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REGION WÜRZBURG
Kein Taucherbecken im Wolffskeel-Bad
Hallenbad       -  Wie tief soll das geplante Schwimmbecken an der Wolffskeel-Realschule werden: 1,80 Meter oder mehr als drei Meter? Am Donnerstag muss der Würzburger Stadtrat entscheiden.
Foto: Farkas | Wie tief soll das geplante Schwimmbecken an der Wolffskeel-Realschule werden: 1,80 Meter oder mehr als drei Meter? Am Donnerstag muss der Würzburger Stadtrat entscheiden.
Gerhard Meißner
 und  Ernst Jerg
 |  aktualisiert: 23.10.2016 03:25 Uhr

Das geplante Hallenbad an der Wolffskeel-Realschule wird ein normales Schulschwimmbad und kein Trainingsbecken für Rettungsschwimmer und Taucher. Wie zuvor schon der Schulausschuss des Würzburger Stadtrats hat sich nun auch der Kreistag gegen eine Beckentiefe vom bis zu 3,50 Metern ausgesprochen. Grund dafür sind Sicherheitsbedenken der Schulen, die das Bad später nutzen sollen.

Stadtrat tagt am Donnerstag

Nun fehlt noch die letzte Entscheidung im Würzburger Stadtrat, der sich am Donnerstag zu seiner Sitzung trifft. ZFW-Stadtrat Wolfgang Baumann (Zukunft für Würzburg) hat dafür einen Antrag angekündigt: Er will die endgültige Entscheidung vertagen lassen und fordert einen runden Tisch mit Experten von DLRG, Wasserwacht, Feuerwehr, Tauchsportgruppe Würzburg und den politischen Entscheidern.

Stadt und Landkreis planen dieses Hallenbad gemeinsam, nachdem das Bad an der Gustav-Walle-Schule dicht gemacht werden muss. Den Anstoß dazu hatte Landrat Eberhard Nuß (CSU) Ende 2012 gegeben.

Er schlug vor, zwei Millionen Euro aus Rückzahlungen des Zweckverbands Müllheizkraftwerk in ein neues Schulschwimmbad für den nordöstlichen Landkreis zu investieren, weil die Schüler dort bisher keinen Zugang zu regelmäßigem Schwimmunterricht haben.

Standortsuche

Weil der Landkreis im Nordosten keine eigenen Schulen betreibt, fiel die Standortentscheidung auf die Wolffskeel-Realschule auf Würzburger Stadtgebiet. Die wird von Stadt und Landkreis gemeinsam getragen. Sechs Millionen Euro soll das Bad schätzungsweise kosten, zwei Millionen stehen als staatlicher Zuschuss in Aussicht. Gedacht war an ein 25 mal 12,5 Meter großes Becken, dessen Tiefe von 90 Zentimetern bis 1,8 Meter ansteigt.

Das alte Gustav-Walle-Bad hat einen Sprungturm und eine entsprechende Wassertiefe in Teilen des Beckens von 3,80 Metern. Regelmäßig wird es von der Tauchsportgruppe Würzburg und der DLRG zum Training genutzt. Die beiden Vereine säßen bei einer Schließung des Bades buchstäblich auf dem Trockenen und haben deshalb darum gebeten, einen Teil des Beckens im neuen Hallenbad 3,50 Meter tief zu bauen.

Sicherheitsbedenken

Zunächst zogen Landrat Eberhard Nuß und Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) mit, wurden dann aber mit Sicherheitsbedenken und rechtlichen Auflagen konfrontiert. Bei einer Beckentiefe über zwei Metern müssten Schwimmlehrer eine zusätzliche Ausbildung als Rettungsschwimmer absolvieren oder ein qualifizierter Bademeister müsste während des Unterrichts anwesend sein. Außerdem gäbe es für die Mehrkosten von mindestens 300 000 Euro keine Zuschüsse.

