Vor fünf Jahren führte die Ökumenische Citypastoral den Karmittwoch in Würzburg ein. Der wurde rasch zum Feiertag für Freunde künstlerischer Grenzgänger. An diesem 12. April bläst das Ebonit-Saxophon-Quartett Haydn und Moderneres, während Norman Perryman im Takt und in der Stimmung der Passionsmusik Aquarellfarben in das Kirchenschiff projiziert.
Dabei kommt es zu weiteren kleinen Überschreitungen. Das klassische Instrumentalensemble will nicht, wie viele Kollegen im Jazz, möglichst saxophonistisch klingen. Die Vier suchen vielmehr unerhörte Klangvarianten. So nahmen sie als einziges Nicht-Streicher-Ensemble an einem internationalen Workshop für Streichquartette teil.
In den letzten Jahren eroberte das Ebonit – benannt nach dem Kunststoff der Sax-Mundstücke – die bedeutendsten Musiksäle Europas. So gastierten sie in ihrer Studienstadt im Concertgebouw und demnächst steuern sie den Wiener Musikverein an.
Schon öfter in Würzburg
Würzburg stand auch schon öfter auf ihrem Tourplan. Tenorsaxophonist Johannes Pfeuffer stammt aus der Vorstadtgemeinde Estenfeld.
Nach Auftritten bei den Bachtagen nun also der multimediale Karmittwoch. Herzstück des Programms ist Joseph Haydns „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“. Das Neu-Arrangement wird ergänzt durch Klassiker der Moderne, insbesondere Spätromantiker und Anton Webern.
Wie die Musiker geht der britische Maler Norman Perryman ebenfalls von der Passionskomposition aus. Er lässt die Stimmungen des nächtlichen Gethsemane-Gartens (wo nach dem christlichen Glauben Gottes Sohn Jesus den letzten Abend seines Erdenlebens verbrachte) aus Aquarellfarben aufsteigen, die er auf Glasflächen in vier bis fünf Overhead-Projektoren gleichzeitig zu abstrakten Gemälden verlaufen lässt.
Damit die Lichtschau funktioniert, muss es draußen schon ziemlich dunkel sein. Deswegen startet der Abend um 20 Uhr erstmal mit einer kleinen Einführung.
Die Passion Jesu
Vorab erklärt Pfarrerin Susanne Wildfeuer von der Citypastoral: „Das Programm von Ebonit-Quartett und Norman Perryman passt deshalb so gut in unsere Karmittwochs-Reihe, weil es wieder eine neue Auseinandersetzung mit der Passion Jesu ist. Wir suchen immer alternative Zugänge.“ Frühere Karmittwochsabende gestaltete das Mainfranken Theater oder die Tanzwerkstatt.
Mitveranstalter sind die katholische Akademikerseelsorge und die Augustinerkirche. Der Titel des Abends „Night Fall“ bezieht sich auf die Dämmerung, mit der Jesu Leidensgeschichte ihr Finale beginnt. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Mit diesem Abrechnungsprinzip hat die Citypastoral (wie viele andere kirchliche Veranstalter auch) „gute Erfahrungen“ gemacht, sagt Susanne Wildfeuer: „Unsere Besucher wissen zu würdigen, was wir da anbieten.“
Night Fall: Ebonit-Quartett und „live kinetic painting” von Norman Perryman. Augustinerkirche Würzburg, 12. April, 20 Uhr. Eintritt frei, Spenden willkommen.