Margetshöchheim/Veitshöchheim
Kein Steg ist die schlechteste Lösung
Seit gut vier Jahren wird um den Ersatz des Ludwig-Volk-Steges zwischen Margetshöchheim und Veitshöchheim gerungen. Das alte Bauwerk muss weg, weil es nicht mehr den heutigen Sicherheitsvorschriften bei einem Schiffsunfall entspricht. Dabei hat das Wasserstraßen-Neubauamt in Aschaffenburg deutlich gemacht:
Während die Veitshöchheimer auf den neuen Plan zum Standort „Mainsteg “ in Höhe der Mainfrankensäle warten, beschäftigen sich die Margetshöchheimer bereits mit dem Auf- beziehungsweise Abgang an ihrem Ufer. Eine Lösung könnte der sogenannte Burkard-Vorschlag sein: eine Konstruktion mit Pylon am Ufer einschließlich anschließender Rampe zwischen und über die beiden Grundstücke der Fußballer und Segler hinweg bis zum Radweg, der entlang der Würzburger Straße führt (siehe Grafik). Ideengeber dieser Variante ist der SPD-Gemeinderat Georg Burkard.
So kamen in der vergangenen Woche auf Einladung von Bürgermeister Waldemar Brohm Vertreter der beiden beteiligten Vereine – Sportgemeinschaft Margetshöchheim und Segelkameradschaft Maintal – zu einer Erörterung zusammen. Der Burkard-Vorschlag war eine von drei Varianten. Eine davon, eine Lösung mit Erdhügeln, wurde aufgrund des enormen Platzbedarfs verworfen.
Pylon-Lösung
Die ursprüngliche Rampenführung in Richtung Margetshöchheim erweist sich ebenfalls als wenig praktikabel. Nach den Planungsvorgaben wäre eine Durchfahrtshöhe von gerade mal 3,15 Meter verblieben – zu wenig für die Segler, für die ein Auf- und Abbau der Masten aufwändig wäre und die Attraktivität des Segelns an dieser Stelle schmälern würde.
So bleibt nur die Möglichkeit mit Pylon. Zwar ist noch nichts beschlossen, dennoch spricht Bürgermeister Brohm von einem „guten Lösungsansatz“, der offensichtlich akzeptiert werde. Es habe zudem von vornherein festgestanden, dass es am Sportplatz „keine Möglichkeit geben wird, die einen Verein nicht belastet“. Den Seglern sei die Gemeinde entgegengekommen, indem sie die Parkplätze entlang ihres Grundstückes als Ausgleichsfläche zur Verfügung stellt. Die Wassersportler hatten darauf hingewiesen, dass die Nutzung ihres Geländes unter der Rampe nur noch eingeschränkt möglich sein werde, weil sich die Konstruktion zur Würzburger Straße hin mehr und mehr senke.
Unterdessen mehrt sich in Veitshöchheim die Zustimmung für den Standort in Höhe der Mainfrankensäle. Vorstand und Fraktion der örtlichen Grünen sprechen sich in einer Pressemitteilung eindeutig für den Erhalt eines Steges zwischen beiden Gemeinden aus. Der Erhalt des bisherigen Standortes sei „leider nicht möglich“. Auch alle anderen gedachten Stegvarianten „sind für Veitshöchheim und Margetshöchheim oder aus technischen Gründen nicht verwirklichbar.“
Die Fraktion der Veitshöchheimer Mitte (VM) hat den Vorschlag unterbreitet, einen Übergang ähnlich dem Holbeinsteg in Frankfurt am Main zu schaffen. Der sei vom Büro Grontmij geschaffen worden, das auch „mit der Planung in Veitshöchheim/Margetshöchheim beauftragt ist“, argumentieren Jürgen Götz und Oswald Bamberger.
Die Steg-Geschichte dauert nun schon einige Jahre. Dass beide Gemeinden auf den Main-übergang angewiesen sind, haben die Bürgermeister Waldemar Brohm (Margetshöchheim) und Rainer Kinzkofer (Veitshöchheim) von Anfang an betont. Das war aber auch die einzige Gemeinsamkeit in den vergangenen Jahren. Seitdem wird versucht, ein Problem zu lösen, für das beide Kommunen im Grunde genommen nicht verantwortlich sind. Eine Änderung der DIN-Vorschrift im Jahr 2002 mit einem Federstrich in Berlin ist für das Hick-Hack verantwortlich. Demnach ist der Ludwig-Volk-Steg bei einem Schiffsstoß stark gefährdet. Er muss mehr vertragen können, denn die zwei Pfeiler gelten im Falle einer Havarie als nicht mehr standsicher.
Insbesondere Margetshöchheim setzte sich heftigst zur Wehr. Die Gemeinde ist Eigentümerin des Stegs und somit für die Sicherheit verantwortlich. Deutliche Töne kamen aus dem Rathaus. Der damalige Bürgermeister Günter Stock stellte angesichts der Forderungen mit markigen Worten fest: „Das ist doch idiotisch“. Argumente, dass der Staat einen stoßsicheren Steg finanzieren soll, weil durch den Ausbau des Flusses größere Schiffe fahren können, zählten nicht. Margetshöchheim sei in der Pflicht, hieß es immer wieder. Alle Argumente prallten an der Fassade des Wasserstraßen-Neubauamtes wirkungslos ab.
