Die letzten beiden gemeindlichen Grundstücke im Siedlungsgebiet Reissgarten werden meistbietend verkauft. Ein Einheimischen-Modell für Theilheimer ist vom Tisch. Die Gemeinderäte Bernd Endres (SPD/PB) und Maximilian Mödl (FDP) sind deshalb verärgert. Sie fühlen sich ihrer Gestaltungsmöglichkeiten beraubt, argwöhnen gar Verschleppung der Diskussion. Es wäre darum gegangen, mit einem Einheimischen-Modell und entsprechender Bewertungsmatrix nicht nur den gebotenen Preis, sondern beispielsweise auch ehrenamtliches Engagement in der Gemeinde als Auswahlkriterium für einen Käufer zu werten. Doch nun wurden mit einer Dreiviertelmehrheit die Mindestpreise für die 670 und 700 Quadratmeter großen Baugrundstücke festgelegt: 250 Euro je Quadratmeter. Die Bewerbungsfrist für die beiden Grundstücke soll am 1. November starten.
Vorausgegangen war eine Diskussion im Gemeinderat am 22. Juli, in deren Verlauf man sich entschieden hatte, die Modalitäten für ein favorisiertes Einheimischen-Modell im Ausschuss für Dorfentwicklung, Natur- und Umweltschutz zu erarbeiten. Doch dieser war mehrfach verschoben worden. In der jüngsten Gemeinderatssitzung hatte der Gemeinderat dann den Tagesordnungspunkt wieder an sich gezogen, was vorab in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen wurde. Die Begründung: "Aufgrund rechtlicher Bedenken und haushaltsrechtlicher Anforderungen verzichtet die Gemeinde Theilheim auf die Anwendung des sogenannten Einheimischen-Modells."
Keine Unterlagen zum angestrebten Modell
Dem Gemeinderat werde die Möglichkeit zur strategischen Weiterentwicklung des Orts genommen, empörte sich Bernd Endres darüber. Er bemängelte, dass "es keine Unterlagen" zum angestrebten Einheimischen-Modell und möglicher Ausgestaltung gegeben habe und schloss daraus, "dass das Vorgehen so geplant gewesen sein wird". Sitzungsleiterin und Zweite Bürgermeisterin Karoline Ruf wies diesen Verdacht vehement zurück. Sie entgegnete, dass der Krankenstand in der Gemeindeverwaltung gerade hoch sei und der Ausschuss zweimal verschoben werden musste. Aber auch Mödl wollte das nicht akzeptieren, hielt es für "schäbig", dass das Thema über drei Monate geschoben wurde und jetzt Dringlichkeit habe. Es seien Erwartungen im Dorf geweckt worden. Und er wolle keine externen Investoren, sondern dass Bauwillige aus dem Ort das Grundstück bekommen, die nicht "wegen zwei Euro" das Nachsehen haben sollen. Dass der Haushalt des Landkreises konsolidiert werden müsse, habe man seit April voraussehen können, so Mödl.
Theilheim hat kein Geld zu verschenken
Dass aber auch Theilheim kein Geld zu verschenken hat und den Höchstpreis nehmen muss, war von der Rechtsaufsicht signalisiert worden. 343.000 Euro Verkaufserlös seien im Haushalt der Gemeinde bereits fest eingeplant, so Ruf. "Es geht um zwei Bauplätze!", versuchte Bernhard Bell (CSU) die beiden Kritiker Endres und Mödl zu bremsen. Mit dem "Recht, zu entwickeln", schienen sie ihm bereits in den Wahlkampfmodus gewechselt zu sein. Dass das Einheimischen-Modell so nicht machbar ist, hätten sie aus ihren Unterlagen herauslesen können. Theilheimer seien ja nicht ausgeschlossen, versuchte Marcus Stoll (MTg) zu beruhigen. Holger Seefried (MTg) und Stoll – beide vor Jahren zugezogen – galten als lebende Beweise für engagierte Zugezogene, wie sie laut Endres und Mödl für die Theilheimer Vereine gebraucht werden. Die Vorstellung, dass all die engagierten Zugezogenen vielleicht keinen Bauplatz gefunden hätten, hätte ein Einheimischenmodell gegriffen, sah Stoll als Eigentor für die Verteidiger des Einheimischenmodells.