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Sommerhausen
Katastrophen im Bereich der Liebe: Das Torturmtheater Sommerhausen beleuchtet Facetten der Zweisamkeit
Wenn zwei sich innigst lieben und es doch nicht klappt: "Fragmente der Liebe" von Henriette Dushe feierte im vollbesetzten Torturmtheater Sommerhausen Premiere.
Alles war wunderbar, hätte wunderbar sein können… Nina Damaschke und David Meyer in 'Fragmente der Liebe'.
Foto: Heiko Becker | Alles war wunderbar, hätte wunderbar sein können… Nina Damaschke und David Meyer in "Fragmente der Liebe".
Ursula Düring
 |  aktualisiert: 01.08.2024 02:41 Uhr

Was spielt sich da ab? Der Beweis für die Unmöglichkeit der großen Liebe? Oder normaler Alltag? Vielleicht sogar eine philosophisch angehauchte Rückschau? Oder sind es nur Schlaglichter einer Beziehung, wie sie jeder im Zuschauerraum auch schon erlebt hat? Das Stück "Fragmente der Liebe" von Henriette Dushe, das im vollbesetzten Torturmtheater Sommerhausen (Lkr. Würzburg) Premiere feierte, hat wahrscheinlich von allem ein bisschen. Dushe ist der Meinung, dass Theater "ein Ort konzentrierten Zweifelns sein kann, soll und muss". Der Originaltitel des Stücks lautet "Sprachlos die Katastrophe im Bereich der Liebe".

Hoffen auf die Liebeserklärung, die er nicht zustande bringt: Nina Damaschke und David Meyer.
Foto: Heiko Becker | Hoffen auf die Liebeserklärung, die er nicht zustande bringt: Nina Damaschke und David Meyer.

Die kleine Bühne ist übersät mit Papierschnipseln, großen, kleinen, zerrissenen, zusammengeknüllten. In den Ecken zwei Müllsäcke, am Boden ein knallrotes, langes Stück Stoff. Brauchbar zum Verstecken, zum Einwickeln, zum sich Verwickeln, zum Spielen, zum Träumen, zum Trösten. Auf einem der beiden weiß gestrichenen Hocker steht eine ebenso rote Pappschachtel voller Zettel. Darauf Stichpunkte zum Erinnern an schöne Momente und ungelöste Fragen.

Eine Frau und ein Mann in Sportklamotten (Ausstattung: Angelika Relin). Alles fängt groß an. Very magic sozusagen. Die alles überstrahlende Liebe. Also wollen es die beiden miteinander versuchen. Wollen eine gemeinsame Geschichte. Sind so verknallt, dass sie selbst im Dauerregen nur Licht und Sonne sehen können. Sie streiten nicht über offene Zahnpastatuben, verlassene Socken oder den Abwasch. Sie sind erfüllt von Liebe und Leidenschaft. Sind überzeugt: Etwas Ähnliches gab es nie zuvor.

Probleme, die man nur hat, wenn man zu zweit ist

Alles war wunderbar, hätte wunderbar sein können… In der Regie von Christine Bossert spielen sich Nina Damaschke und David Meyer eine gute Stunde lang die Seele aus dem Leib. Hier stimmt die Choreografie, passen Solotexte und Dialoge, geht es Schlag auf Schlag.

Die erfahrene Darstellerin Nina Damaschke geht temperamentvoll auf in ihrer Rolle. Sie ist verliebt, verzweifelt, verletzt oder verlassen. Wenn sie verrückt ist vor Glück, wenn sie schmollt, wenn sie stumm oder streitsüchtig ist, spiegelt sich das nicht nur in Mimik, sondern auch in Körpersprache. Sie kann nicht glauben, dass er der Ihre ist. Er, der versessen ist auf ihr Lachen. Er, der so gut riecht, dass sie sich in seine Klamotten vergräbt. Obwohl er sich so schwertut, ihr die Liebeserklärung zu machen, nach der sie sich so sehnt.

In der Regie von Christine Bossert spielen sich Nina Damaschke und David Meyer eine gute Stunde lang die Seele aus dem Leib.
Foto: Heiko Becker | In der Regie von Christine Bossert spielen sich Nina Damaschke und David Meyer eine gute Stunde lang die Seele aus dem Leib.

David Meyer spielt den echten Mann. Den Hilflosen, den Sprachlosen, den Macho, der programmatisch und gradlinig durchs Leben geht. Der so oft nicht versteht, was ihm in dieser Frau da gegenübersteht. Der überzeugt ist, dass es manche Probleme nur gibt, wenn man zu zweit ist.

Meyer weiß seine Körpergröße, seine Gesten und seine Bewegungen gut auf seine Partnerin einzustellen. Mit großen, sprechenden Augen versucht er als Mann sein Bestes, starrt er sich aus seinem Leben zu zweit heraus. Was bleibt, ist trotz aller Sprachlosigkeit ein sich immer wieder veränderndes Mosaik der Liebe.

Torturmtheater Sommerhausen: "Fragmente der Liebe" läuft bis 21. September. Spieltage: Di. bis Fr., 20 Uhr, Sa. 16.30 und 19 Uhr. Karten: kartenbestellung@torturmtheater.de oder telefonisch ab 16 Uhr, (0 93 33) 268.

 
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