Der Landkreis will das alte Seniorenheim Gollachtal los werden, die Stadt möchte es kaufen. Trotzdem kam ein Handel bislang nicht zustande. Nach mehreren Beratungen im Kreisausschuss war der mögliche Verkauf auch in der jüngsten Kreistagssitzung Thema, allerdings, weil es um Preisverhandlungen ging, hinter verschlossenen Türen.
Zum Ergebnis teilt das Landratsamt nur so viel mit: Der Punkt wurde vertagt. Augenscheinlich geht es ums Geld.
Vor einem Jahr waren die Senioren ins neue Heim am südlichen Stadtrand umgezogen. Das alte Seniorenheim nahe der Gollach, vor rund 50 Jahren aus dem ehemaligen Auber Krankenhaus entstanden, steht seitdem leer. Der Landkreis hat keine Verwendung mehr dafür, war aber um eine schnelle Nachnutzung bemüht. Deshalb wurde das Gebäude weiter unterhalten und im Winter sogar beheizt. Einen vierstelligen Betrag zahlt der Kreis monatlich und will diese Last so schnell wie möglich loswerden.
Gespräche haben vor einem Jahr schon mit der örtlichen Sozialstation und einer Physiotherapie-Praxis stattgefunden, allerdings ohne Ergebnis. Die Praxis hat sich inzwischen andernorts eingerichtet. Den Verkauf auf dem freien Markt hatte Landrat Eberhard Nuß damals ausgeschlossen, auch auf Drängen der Auber, die fürchteten, das Altenheim könnte dann zu einer Gemeinschaftunterkunft für Asylbewerber ungebaut werden.
Seit den 80er Jahren leben bereits bis zu 100 Asylbewerber im Auber Schloss. Mehr seien für die kleine Stadt nicht zu verkraften, heißt es nach wie vor. Der Landrat sah sich auch in anderer Hinsicht in der Pflicht gegenüber der Stadt Aub. Das 4000 Quadratmeter große Grundstück für das neue Seniorenheim hat die Stadt dem Landkreis-Kommunalunternehmen nämlich kostenlos überlassen.
Deshalb war davon die Rede, das alte Haus der Stadt im Gegenzug für einen symbolischen Preis zu verkaufen. Wie groß dieses Symbol tatsächlich sein soll, darüber ist man sich im Kreistag nun offenbar uneins.
Wie Recherchen ergeben haben, geht ein Wertgutachten von einem Verkehrswert des alten Seniorenheims von mindestens 900 000 Euro aus. Bürgermeister Robert Melber hält diese Schätzung für weit überzogen. Man sei schließlich im Ochsenfurter Gau und nicht in einer Stadtumlandgemeinde mit entsprechenden Immobilienpreisen, sagt er.
Hinzu kommt, dass die Stadt vor allem am Altbau Interesse habe. Melber könnte sich dort Arztpraxen und andere Dienstleister aus dem Gesundheitssektor vorstellen. Schließlich habe die Kleinstadt eine Versorgungsfunktion für die Gemeinden des näheren Umlands. Für das restliche Haus, vor allem den vor 50 Jahren errichteten Anbau, fehlt es aber an Nutzungskonzepten.
Außerdem müsste in den Umbau und die brandschutztechnische Ertüchtigung investiert werden. Mit anderen Worten: Ein Abriss des Anbaus wäre vermutlich am sinnvollsten. Dann ließe sich auch städtebaulich etwas bewegen. Der Auber Stadtrat hielt deshalb einen Kaufpreis von 170 000 Euro für angemessen und hat dem Landkreis ein entsprechendes Angebot unterbreitet. Doch das ist dem Kreistag bei weitem zu wenig.
Dem Vernehmen nach wurde die Kreisverwaltung deshalb in der nichtöffentlichen Sitzung beauftragt, weitere Informationen einzuholen. Unter anderem will man sich ans Bruno-Werk, die Wohnungsbaugenossenschaft des Bistums, wenden, um weitere Verwendungsmöglichkeiten zu erörtern. Von der Sparkasse Mainfranken erhofft man sich zudem Aussagen über die realistische Vermarktungsfähigkeit des Objekts.
Die Immobilie auf dem freien Markt anzubieten, wie ebenfalls vorgeschlagen wurde, davor schreckt die politische Führung des Landkreises aber weiterhin zurück. Die Stadt Aub oder der Landkreis hätten dann kaum noch Einfluss auf die künftige Nutzung.
Als Ausweg bliebe noch ein Privatinvestor, der das ehemalige Seniorenheim nach den Vorstellungen der Stadt umbaut und nutzt. „Damit wäre uns auch geholfen“, sagt Bürgermeister Robert Melber. Ein solcher finanzstarker Retter ist allerdings gegenwärtig nicht in Sicht.