Die denkmalschutzrechtliche Genehmigung ist erteilt: Jetzt kann die neue Stele der Stauferfreunde also im Spätherbst auf dem Kiliansplatz kommen oder etwa doch nicht?
Tatsache ist, dass jetzt zehn von 17 Mitgliedern des Bauausschusses diesen Beschluss im Nachhinein reklamiert haben, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Nun muss sich der Stadtrat am Donnerstag mit dem Fall befassen.
Es ist schon merkwürdig. In der Bauausschusssitzung Sitzung selbst stimmten neun Räte für die Erlaubnis und nur sieben waren gegen eine Aufstellung. Und jetzt haben zehn diese Entscheidung reklamiert. Findet gerade ein Umdenken statt?
Die zehn Stadträte haben ein Schreiben an Oberbürgermeister Christian Schuchardt geschickt und reklamieren den Beschluss mit dieser Begründung: „Da es weiterhin erhebliche Bedenken nicht nur des Stadtheimatpflegers zur Geeignetheit des im Bau- und Ordnungsausschusses beschlossenen Standortes für die Stauferstele gibt, halten wir eine Befassung des gesamten Stadtrates mit dieser Frage für notwendig.“
Ein wenig merkwürdig ist dieser Einwand schon, hatte doch Stadtheimatpfleger Hans Steidle auf zwölf Seiten dem Ausschuss akribisch genau begründet, warum er die Stele an der Stelle ablehnt.
Er schlägt neben vielen anderen Gründen, die gegen den Kiiansplatz sprechen, einen anderen Standort vor: das Mozartareal. Dort stand der Katzenwickerhof, den die Staufer 1172 erworben haben, um eine Stadtburg aufzubauen.
Unterzeichnet haben parteiübergreifend Heinrich Jüstel, Udo Feldinger, Joachim Schulz, Hans Werner Loew (alle SPD), Karin Miethaner-Vent, Michael Gerr, Antonio Pecoraro (Grüne), Kurt Schubert, Willi Dürrnagel (CSU) und Heinz Braun (ÖDP). Die Fraktion der Grünen hatte den Stein nach der Sitzung ins Rollen gebracht und die Unterschriften gesammelt. „Oft kam das noch nicht vor, dass Stadträte einen Beschluss reklamieren,“ sagt Stadtsprecher Georg Wagenbrenner.
Der Kiliansplatz ist ein zentraler Ort in Würzburg. Und dort will der Würzburger Jurist Dieter Salch eine 2,75 Meter hohe Steinstele mit Texten über den Bezug der Staufer-Familie zu Würzburg aufstellen als seine Stiftung. Sie soll, gestaltet von Bildhauer Markus Wolf, hinter der Apsis des Neumünsters auf städtischem Grund platziert werden.
Nun gibt es dort schon den Skulpturenpark der Diözese, extra mit Werken namhafter Künstler und speziell für den Kiliansplatz geschaffen. Der Kunstreferent des Bistums Jürgen Lenssen kann es nicht fassen, dass zusätzlich zu seinem Ensemble eine große Steinstele aufgestellt werden soll. Er hat sich hauptsächlich darüber aufgeregt, dass sie kein Original-Kunstwerk ist, sondern eine handwerklich gemachte Kopie, die schon in anderen Städten genau so steht.
Initiator Salch dazu: „32 solcher Stelen wurden schon in fünf europäischen Staaten aufgestellt. Die Denkmäler stehen an Orten, die einen Bezug zur Geschichte der Staufer haben, die im Hochmittelalter Herzöge, Könige und Kaiser waren.“
Eine Diskrepanz gab es noch bei der Stellungnahme des Landesamtes für Denkmalpflege: „Die Behörde schließt sich bezüglich des Standortes für die Stauferstele dem Abstimmungsergebnis der Diözese Würzburg an.“
Doch dort, so teilte Bistumssprecher Bernhard Schweßinger mit, habe der Allgemeine Geistliche Rat der Diözese die Information über die geplante Aufstellung lediglich zur Kenntnis genommen. Da es sich um einen öffentlichen Platz handelt, sei eine Genehmigung der Diözese nicht notwendig.
Irgendeine Art der Verständigung müsste es allerdings gegeben haben, denn Stadtbaurat Christian Baumgart hatte in der Sitzung davon gesprochen, dass eine Genehmigung von Bischof Friedhelm Hofmann und vom Vorsitzenden der Neumünster-Stiftung, Domkapitular Jürgen Vorndran, vorliegt.
Nun wird es spannend, wie eine Entscheidung ausfällt, wenn 50 Stadträte und ein Sitzungsleiter Oberbürgermeister Christian Schuchardt diskutieren und abstimmen. Vielleicht findet sich ja doch noch eine versöhnlichere Lösung mit einem anderen Standort.
Förmliche Beanstandung
Zehn Räte reklamierten den Beschluss für eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung zur Aufstellung einer Stele auf dem KiIliansplatz. Geht das denn? „Ja“, sagt Stadtsprecher Georg Wagenbrenner. Die Politiker haben schon den richtigen Paragraphen aus der Geschäftsordnung des Stadtrates zitiert: § 7 Abs.2.
Die bayerische Gemeindeordnung sieht dieses Mittel auch vor: Entscheidungen der Ausschüsse des Stadtrats können reklamiert werden. So können Oberbürgermeister, dessen Stellvertreter oder ein Drittel der Ausschussmitglieder beziehungsweise ein Viertel der Mitglieder des Stadtrates eine solche Überprüfung fordern. Dann muss sich der Stadtrat noch einmal mit der Sache befassen und eine Entscheidung treffen.
Bisher glänzten eher die Würzburger Oberbürgermeister mit solchen Beanstandungen, allen voran Georg Rosenthal. Er reklamierte 2009 den Beschluss über einen Aldi-Markt in Heidingsfeld, 2010 über die Schwarzbau-Villa und 2012 über den Ausbau des Rad- und Gehweges am Röntgenring.