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WÜRZBURG
Keine neue Hofstraße: Stadt lässt Fördermillionen liegen
Blickachse Dom zur Residenz: Statt einer Flaniermeile für Fußgänger und Touristen ist die Hofstraße eine Durchfahrts- und Parkstraße. Trotz schöner Pläne wird sich daran wohl so schnell nichts ändern.
Foto: Theresa Müller | Blickachse Dom zur Residenz: Statt einer Flaniermeile für Fußgänger und Touristen ist die Hofstraße eine Durchfahrts- und Parkstraße. Trotz schöner Pläne wird sich daran wohl so schnell nichts ändern.
Von unserem Redaktionsmitglied MANUELA GÖBEL
 |  aktualisiert: 03.11.2013 21:30 Uhr

Fast 100 deutsche Städte haben von einem staatlichen Konjunkturprogramm für deutsche Welterbestätten profitiert. Auch für Würzburg wurden aus dem Investitionsprogramm vor vier Jahren 1,7 Millionen Euro für die Verbesserung des Umfeldes der Residenz bereit gestellt. Doch während die meisten Kommunen mit den staatlichen Geldern bauen, könnte Würzburg sie verlieren.

Dr. Olaf Asendorf sind diese Probleme bekannt. Er ist Referatsleiter für Baukultur und Städtebaulicher Denkmalschutz im Ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – dieses ist zuständig für das Förderprogramm. Würzburg sei die einzige der teilnehmenden Städte, die ihr angemeldetes Projekt nicht wie geplant umsetzt. „Es gibt zwar bei einigen Verzögerungen, aber die bewilligten Gelder werden wie geplant abgerufen“, sagt Asendorf.

„Es würde jetzt keinen Sinn machen.“
Peter Wiegand, städtischer Projektleiter

Warum nicht in Würzburg? Hier ergab ein – ebenfalls vom Programm geförderter – Ideen- und Realisierungswettbewerb vor drei Jahren, dass die Hofstraße fußgängerfreundlich umgestaltet werden soll: Abgesenkte Gehwege und ein einheitlicher Belag sollten die Achse Dom-Residenz attraktiver machen. 2,8 Millionen Euro sollte diese Umgestaltung kosten, 1,6 Millionen davon aus dem Investitionsprogramm.

Doch als die Sache zweieinhalb (!) Jahre später endlich vom Stadtrat abgesegnet werden sollte, machten CSU, Bürgerforum, FDP und WL wegen der Stellplatzfrage nicht mit: Die bürgerlich-liberale Mehrheit wollte in der Hofstraße und am Paradeplatz keine Parkplätze opfern und stimmten deshalb gegen die Umgestaltung in diesem Bereich. Um aber die staatlichen Gelder nicht ganz zu verlieren, beschloss man gleichzeitig, die ersten paar Meter zwischen Balthasar-Neumann-Promenade und Maxstraße zum „Fußgängerzönchen“ zu machen.

Begonnen wurde damit noch nicht. Und laut Projektleiter Peter Wiegand wird dies auch nicht passieren. „Es würde jetzt keinen Sinn machen“, sagt Wiegand. Denn das Stückchen Straße umzubauen, würde rund 600 000 Euro kosten, sei aber nur bedingt förderfähig. Sprich: Die Stadt müsste als Grundstückseigner der Mozartschule 420 000 Euro zahlen, bekäme aber nur 100 000 Euro vom Staat. „Wir werden dem Stadtrat vorschlagen, diese Fußgängerzone momentan nicht zu verwirklichen, sondern dies in Zusammenarbeit mit dem künftigen Investor für das Mozart-Areal zu tun.“

„Im Hinblick auf das Weltkulturerbe ist das sehr schade.“
Peter Seibert, Bayerische Schlösserverwaltung

„Im Hinblick auf das Weltkulturerbe ist das sehr schade“, sagt Peter Seibert, der für Würzburg zuständige Referent in der Bauabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung, zum Scheitern der gemeinsam mit der Stadt entwickelten Umbaupläne der Hofstraße. Denn deren Aufwertung würde auch den Weg zur Unesco-Weltkulturerbestätte Residenz für Bürger und Touristen attraktiver machen.

