
Seit der Schlacht um Würzburg im September 1796 sind mehr als 17 Jahre vergangen. Unruhige Jahre, in denen es immer wieder zu Truppendurchzügen und Einquartierungen kommt. Und noch mehr ist in diesen 17 Jahren geschehen: 1803 ist das Hochstift Würzburg, ein geistliches Territorium, säkularisiert und an das Kurfürstentum Bayern übergeben worden. 1805 muss Bayern Würzburg infolge des Friedens von Preßburg an den Habsburger Großherzog Ferdinand von Toskana abgeben, die Stadt ist damit wieder selbstständig. 1806 tritt Würzburg dem Rheinbund bei und steht damit auf Napoleons Seite.
Eingeschlossen im Mainviertel
Und dann, 1813 und 1814, wird die Stadt erneut Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen: Als der Großherzog am 8. Dezember 1813 eine Landwehr einberuft, sitzen 2500 Menschen nun schon seit zwei Monaten im Mainviertel fest. Sie müssen entsetzlich hungern. Die Franzosen sind auf dem Rückzug des Russlandfeldzugs, den Napoleon Bonaparte im Juni 1812 mit einer 600 000 Mann starken Armee beginnt, aber glücklos beenden muss. Die Herrscher Europas haben sich gegen ihn verbündet, sogar die meisten seiner Bundesgenossen des 1806 geschlossenen Rheinbunds sind zum Gegner übergelaufen.
So hat Bayern am 8. Oktober das Bündnis gewechselt und kämpft nun gemeinsam mit den österreichischen Streitkräften gegen die Franzosen. Würzburg aber gehört weiterhin dem Bündnis an. Vom 16. bis 19. Oktober 1813 kommt es bei Leipzig zur entscheidenden Schlacht. Die Gegner Napoleons sind zahlenmäßig weit überlegen. Doch da die Alliierten den Ring um die Stadt nicht vollständig geschlossen haben, gelingt es dem geschlagenen Napoleon in den Morgenstunden des 19. Oktober, mit einem Teil seiner Armee nach Westen zu entkommen.
Österreich/Bayern erobert Würzburg
Bayerisch-österreichische Truppen unter General Carl Philipp von Wrede verfolgen die Franzosen bis Würzburg, das als Rheinbundstaat französisch besetzt ist und unter General Turreau de Linieres verteidigt wird. Als er nicht bereit ist, die Stadt zu übergeben, beginnt am 24. Oktober die Beschießung Würzburgs. Die Franzosen ziehen sich aus der Stadt zurück und verschanzen sich auf der Festung Marienberg. Die Stadt wird von den Österreichern und Bayern erobert. Großherzog Ferdinand verlässt daraufhin den Rheinbund und schließt sich Napoleons Gegnern an.
Das Mainviertel ist hermetisch abgeriegelt, niemand kommt hinein und hinaus. Die Franzosen und in der Konsequenz auch die dort lebenden Würzburger auszuhungern, ist die einzige Möglichkeit, die die Bayern und Österreicher sehen, um die Situation zu verändern. Großherzog Ferdinand rüstet auf: „Im nicht von den Franzosen besetzten Teil der Stadt bilden sich Heere aus Freiwilligen. Und am 28. Dezember 1813 lässt der Großherzog ein weiteres 3400 Mann starkes Heer aufstellen“, erklärt Dirk Eujen, der sich seit Jahrzehnten intensiv mit Würzburgs Stadtgeschichte befasst. „Die Aufrüstung wurde aufgrund der extrem angespannten Situation nötig, in der sich die geteilte Stadt Würzburg damals befand.“
Würzburg ist sechs Monate geteilt
Doch es hilft nichts. „Fast sechs Monate lang sollte die Stadt geteilt bleiben, die Besetzung des Mainviertels währt bis März 1814. Erst im März 1814 gab General Turreau das Mainviertel frei.“ Einen Monat später, im April, dankt Napoleon ab. „Und erst im Mai gaben die Franzosen die Festung frei“, sagt Eugen. Der Rheinbund wird aufgelöst, das Bündnis ist zu Ende. Und die Zeit des Großherzogtums auch: Mit den Beschlüssen im Wiener Kongress fällt es größtenteils und endgültig an Bayern. Drei Jahre später bildet sich der Untermainkreis. Und der ist heute der Regierungsbezirk Unterfranken.
Autorin: Eva-Maria Bast