Schwerer noch als die höheren Kosten wiegt das Ergebnis einer Umfrage unter den künftigen Nutzern. elf der 17 Schulen im Einzugsbereich des Landkreises hätten sich gegen ein tieferes Becken ausgesprochen, so Landrat Nuß in der jüngsten Kreistagssitzung.

„Ich plädiere für ein tiefes Becken, auch weil es gerade Sicherheitsbedenken bei einer Wassertiefe von nur 1,80 Metern gibt.“
Michael Kraus Lehrbuchautor für Schwimmsport

Nuß sieht darin die Gefahr, dass das Bad von den Schulen, für die eigentlich gebaut werden soll, gar nicht genutzt wird.

Dieser Einschätzung schloss sich auch der Kreistag an und entschied einstimmig für die Beibehaltung der beschlossenen Wassertiefe von höchstens 1,80 Metern. Genauso hatte auch der städtische Schulausschuss entschieden.

Außerhalb der Schulzeiten dürfen auch künftig Vereine das Bad nutzen. Die Taucher allerdings müssten sich nach einer ausreichend tiefen Alternative umschauen, wenn auch der Stadtrat einem tiefen Becken eine Absage erteilt. Geeignet wären die Hallenbäder der Bereitschaftspolizei oder der Uni.

„Nur ein tiefes Schwimmbecken erfüllt die Voraussetzungen für eine nachhaltige Lösung zugunsten des Schulsports“, fordert dagegen ZfW-Vorstandsmitglied und ehemaliger Wasserballnationalspieler sowie Bayerischer Meister im Schwimmen Michael Kraus. Der langjährige Sportlehrer des Friedrich-Koenig-Gymnasiums (FKG) und Lehrbuchautor für den Schwimmsport sieht sich als vom Kultusministerium berufenes Mitglied des „Schwimmlehrerteams der Bayerischen Schulen“ und bayerischen Lehrgangsleiter des Kultusministeriums zur Ausbildung der Schwimmlehrer veranlasst, zu dem Thema Stellung zu nehmen.

Er spricht sich ganz klar für ein tiefes Schwimmbecken mit Hub-Boden aus, als einzige geeignete Lösung für den Schwimmunterricht und eine optimierte Funktionsbreite des neuen Nordbads. „Aus meiner langjährigen Tätigkeit als Sportlehrer mit unzähligen Schwimmstunden plädiere ich für ein tiefes Becken, auch weil es gerade Sicherheitsbedenken bei einer Wassertiefe von nur 1,80 Metern gibt.“

Gefahrenpotenzial

Bei Sprüngen vom Beckenrand oder Startblock bestünde beispielsweise ein Gefahrenpotenzial bei einer Wassertiefe von 1,80 Metern mit dem Kopf auf dem Grund aufzuschlagen.

Nach seinen Aussagen ist die staatlich geförderte Mindesttiefe von 1,80 Metern aus Sicht der Fachleute des Bayerischen Lehrteams und des Schülerversicherers zu gering und wurde bei etlichen Diskussionen in der „Landesstelle für den Schulsport“ immer wieder kritisch hinterfragt.

Ziel eines Schwimmunterrichts sei es doch, eine möglichst große Wassersicherheit des Schülers zu erreichen. Die bekomme man aber nur, wenn auch das Tauchen erlernt werde und der Schüler sich dann erst in tieferen Gewässern sicher fühlen könne.

Starke Erfahrung

Das Bewältigen einer gewissen Wassertiefe beim Tauchen sei eine starke Erfahrung und erzeuge eine hohe Wassersicherheit der Kinder. In den zahlreich anzutreffenden niedrigen Schulschwimmbecken würden von vorherein einige Sparten des Schwimmsports ausgeschlossen, gibt Kraus seine Erfahrungen weiter. Das bei Schülern sehr beliebte Kunstspringen und ein wichtiger Teil des Rettungsschwimmens, das Tieftauchen, bleibe so außen vor. Auch für Wasserball ist international eine Mindesttiefe von zwei Metern gefordert.

 
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