Deshalb will Seibert nicht aufgeben: „Wir bleiben dran. In diesem Jahr soll es noch neue Koordinierungsgespräche mit der Stadt geben. Dabei werden wir auch darüber reden, wie wir in der Hofstraße einen neuen Anlauf starten können.“ Und was wird aus den 1,7 Millionen Euro Fördermittel? Laut Wiegand sucht die Verwaltung noch Maßnahmen, wie man wenigstens einen Teil des Geldes verwenden könnte. Im Gespräch sei die Renovierung der Toilettenanlage am Rennweg nahe am Oegg-Tor der Residenz.

Der für die Verteilung der Mittel zuständige Olaf Asendorf bestätigt den Versuch, jetzt zumindest einen Teil der Mittel zu retten. Für einen späteren Anlauf in der Hofstraße könne man diese aber nicht aufheben. „Wenn die zugesagten Mittel nicht bis Ende 2014 verwendet werden, gehen sie wieder zurück an das Finanzministerium.“

Blickachse Residenz Richtung Dom: Die vollgeparkte Hofstraße, rechts die ehemalige Mozartschule.
Foto: T. Müller | Blickachse Residenz Richtung Dom: Die vollgeparkte Hofstraße, rechts die ehemalige Mozartschule.
 
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Kommentare
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  • evenbye2@gmx.de
    Im Centralkino läuft noch bis Mittwoch die Doku The Human Scale in der gezeigt wird, wie sich Städte verändern, wenn man den Fußgängern mehr Platz gibt. Vorgestellt werden mehrere chinesische Städte, Kopenhagen, Siena, Dhaka, Melbourne, Chistchurch, New York, San Francisco und noch einige.
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  • cimb24
    ...die Provinzstadt Würzburg mit relativen Grossstädten zu vergleichen...bzw.weltberühmten Städten,die seit zig Jahren als Besuchermagnete gelten....-mutig grinsen ...aber auch amüsant.

    Allein Harlem,ein Stadtteil von New York,ist so gross wie Berlin...
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  • rebnik
    Hier vergleicht ja auch keiner. Es gibt aber viel mehr Städte von der Größe Würzburgs als es Metropolen wie NY gibt und die warten alle ganz gespannt auf die Impulse von den großen VorBilder!
    Ubrrigens ist gerade heute ein sehr aufschlussreicher Artikel über das Auto in der Stadt (konkret: das Auto macht die Stadt kaputt, vielleicht kommt man da auch in Würzburg mal drauf) bei SPIEGEL ONLINE erschienen.
    mfG rebnik
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  • ikarus
    Wieder so ein Beschluß des Stadtrates, der in der Praxis nicht realisierbar ist. Genau wie bei der Theatersanierung. Im Stadtrat wirken Leute unter dem Motto: "Bloß nichts verändern, bloß keinen Fortschritt". Diese Leute sollte man sich für die nächste Wahl vormerken, damit sie endlich rausfliegen.
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  • cimb24
    ........mal eine etwas andere Herangehensweise..Fördermittelprojekt wegen fragwürdiger Notwendigkeit auf Eis legen statt Fördermittel verschwenden..von denen auch Eigenleistung gefordert wäre und die Bezuschussung begrenzt.

    Was ist denn daran so furchtbar?

    Und vor allem-und auch andersrum betrachtet -...wer würde andererseits noch Wunder erwarten im mittelalterlich geprägten konservativen Würzburg,so schön es ist...so kleinbürgerlich und unflexibel...nicht nur in Bezug auf die Besetzung des Stadtrates....

