Nicht nur sportlich steht für die Würzburger Kickers einiges auf dem Terminplan: bis Freitag Trainingslager im spanischen La Manga, am Sonntag Freundschaftsspiel gegen den VfB Stuttgart, am Samstag, 23. Januar, erstes Ligaspiel im neuen Jahr gegen Preußen Münster.
Auch abseits des Platzes gibt's einen wichtigen Termin: Das Verwaltungsgericht verhandelt demnächst die Klagen von Anwohnern gegen Stadionumbau und Flutlichtanlage am Dallenberg – unter anderem wegen Licht- und Lärmbelästigung.
Trotz positiver Gespräche mit Stadt und Verein zogen die Anwohner ihre Klagen nicht zurück. Wie berichtet, hatten sie diese im November 2014 und im Juni 2015 eingereicht. Beklagte vor dem Verwaltungsgericht ist die Stadt wegen der erlassenen Genehmigungen. Im Vorfeld der juristischen Auseinandersetzung möchte Stadtbaurat Christian Baumgart zwar keine großen Statements abgeben, zeigt sich aber optimistisch. „Ich bin zuversichtlich, dass auch nach der Gerichtsverhandlung ein erfolgreicher Drittliga-Spielbetrieb am Dallenberg möglich sein wird“, erklärt Fußball- und Basketball-Fan Baumgart gegenüber der Redaktion.
Den Optimismus, dass auch nach fast 50 Jahren der Stadionbetrieb am Wohngebiet Dallenberg weiterläuft, sieht er nicht zuletzt darin begründet, dass es sich die Stadt beim Umbau zur Drittliga-Arena „nicht einfach gemacht“ habe. „Wir haben sehr wohl darauf geachtet, dass auch die Interessen der Nachbarschaft und Dallenberg-Anwohner gewahrt bleiben.“
Baumgart führt in diesem Zusammenhang die Begrenzung der Zuschauerplätze auf 10 006 an, die Beschränkung von Flutlichtspielen, das nur bis Saisonende geduldete VIP-Zelt, Vorgaben zum Lärmschutz sowie die geforderten Sicherheits- und Verkehrskonzepte. „Der Spielbetrieb und die Auflagen haben nach meinem Ermessen bislang ganz gut funktioniert, es ist alles deutlich besser geworden.“ Der Stadtbaurat hat unter den Anwohner wie auch bei Klägern von der Bürgerinitiative (BI) Würzburg-Dallenberg „Entspannung ausgemacht“, was das Drumherum des Spielbetriebes angeht. Vor ein paar Wochen hatte Baumgart mit einem Teil der Kläger ein Gespräch, bei dem auch diese Verbesserungen anerkannt hätten. Man sei „friedlich auseinander gegangen“.
Mitte November gab es auch ein Treffen von Kickers-AG-Aufsichtsratschef Thorsten Fischer und dem damaligen Vorstandsvorsitzendem Manuel Innig mit Vertretern der BI. Kickers-Sprecher Fabian Frühwirth berichtet von einer „angenehm sachlichen Atmosphäre“. Dabei sei auch ein gewisser Konsens zu erkennen gewesen und man habe vereinbart im Gespräch zu bleiben.
Trotz der positiven Signale wurden die Klagen (fünf gegen das Flutlicht, sieben gegen den Stadionumbau) nicht zurückgezogen. Dabei hatte Werner Niederdraenk, Sprecher der Bürgerinitiative, noch im September erklärt, dass sich alles „einigermaßen eingespielt“ habe und man nicht „scharf auf Klagen“ sei. Warum man den Nachbarschaftsstreit dennoch gerichtlich klären lassen will, ist nicht zu erfahren. Niederdraenk erklärte am Dienstag gegenüber der Redaktion, dass man vor der Verhandlung keine Stellungnahme abgebe.
Kickers Sprecher Frühwirth sagt zum bevorstehenden Verfahren, der Verein habe alle Auflagen erfüllt und viele Verbesserungen erreicht, um die Nachbarschaft vor Belästigungen durch den Spielbetrieb zu schützen – sei es durch die neue zielgerichtetere Beschallungsanlage, durch die Lärmschutzwand oder den Reinigungsdienst in den Nachbarstraßen. „Was wir konnten, haben wir gemacht.“
Ein Streitpunkt soll spätestens bis Saisonende aus dem Weg geräumt sein. Das so genannte VIP-Zelt neben der Kickers-Gaststätte, das einen etwas exklusiveren Besuch eines Fußballspiels ermöglicht, ist Anwohnern wegen des Lärms ein Dorn in Auge. Bis Saisonende darf es noch stehen. Dann wird es durch einen festen Neubau ersetzt. Wie von der Stadt gefordert, hat der Verein rechtzeitig zum Jahresende den Bauantrag dazu eingereicht.
Laut Stadtbaurat Baumgart wird dieser derzeit bearbeitet. Dan entscheiden die Stadträte im Bauausschuss. Der Neubau ist wie das VIP-Zelt für rund 300 Besucher ausgelegt und zudem für Schulungszwecke und die Jugendarbeit konzipiert. Ihn zu erstellen, ist laut Kickers-Sprecher Frühwirth „eine Herausforderung“. Die Bauzeit zwischen Saisonende Mitte Mai und Saisonbeginn beträgt gerade mal zehn Wochen.
Bereits an diesem Mittwoch kann der städtische Bauausschuss einen weiteren Stein des Anstoßes aus dem Weg räumen. Die Kickers wollen ihre Geschäftsstelle aus einem Anwesen in der König-Heinrich-Straße in das Vereinsgebäude am Mittleren Dallenbergweg verlagern und dort Wohnungen zu Büros machen. Anwohner hatten die bisherige gewerbliche Nutzung im Wohngebiet König-Heinrich-Straße moniert.