Zähneknirschend und gezwungenermaßen machte sich schließlich der neue Bürgermeister Waldemar Brohm an diese Herkulesaufgabe. Auf Differenzen zwischen beiden Ufern brauchte man nicht lange zu warten. Schnell wurde klar, dass Wunschvorstellungen des einen beim anderen nicht praktikabel waren und umgekehrt. Alter Standort, einer am Sportplatz oder ein dritter zwischendrin – nichts ging. Dazu gab's jede Menge Nickligkeiten und Frotzeleien – fränkisch zänkisch halt.
Aus dieser Situation heraus stritten die beiden gegenüberliegenden Nachbarn stets um einen neuen Standort. Während die Veitshöchheimer auf dem bisherigen, beziehungsweise einem weiter nördlich beharren, sind die Margetshöchheimer für eine Verlegung. Der Grund: Das neue Bauwerk wird wesentlich höher und breiter. Die Rampe auf ihrer Seite würde den Ort und insbesondere das Mainufer verschandeln, so die Kritik.
Aktueller Stand
So wurde weiter gezankt. Die Mittellösung Steinerner Weg (Margetshöchheim) lehnten die Veitshöchheimer kategorisch ab, weil sie um ihre Uferpromenade fürchteten. Diese starre Haltung brachte die Nachbarn in Rage. Es gingen die Jahre ins Land, ohne auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Die Margetshöchheimer rangen sich zu einer Lösung am Sportplatz durch. Was folgte, war ein Aufschrei von gegenüber. Ein Bürgerbegehren wurde gegen diesen Standort initiiert, obwohl so langsam eine gewisse Annäherung zwischen beiden Gemeinden zu verspüren war.
Derzeit wird ein Steg am Standort „Mainfrankensäle Veitshöchheim/Sportplatz Margetshöchheim“ beplant. Einig sind sich die Gemeinderäte hüben wie drüben darüber, dass es keine unattraktive Trogbauweise werden soll sondern eine filigrane Lösung. Unstimmigkeiten bestehen jedoch immer noch in finanzieller Hinsicht. Während Margetshöchheim auf 50:50-Teilung besteht, lehnen die Veitshöchheimer eine Zusage vorerst ab. Sie wollen erst das Ergebnis abwarten. Spendabel würden sie sich nur dann zeigen, wenn der Mainsteg am alten Standort bleibt oder noch etwas weiter in Richtung Erlabrunn verschoben würde.
Themen & Autoren / Autorinnen
2. Vor die Obere Maingasse kommt keine Rampe.
3. Eine filigrane Brücke ist in aller Munde.
4. Die Margetshöchheimer wollen den Steg am südlichen Anfang des Ortes, also bekommen sie ihn dort, was die Zeller freut und den Veitshöchheimern letztlich
auch recht sein kann.
5. Die Regierung hat das Geld ( oder druckt neues ) und wer das Geld hat, der schafft an.
6. Die betroffenen Gemeinden holen sich ihren Anteil am Kuchen.
7. Die Bürger haften zwar für die Schulden des Staates, aber vielleicht zahlen ja irgend wann die Griechen mal die Zeche, wie wir was jetzt für die Griechen tun. Wir allein können das in keinem Fall mehr tun.
Also Augen zu und durch!
Die Auseinandersetzung um den Standort ist eine vollkommen legitime Sache, schließlich möchte niemand einen Steg, der weit abseits der Orte liegt, sondern dort den Steg, wo er auch den größten verkehrstechnischen Nutzen bringt. Das ergibt natürlich einen Zielkonflikt und dementsprechend ist es nachvollziehbar, dass es auch mal die ein oder andere heftigere Diskussion gab.
Wirklich emotional wurde es aber eigentlich erst zu Beginn des Jahres, als es besagten Aufschrei auf Veitshöchheimer Seite gab, als alles darauf hindeutete, man könne sich langsam auf einen Standort bei den Mainfrankensälen einigen. Dabei wurde uns Margetshöchheimern erst bewusst, dass die Diskussion und Information bislang fast nur auf unserer Mainseite stattgefunden haben und es auf der anderen Seite einfach noch Informationsdefizit gab. Dass es in diesem Zusammenhang dann zu böseren Auseinandersetzungen kam ist bedauerlich, aber auch nachvollziehbar.
Man kann nur hoffen, dass dieser Diskussionsprozess auf der anderen Mainseite jetzt schnellstmöglich nachgeholt wird, damit vielleicht doch noch Hoffnung auf eine Einigung besteht und nicht weitere Zeit verloren geht, die aus Fördergründen möglicherweise das Aus des Stegs bedeuten würde.
Die Diskussionen laufen aber weiter und es wird immer konstruktiver. Zu behaupten, dass dabei nix rauskäme ist meines Erachtens zu viel Faschings-Larifari…