    Da wird sich nie was ändern..dafür sind die Abläufe viel zu festgefahren.
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  • steve67
    Fall finde ich die Uneinigkeit der Stadträte eher positiv. Weshalb sollte nur um der Fördergelder willen etwas umgebaut werden was vielleicht gar nicht umgebaut werden muss? Außerdem sollte jeder im Kopf haben, dass auch die Fördergelder Steuerzahlergelder sind, also nicht aus dem Nichts entstehen. Insofern finde ich die ganze Aufregung etwas seltsam und weshalb aufgrund eines Umbaus der Straße ein Mehrwert für die Stadt entsteht muss man mir auch erst mal erklären.
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  • Sie verstehen nicht, wie durch den Umbau einer Straße ein Mehrwert für eine Stadt entstehen kann? Nun, das ist ganz allein Ihr Problem. Lesen Sie sich doch ein wenig in die einschlägige Literatur zur Stadtplanung ein, dann werden Sie das sehr schnell verstehen. Ansonsten hat "kose" in seinem Kommentar ganz gut deutlich gemacht, welchen Vorteil die dringend notwendige Sanierung und Umgestaltung der Hofstraße für Würzburg mit sich brächte...
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  • steve67
    ich glaube hier haben andere nichts verstanden. Es geht im Artikel vor allem darum dass man die Fördertöpfe nicht genutzt hat. DAS finde ich nicht schlimm. Aber ich sehe auch nicht, weshalb eine Teil-Fußgängerzone von der Residenz bis zur Sparkasse die Stadt weiterbringen soll. Wer vielleicht davon was hat sind die Touristen und die Studenten der HfM, die nicht mehr auf den Verkehr achten müssen. Die Stadt als Gemeinschaft hat davon gar nichts, da brauche ich nicht Fachliteratur zu wälzen um das zu erkennen. Dass der ein oder andere Stadtplaner das anders sehen möchte, das wirft mich nicht um und liegt auch nur dran weil Stadtplaner nun mal von der Veränderung der Stadt leben, sonst bräuchte man sie ja nicht. Insofern ist ihr Ansinnen legitim, aber nicht unbedingt sinnvoll.
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  • Es war doch klar, dass auch dieses Projekt scheitern muss - ein Blick in die Besetzung des Stadtrates genügt.
    Aber ich verstehe nicht, warum sich immer alle darüber aufregen? Der Wähler bekommt eben, was er wählt. Und bei der nächsten Wahl wird es wieder eine Mehrheit geben, die diesen ganzen Verhinderern und ewig Gestrigen ihre Stimmen leiht. Dass Würzburg von einer Horde konservativer Nostalgiker und Speichelleckern des Einzelhandels regiert wird, hat doch jeder Wähler selbst zu verantworten... Es ist ja nicht so, dass man in Würzburg nicht seit Jahren wüsste, welcher Stadtrat für welche Politik steht. Aber wiedergewählt werden sie trotzdem.
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  • Wo sind denn die Fachleute, die den Bürgern und vor allem den Politikern die Wichtigkeit des Projektes nahelegen? Aufgegeben??

    Dieses Projekt ist eines der wichtigsten und dringlichsten für Würzburg, um in Zukunft im Wettbewerb mit anderen Städten mithalten zu können. Referenzen aus anderen Städten zeigen, was machbar ist. Durch das Projekt würde ein enormer Mehrwert im Hinblick auf das Stadtbild von Würzburg entstehen. Die Residenz würde intensiver mit der Innenstadt in Verbindung gesetzt. Dadurch, dass es ein sehr häufig genommener Weg ist, trägt er auch dazu bei, wie sich die Stadt repräsentiert, welche Identität sie vorgibt.
    Jeder der diesen Weg geht, merkt, wie unangenehm er für den Fußgänger ist im Bezug auf die Enge der Gehwege und den regen Verkehr.

    Das Argument, Parkplätze würden verloren gehen, ist sehr wage. Die Zahl an Parkplätzen im Vergleich zur restlichen Stadt beläuft sich auf ein paar Prozent, die anderweitig kompensierbar wären. (
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  • evenbye2@gmx.de
    bauverwaltung und stadtrat sind ein einziges trauerspiel ;(
    wegen ein paar parkplätzen und nebenan steht der residenzplatz meist halb leer.
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  • Kleeblatt1903
    Traurig, wie manche Stadträte das ganze einfach erstmal blockieren und scheinbar keine Ahnung haben, was dabei so alles auf dem Spiel steht. Zumal die genannten Parteien und Gruppen nur blockieren, aber kein tragfähiges Alternativkonzept aufweisen können. Da fällt man lieber ins alte Denkschema "da fallen Parkplätze weg und das schadet dem Einzelhandel". Dass auf/unter dem Mozart-Areal wieder zehnmal so viele neu entstehen können wird ausgeblendet. So verdaddelt man wieder alles und bleibt bei Status Quo. Wird Zeit, dass der ein oder andere Stadtrat mal seinen Sitz frei macht und in den wohlverdienten Ruhestand geht - für Würzburg wäre es besser.
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  • fischle
    wie es "sinkt "und lacht.
    in jeder stadt oder dorf gibt es etwas an der führung (rathaus) auszusetzen, aber was in dem kuh dorf wü so ab und zu los ist, bekommen die überhaupt mal was gebacken? auser das die "führung" egal wo es um sonst ist sich zu zeigen.
    man man hätten die die uni nicht die investiert wäre wü tot
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  • ..entwickelt sich die Stadt nicht weiter..

    Das wollen auch alle die nicht, die jetzt an den Fleischtöpfen sitzen... traurig
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