Wer hat nicht selbst schon einmal in der Fotokiste gekramt und seinem Nachwuchs die Bilder aus dem Kindergarten mit den Kumpels von damals gezeigt? Bisher war es in vielen Kindertagesstätten (Kitas) üblich, dass einmal im Jahr ein professioneller Fotograf in den Kindergarten kam, der sowohl Gruppenfotos als auch Einzelfotos der Kinder machte. In manchen Einrichtungen gab es auch die Möglichkeit, die Geschwisterkinder zum Beispiel im Garten des Hauses vor die Linse zu nehmen oder sogar Familienfotos zu machen.
Das könnte sich jetzt in einigen Kindergärten in der Region ändern. So sorgt bei Eltern in zwei Kindergärten in Estenfeld (Lkr. Würzburg) derzeit die Nachricht für Unmut, dass es erstmal keinen Profi-Fotografen mehr geben soll. "Ich finde es total schade, dass keine professionellen Gruppenfotos mehr gemacht werden sollen, sie sind doch eine schöne Erinnerung für unsere Kinder, mit wem sie die Kindergartenzeit verbracht haben", sagt eine Mutter, deren Tochter eine der Kitas besucht. Für Eltern, die finanziell schwächer gestellt sind, sei dies zudem eine Möglichkeit recht günstig an professionelle Fotos zu kommen.
Doch was ist der Grund für das Umdenken?
Den Eltern wurde gesagt, dass es eine Empfehlung der Caritas Würzburg an die Kitas gibt, keine Profi-Fotografen mehr zu engagieren, so besagte Mutter.
Kita-Leitung musste vor Gericht
Die Caritas Würzburg bestätigt dies im Prinzip. Begründung: Bei offiziellen Fotoaktionen mit bezahlten Profis müsste die Kita eigentlich eine Ausschreibung vornehmen, und sich dann für das günstigste Angebot entscheiden. Anderenfalls drohten juristische Konsequenzen. Es habe tatsächlich den Fall in Unterfranken gegeben, bei dem eine Kita-Leitung vor Gericht musste, weil sie sich auf ein Sonderangebot des Haus- und Hoffotografen eingelassen hatte, erklärt der Leiter der Pressestelle der Caritas, Sebastian Schoknecht. Man habe der Leitung Bestechlichkeit im Amt vorgeworfen.
- Lesen Sie auch: Welche Blüten die neue Datenschutzgrundverordnung in manchen Kitas treibt
Dazu kommt: Jahrelang war es wohl gang und gäbe in einigen Kindergärten, dass die Kita-Mitarbeiter beim Verkauf der Bilder das Geld von den Eltern einsammelten und die Kita vom Fotografen zwischen fünf bis zehn Prozent der Einnahmen ähnlich einer "Umsatzbeteiligung“ bekam. "Um dem Vorwurf der 'Bestechlichkeit im Amt' (Vorteilsnahme) entgegenzuwirken, raten wir allen katholischen Einrichtungen von jeglicher Form der Umsatzbeteiligung ab", heißt es von der Caritas.
Nach Angaben der Caritas gibt es im Bistum Würzburg etwa 500 katholische Kindertageseinrichtungen (Kindergärten, Horte und Kinderkrippen), die zusammen 61 Prozent aller Kitas in Unterfranken stellen. Rund 28 000 Kinder werden dort betreut. Die meisten dieser Einrichtungen befinden sich in Trägerschaft lokaler Caritas-Vereine.
Räume der Kita zur Verfügung stellen
"Dennoch wäre es in der Tat bedauerlich, wenn es die netten Einzel- und Gruppenfotos nicht mehr geben würde, denn für viele Eltern und Großeltern sind das gute Erinnerungsstücke", so Schoknecht. Die Lösung könnte sein, dass die Elternschaft die Organisation der Fotoaktion übernehme, "so dass die Kita-Leitung mit der Sache nichts zu tun hat". Sie könne dennoch die Räume der Kita dafür zur Verfügung stellen. Eine weitere Möglichkeit, so heißt es von der Caritas, wäre, dem Fotografen seitens der Kita eine Rechnung für tatsächliche Aufwendungen zu stellen, zum Beispiel einen finanziellen Beitrag für die Nutzung der Räume. Der Fotograf würde die Fotos dann direkt mit den Eltern abrechnen.
