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WÜRZBURG
Kickers: Stadt plant Stadiongesellschaft
Den Kickers winkt eine erfolgreiche Zukunft im Stadion am Dallenberg. Der Stadtrat diskutiert am Donnerstag, wie er dem Würzburger Profi-Fußball helfen will.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Den Kickers winkt eine erfolgreiche Zukunft im Stadion am Dallenberg. Der Stadtrat diskutiert am Donnerstag, wie er dem Würzburger Profi-Fußball helfen will.
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 17.10.2017 09:49 Uhr

Am Anfang herrschte Missstimmung. Als Oberbürgermeister Christian Schuchardt Fußball als „Theater des kleinen Mannes“ bezeichnete und eine städtische Unterstützung der Kickers-Kicker hintenan stellte, gab's Buh-Rufe nicht nur vom Dallenberg. Das Spiel drehte sich, als der OB beim Empfang des frischen Zweitligisten unerwartet Hilfe aus dem Rathaus in Höhe von sieben Millionen für den Ausbau und Betrieb des Stadions ankündigte. Jetzt legt Stadtkämmerer Robert Scheller ein Konzept für die Form der Unterstützung vor. Kernpunkt ist die Gründung einer Stadiongesellschaft mit städtischer Beteiligung.

Stadträte beraten

„Das ist ein komplexes Thema, aber wir haben einen Lösungsweg entwickelt, der zeigt, wie's funktionieren kann“, erklärt der Kämmerer gegenüber der Redaktion. Mit den Eckpunkten dieses Konzepts beschäftigen sich an diesem Donnerstag die Stadträte im Hauptausschuss um 16 Uhr im Rathaus.

Laut Scheller entstand die Vorlage in enger Abstimmung mit den Kickers-Verantwortlichen. Damit die Stadt überhaupt eine Einrichtung unterstützen kann, die auch dem Profisport dient, müssen entsprechende Vorgaben des Gemeinde- und Beihilferechts berücksichtigt werden. In der Vorlage, über die nach der Vorberatung im Hauptausschuss der gesamte Stadtrat am 29. September entscheidet, sind nicht alle Detailfragen geklärt. Doch der Grundsatzbeschluss soll nach Aussage von Scheller auch ein Signal an private Sponsoren und Investoren sein, die im Konzept miteingeplant sind.

Wie sieht dieses aus? Im Mittelpunkt steht eine zu gründende Stadiongesellschaft, an der sich die Stadt, der FC Würzburger Kickers sowie Investoren beteiligen. Die Gesellschaft, geplant ist eine GmbH, soll die Sanierung, den Ausbau und den Unterhalt der Flyeralarm Arena am Dallenberg übernehmen.

Die Finanzierung der Gesellschaft und der Investitionen sollen überwiegend der Verein Würzburger Kickers sowie private Geldgeber übernehmen. Die Stadt strebt eine Minderheitsbeteiligung an der Gesellschaft zwischen 26 bis 49 Prozent an. Maximal sieben Millionen Euro will die Stadt einbringen.

In dieser Summe wäre auch das Grundstück enthalten, auf dem das vereinseigene Stadion auf der Basis von Erbbaurecht steht, das noch 50 Jahre läuft und verlängert werden kann. Das knapp vier Hektar große Areal gehört der Trinkwasser Würzburg GmbH (TWV), einer Tochter des Stadtkonzerns.

Bis an die Bundesliga wurde gedacht

Diese würde für die Überlassung des Grundstücks an die Stadt, beziehungsweise die Stadiongesellschaft einen Wertausgleich erhalten, der Teil des städtischen Sieben-Millionen-Pakets wäre. Der Trinkwasserschutz werde weiter gewährleistet, betont Scheller. Den Parkplatz am Dallenberg soll die TWV behalten. Weitere Planung: Die Stadiongesellschaft verpachtet das Stadion an eine noch zu gründende Stadion-Betriebsgesellschaft. Diese schließt Verträge mit dem Nutzer ab. Das wäre die Würzburger Kickers AG, die Profi-Abteilung des Vereins mit ihrem Zweitliga-Spielbetrieb. Die neue Stadiongesellschaft soll natürlich keine roten Zahlen schreiben. Angestrebt ist ein „mindestens ausgeglichenes Ergebnis“. Den Aufwand sollen die Einnahmen decken, vor allem aus den Namensrechten des Stadions und der Pacht. „Für die Nutzung durch den Profisport sind Marktpreise zu zahlen“, heißt es in der Vorlage.

Dies sei „für den Spielbetrieb in den drei höchsten deutschen Fußballklassen nachzuweisen“. Somit wäre auch der optimistische Fall abgedeckt, dass die Kickers eines Tages in die Bundesliga aufsteigen.

Ein wichtiger und sicherlich nicht unproblematischer Punkt: Damit die Stadt öffentliche Gelder ausgeben kann, die letztlich dem Profisport dienen, muss das Stadion auch für den Breiten- und Jugendsport sowie für öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Denkbar sind beispielsweise Sportfeste, Kirchentage oder Konzerte.

Klärungsbedarf bei der Nutzung

Gerade bei Anwohnern, die schon gegen den Stadionumbau wegen der Lärmbelästigung vor Gericht zogen, dürfte das wenig Begeisterung auslösen. Laut Scheller ist aber noch nicht klar, in welchem Umfang diese Art der Nutzung erfolgt. „Das wird man noch im Detail klären und verhandeln müssen.“ Auf rund 15 Millionen Euro schätzen die Kickers die Kosten für den Stadionausbau, davon haben sie bislang etwa ein Drittel investiert. Scheller betont, dass die Stadt ihre maximal Sieben-Millionen-Hilfe nicht am Stück einbringen werde, sondern möglicherweise als jährliche Kapitaleinlage in die Stadiongesellschaft – gestreckt auf 15 bis 20 Jahre.

Die erste Summe soll im kommenden Haushaltsplan mitaufgenommen werden.

Bleibt die spannende Frage, was die Stadträte dazu sagen. Scheller weiß es schon: „Das ist ein gutes Konzept und die einzige Möglichkeit, wie's funktionieren kann.“

 
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