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Würzburg
Kickers-Anhänger wegen Landfriedensbruch verurteilt
Einige Kickers-Fans randalierten im Februar 2019 gegen gegnerische Fans und die Polizei. Drei junge Männer standen deshalb jetzt vor dem Amtsgericht.
Dieses Archivbild zeigt einen Polizeieinsatz bei einem Spiel der Würzburger Kickers gegen den 1. FC Nürnberg. 
Foto: Daniel Peter | Dieses Archivbild zeigt einen Polizeieinsatz bei einem Spiel der Würzburger Kickers gegen den 1. FC Nürnberg. 
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 12.02.2024 14:03 Uhr

Wenn drei Polizisten plötzlich einer Horde teilweise vermummten und aggressiven Fußballfans gegenüberstehen, dann ist das auch für erfahrene Beamte keine einfache Sache: "Es war eine besondere Situation und ein mulmiges Gefühl", sagte ein 30-jähriger Polizist im Zeugenstand am Amtsgericht. Auf der Anklagebank saßen drei junge Anhänger der Würzburger Kickers, die am 2. Februar 2019 im Vorfeld des Drittliga-Heimspiels der Rothosen gegen den VfR Aalen an Ausschreitungen beteiligt waren.

Angeklagt war das Trio wegen Landfriedensbruch – dafür reicht es aus, Teil einer Menschenmenge zu sein, aus der heraus Straftaten begangen werden. In diesem Fall bestand die Menge aus 20 bis 30 Kickers-Ultras, die sich im Ringpark am Röntgenring versammelt hatten. Wie ein Polizist schilderte, waren sie bereits auf auf einen voll besetzten Shuttlebus mit gegnerischen Fans loszugehen.  

Aggressive Stimmung in beiden Lagern

Denn die Anhänger des VfR Aalen verbindet eine Fanfreundschaft mit denen des FC Schweinfurt 05 und zwischen deren Fans und denen der Kickers war es in der Vergangenheit schon mehrfach zu Ärger gekommen.

Deshalb hatte die Polizei die Begegnung als Hochsicherheitsspiel eingestuft und wollte die Gästefans vom Hauptbahnhof mit dem Bus zum Würzburger Hofbräukeller bringen. Als der Bus auf dem Röntgenring an der roten Ampel bei der Einmündung Koellikerstraße halten musste, gerieten drei Polizisten zwischen die Fronten: Sie standen zwischen dem Bus und der Gruppe Rothosen-Fans, die vom Ringpark aus Beleidigungen schrien und auch einige Gegenstände, darunter Plastikflaschen, auf den Bus und die Beamten warfen.

Polizei setzte Pfefferspray ein 

"Auch im Bus war aggressive Stimmung. Die Situation war schwierig und etwas gefährlich", berichtete ein 32-jähriger Beamter, den eine geworfene Flasche nur knapp verfehlte. Erst nach dem Einsatz von Pfefferspray gaben die teilweise mit schwarzen Tüchern vermummten Kickers-Anhänger auf und liefen in verschiedene Richtungen davon.

Dass die drei damals 17, 19 und 20 Jahre alten Kickers-Fans Teil der Gruppe waren, daran hatten Staatsanwalt Jonas Compensis und Jugendrichter Bernd Krieger nach der Beweisaufnahme keine Zweifel. "So etwas kann in keinster Weise toleriert werden", betonte der Anklagevertreter: "Es geht ihnen nicht darum, ihren Verein zu unterstützen, sondern um Selbstdarstellung. Ohne die Gruppe geht vielen von ihnen die Luft aus."

Stadionverbot und soziale Arbeit 

Die Strafen fielen unterschiedlich aus: Am härtesten traf es den ältesten des Trios, der bereits zweimal wegen Sachbeschädigung und Beleidigung im Zusammenhang mit Fußballspielen vorbestraft war. Der heute 21-Jährige muss zwei Wochen in die Jugendarrestanstalt, muss 500 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung bezahlen und bekam ein Jahr Stadionverbot für alle Spiele von der ersten bis zur dritten Liga.

Ein 20-jähriger Student, der als einziger zugab, bei der Randale dabei gewesen zu sein, kam mit 40 Stunden gemeinnütziger Arbeit davon. Für einen 18-jährigen Azubi wurden es 60 Sozialstunden, von denen er 20 immer dann ableisten muss, wenn die Würzburger Kickers spielen. Außerdem muss er 300 Euro Schmerzensgeld an einen Münchner Polizisten bezahlen, den er nach einem Auswärtsspiel der Rothosen in Unterhaching beleidigt hatte.

 
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  • K. K.
    Die Zeitdifferenz zwischen

    Tat und Verurteilung ist leider sehr gross. Dass die Strafe nicht " auf den Fuss folgen kann, ist zwar eingängig verstehbar; aber mehr als ein Jahr danach einfach zu spät und damit zu lang ! Es sei denn.......... "diese Fans" verprügeln sich gegenseitig.
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