Der Verwaltungsleiter des Kindergartenvereins Estenfeld – zuständig für St. Michael, St. Elisabeth sowie die Krippe Farbenklecks – Holger Hörmann, hofft auf die Initiative des Elternbeirats. "Der Wunsch der Eltern nach den Fotos ist nachvollziehbar, zumal es ja auch jahrelang so gehandhabt wurde", sagt er. Aber auch bedingt durch die neuen Datenschutzrichtlinien seien die Leitungen der Kindergärten vorsichtiger geworden. "Das hat uns schon etwas verunsichert", so Hörmann, dessen Verein Mitglied im Caritas-Verband ist. Vergessen dürfe man auch nicht, welchen Aufwand es für die Mitarbeiter bedeute, den Foto-Tag durchzuführen. "Es hängt viel Zusätzliches an unserem Personal, und die pädagogische Arbeit wird gestört und unterbrochen." Auch müssten zuvor die Einwilligungen der Eltern eingeholt werden, dass ihre Kinder auf dem Gruppenbild fotografiert werden dürfen.
Wichtig sei, so Hörmann, dass das Thema Fotografieren im Verein einheitlich gelöst werde. Laut einer Mutter sind derzeit in den zwei Estenfelder Kindergärten keine Fotoaktionen geplant, in der Krippe indes werde fotografiert. "Anfang Oktober wollen wir dies in einer Sitzung einheitlich festlegen", so Hörmann. Danach wären die Eltern plus Elternbeirat gefragt, mit deren Hilfe die Foto-Sitzungen vielleicht weiter realisiert werden könnten. "Natürlich werden wir unsere Erfahrungen gerne weitergeben und auch die Räumlichkeiten der Kitas zur Verfügung stellen."
Eltern organisierten den Foto-Tag
In St. Hildegard ist man da schon einen Schritt weiter. "Wir haben im vergangenen Jahr beschlossen, dass wir von den Foto-Aktionen absehen", erklärt Kita-Leiterin Claudia Schlör. Auch hier sei man der Empfehlung des Trägers (Caritas) gefolgt, aber abgesehen davon hatte es auch zuvor Diskussionen gegeben, ob man das Fotografieren weiterführe. "Es sind einfach anstrengende Tage für die Kinder und das Personal, in denen die pädagogische Arbeit zu kurz kommt." Dennoch versteht Schlör, "dass viele Eltern die Fotos gerne haben möchten". In diesem Jahr fand sich die Lösung zum Glück im Vater eines Kindergartenkindes, der das Fotografieren auf dem Gelände der Kita zum Selbstkostenpreis organisierte. "Wir sind auch weiterhin - gemeinsam mit den Eltern - auf der Suche nach ähnlichen Lösungen."
menschliche Dummheit, aber bei dem Universum
bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Albert Einstein.
Der nächste Schritt ist dann, dass für die Aktion "Gesundes Frühstück", die von dem ein oder anderen Supermarkt am Ort gesponsert wird, auch erst noch eine Ausschreibung erfolgen muss.
Aus juristischen Gründen lässt man die Kinder dann wohl lieber verhungern oder ungesund essen??
So wird jegliches Ehrenamt und Engagement, was über ein absolutes Mindestmaß hinausgeht, im Keim erstickt. Die Gesellschaft verkommt zu einem Verein von Bürokraten, Klägern und Kniebohrern, wenn das so weitergeht. Einfach unglaublich.
Aber waren es nicht der Kevin und die "Schackeline"??
Dann ist halt mal an einem Tag im Laufe eines Kindergartenjahres KEINE pädagogische Arbeit - und die Kinder dürfen das tun, was manche Kinder vor lauter Pädagogik schon gar nicht mehr können: einfach mal nur spielen.
Die Pädagogik wird's überleben!
Und fürs Personal wär's kein Stress, sondern ein einfacher Tag, weil sie von vorne herein wissen: Wir müssen die Kinder beaufsichtigen, können sie aber spielen lassen (wenn sie nicht gerade fotografiert werden) - und am nächsten Tag geht's wieder in die Vollen!