Nur weil sie rechtzeitig vor dem Bombenangriff des 16. März 1945 ausgelagert wurden, sind die prächtig ausgemalten Handschriften aus dem Mittelalter und die nicht minder faszinierenden Beispiele früher Druckkunst erhalten geblieben, die derzeit in der Würzburger Universitätsbibliothek (UB) zu sehen sind, darunter Exponate von internationalem Rang. Wenn die Unibibliothek zu ihrem 400-jährigen Jubiläum ihre Tresore öffnet, dann zeugt das vom berechtigten Stolz über einen wertvollen Bestand ebenso wie vom Verständnis universitärer Aufgabe: nämlich Kultur und Wissen weiterzugeben.
Besucher von "Elfenbein und Ewigkeit" müssen allerdings ein gutes Gedächtnis haben, wenn sie das Gesehene zu Hause noch einmal Revue passieren lassen wollen: Einen Begleitkatalog gibt es nicht, der Druck scheitert an fehlenden 2000 bis 3000 Euro. Dass Bibliotheksdirektor Dr. Hans-Günter Schmidt wegen dieses eher läppischen Betrages während der bereits laufenden Ausstellung um Sponsorengelder bitten muss, sagt einiges aus über die Wertschätzung, die die Bibliothek in ihrem Jubiläumsjahr im Würzburger Universitätsbetrieb genießt.
Dabei dürften manch andere Bibliotheksdirektoren in Deutschland und Europa ihren Würzburger Kollegen um die Schätze beneiden, die im hiesigen Depot lagern und nun für kurze Zeit zum Vorschein kommen. Umso peinlicher ist – auch in der Außenwirkung – das Gezerre um die überschaubaren Druckkosten für einen kleinen Katalog.
Würzburg, so hieß es mal in einem Werbespruch, sei "Provinz auf Weltniveau". Wie man sieht: Es geht auch umgekehrt.