, dann hat das nichts mehr mit einem "natürlichen Bewegungsdrang" zu tun, da ist eine Grenze überschritten.
Und wenn deren Eltern dann nichts unternehmen, sondern grinsend weiter essen, dann frage ich mich, was ist asoziales Verhalten.
Da sollte der Elternverband mal nach haken.
Von daher kann ich den Restaurantbeetreiber voll und ganz verstehen.
Er wird wohl eher auf Gäste mit randalierenden Kinder verzichten können, als wie auf die anderen Gäste, die in Ruhe essen wollen. Denn man muss ja auch bedenken, dass sich so etwas schnell rum spricht und dann dürfte der Schaden wohl noch größer sein, wenn die "ruhigen" Gäste ausbleiben, als wie ein paar Gäste mit solchen Kindern.
Im übrigen hätten meine Generation sich so etwas fürher nicht getraut.
Was interessiert mich ein Lokal in Binz. Wem die Einstellung des Wirtes nicht passt, muss da ja nicht hingehen, wenn er denn dann mal dort ist.
Oder wollen wir jetzt alle Veranstaltungen oder Einrichtungen für Erwachsene auch für Kinder freigeben?
nicht jedes Thema im Sommer ist gleich ein Sommerlochthema. Das beweisen alleine schon die vielen Kommentare zu diesem Artikel: Es scheint Diskussionsbedarf bei solch einem Thema zu geben.
Auch wen Binz wirklich nicht in der näheren Region liegt, machen dort auch viele Menschen Urlaub - auch aus Unterfranken.
Freundliche Grüße
Denise Schiwon
Team Main-Post Digitale Medien
Um ein bisschen zu stänkern oder aus Langeweile wegen des von Ihnen
angesprochenen "Sommerlochs"?
Ein solcher Schritt sollte viele Eltern mal zum Nachdenken anregen, wo man dem Nachwuchs denn Grenzen setzen sollte und was genau eigentlich Konsequenzen sind. Das Verbot ist nichts als eine Konsequenz. Eltern haben ihre Kinder nicht im Griff und dürfen sie daher nicht mitbringen.
Wenn unsere zukünftigen Leistungsträger wieder gelernt haben, wie man sich benimmt, dürfen sie bestimmt auch wieder mit zum Essen gehen.