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WÜRZBURG
Keine Privatgrundstücke für neue Straßenbahn
30 Aktenordner für die Regierung: 447 Einwändungen kamen im Planfeststellungsverfahren für die Linie 6 zum Hubland zusammen.
Foto: t. Obermeier | 30 Aktenordner für die Regierung: 447 Einwändungen kamen im Planfeststellungsverfahren für die Linie 6 zum Hubland zusammen.
Von unserem Redaktionsmitglied Ernst Jerg
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:50 Uhr

Einer von vielen Meilensteinen im Verfahren um die neue Straßenbahn–Linie 6 zum Hubland ist geschafft: Am Dienstag übergab Thomas Schäfer, Chef der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV), 30 schwere Ordner an Vertreter der Regierung von Unterfranken. Darin enthalten: 447 Einwände gegen die Straba und die Stellungnahmen des städtischen Umweltkonzerns dazu. Während das Planfeststellungsverfahren voranschreitet, ist die Finanzierung des 120-Millionen-Euro-Projektes umstritten. Ohne die Hilfe der Stadt kann das Unternehmen die Linie 6 nicht stemmen. Und darum wird derzeit gerungen.

Seit sechs Jahren arbeiten die Planer der WSB an der neuen Trasse, seit einem Jahr läuft das Planfeststellungsverfahren, an dessen Ende dann Baurecht stehen wird. Neun Monate haben die Planer gebraucht, um die vielen Einwändungen abzuarbeiten – äußerst umfangreich abzuarbeiten, wie Projektleiter Daniel Schüßler-Spitzhüttl betonte.

Was jetzt dabei herauskam, ging allerdings weit über eine normale Bearbeitung hinaus. Natürlich wurden auch konkrete Gespräche mit Privateigentümern geführt. Daraus resultiert nun ein erstaunliches Ergebnis: Wohl um den Druck im Bereich des Frauenlandes bei den Privatbesitzern etwas herauszunehmen, haben die WSB-Planer neue Vorstellungen ins Planfeststellungsverfahren eingebracht.

Schüßler-Spitzhüttl: „Wir werden in den Bereichen Wittelsbacherplatz, Zwerchgraben und Trautenauer Straße keine privaten Grundstücksflächen mehr brauchen.“ Und gerade der Platzbedarf für die neue Linie hatte zu erheblichen Diskussionen in diesem Stadtteil geführt. Wie das plötzlich geht? Am Wittelsbacherplatz werden der Geh- und Radweg und die zentrale Grünfläche reduziert. Im Zwerchgraben und in der Trautenauer Straße gibt es statt einem Radweg einen Schutzstreifen auf der Straße.

Und auch mehr Rasengleise wird es durch die Einwändungen geben – ebenfalls ein häufig im Vorfeld diskutiertes Thema. Betroffen sind Zu-Rhein-Straße, Zwerchgraben, Trautenauer- und Maurmeierstraße. Für die dortigen Wohngebiete bedeutet das eine zusätzliche Grünfläche, besseres Mikroklima und vor allem besserer Schallschutz.

Wie geht es nun weiter mit den vielen Akten? Heiko Brückner, zuständig bei der Regierung für das Planfeststellungsverfahren, beantwortete diese Frage: „Wir prüfen jetzt alles. Im August schon wollen wir die Stellungnahmen der Straba an die beteiligten Behörden und an die Privatleute herausschicken. Die sollen so schnell wie möglich eine Rückmeldung bekommen. Alle wollen doch wissen, wie es mit diesem Projekt weitergeht.“

Eigentlich stünde dann ein Erörterungstermin mit allen Einwändern an, doch jetzt sieht die Planung anders aus. Und sie wird wohl wieder Zeit kosten. Eine geplante erste Fahrt zur Landesgartenschau 2018 verschiebt sich damit erneut weiter nach hinten. Denn die WSB muss die doch relativ großen Planänderungen erneut in diesem Herbst öffentlich auslegen. Und dann beginnt das gleiche Spiel mit den Einwändungen. Und ob dann das Baurecht noch 2014 kommen könnte, hält Brückner für reine Spekulation.

Das seien ja schließlich Entscheidungen von großer Tragweite für das Würzburger Stadtbild und für die Infrastruktur. Die reichten weit in die Zukunft, mahnt Brückner. Für die Regierung gelte hier die Devise: Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Brückner wollte unbedingt eine Botschaft loswerden: Die Einwände von vielen Privatpersonen bedeuteten nicht immer gleich Kritik am Projekt. „Da kommen auch viele sinnvolle Anregungen. Und wie man sieht, haben die jetzt schon zur Veränderung der Pläne geführt.“

 
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    "...Und auch mehr Rasengleise wird es durch die Einwändungen geben ..."
    ..... Für die dortigen Wohngebiete bedeutet das eine zusätzliche Grünfläche, besseres Mikroklima und vor allem besserer Schallschutz...."

    Da die meisten Schallemissionsgrenzen damals nur leicht überschritten worden sind, haben die meisten Anwohner jetzt ( bei leicht leiseren Rasengleisen) keinen Anspruch mehr auf gratis Schallschutzmaßnahmen ( Türen, Rahmen, Fenster, Mauern o.ä.) .
    Das spart Geld und dürfte die Anwohner nicht freuen. Der Hinweis fehlt im obigen Bericht.

    Ich bezweifle trotzdem das die Linie 6 kommt....und wenn nicht vor 2024... zwinkern, nachdem die "nächste" (?) Städtebauförderung in Kraft tritt.
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    jetzt leider wieder so an als ob diese Geldvernichtungsmaschine doch kommt. Ich dachte man wäre vernünftig geworden. Aber was soll man von Leuten auch erwarten, die nur das Geld anderer Leute zum Fenster rauswerfen können...
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    Das hört sich für mich vor allem so an, als ob die Verantwortlichen bei WVV und WSB alles andere als Profis sind.... Warum wurde nicht gleich von Anfang an so geplant? Kein Wunder, dass in Würzburg solche Geschichten doppelt und dreimal so lang dauern wie anderswo. Man beachte den letzten Absatz ; die Regierung hat offenbar eine sehr viel klarere und vernünftigere Sicht auf die Dinge... Wenn das keine Ohrfeige der Sonderklasse für die Herren am Haugerring und in der Friedrich-Spee-Straße ist.... grinsen
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