Auch in Rottendorf sind die wirtschaftlich fetten Jahre vorerst vorbei. Mit Überschüssen in Millionenhöhe ist in den kommenden Jahren nicht mehr zu rechnen. Dies ist ein Ergebnis der schwierigen wirtschaftliche Gesamtlage, aber auch stark steigender Ausgaben. Besonders die Krise des größten Gewerbesteuerzahlers, s. Oliver, hinterlässt Spuren bei den Einnahmen. Der Modekonzern hatte 2022 einen Rekordverlust von 182 Millionen Euro vermeldet und zuletzt im Dezember 2023 den Abbau von nochmals 100 Stellen in der Rottendorfer Firmenzentrale angekündigt. Für die Gemeinde hat dies Folgen. Schon 2023 verzeichnete die Gemeinde einen regelrechten Einbruch der frei verfügbaren Finanzmittel.
Der Kämmerer der Gemeinde Rottendorf Stefan Ripperger spricht in seinem Bericht zum kürzlich im Gemeinderat verabschiedeten Haushalt für das Jahr 2024 davon, dass sich die finanzielle Situation der Gemeinde in den letzten Jahren "deutlich verschlechtert" habe. Auch für die absehbare Zukunft erwartet er enge finanzielle Spielräume. "Hier ist in den kommenden Jahren auch nicht mit einer Entspannung zu rechnen", so der Kämmerer. Dem Gemeinderat empfiehlt er bis auf weiteres auf größere Neubaumaßnahmen zu verzichten. Die Gemeinde müsse sich darauf konzentrieren, die vorhandene, sehr gut ausgebaute, aber in die Jahre gekommene Infrastruktur zu erhalten.
Erschließung Baugebiet Sand West ist das größte Projekt
Schon für das laufende Jahr plant der Kämmerer mit einem leicht geschrumpften Haushalt, der nur ein Gesamtvolumen von 32 Millionen Euro aufweist. Der Vermögenshaushalt, aus dem die Baumaßnahmen finanziert werden, ist zurückhaltend gestaltet. Das mit Abstand größte Projekt ist die Erschließung des Baugebiets Sand West mit sechs Millionen Euro Kosten. Diese werden durch den Grundstücksverkauf weitgehend abgedeckt.
Wann die Bauarbeiten beginnen können, ist weiterhin ungewiss. Die Gemeinde muss nach einem Gerichtsurteil die Auflagen des Naturschutzes überarbeiten. Auch die mit 1,5 Millionen eingeplante Sanierung und Kamerabefahrung der Kanäle ist über die Nutzerbeiträge der Bürger abgedeckt. Außerdem ist die Sanierung des Vorderen Talwegs mit 1,6 Millionen eingeplant. Das einzige neue Projekte stellt die Sanierung des Kindergartens Am Bremig dar. Hierfür sind 200.000 Euro an Planungskosten vorgesehen, 2025 sollen die Arbeiten beginnen.
5,9 Millionen Euro Kreisumlage
Den im Vergleich zu früheren Jahren deutlich geringeren Einnahmen stehen stark steigende Ausgaben gegenüber. Nach Rekordeinnahmen aus der Gewerbesteuer von 13,2 Millionen Euro 2014 lagen die Einnahmen 2018 nur noch bei 1,8 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr lagen sie immerhin bei 4,3 Millionen Euro. Auch dies waren jedoch immer noch 1,2 Millionen Euro weniger als geplant. Immerhin geht der Kämmerer davon aus, dass sich die Gewerbesteuern auf dieser Höhe einpendeln. Eine sichere Stütze bleibt die Einkommensteuer mit 4,5 Millionen Euro. Im Gegenzug sind die Ausgaben kräftig gestiegen. Bei einem Beitragssatz von 44 Prozent zahlt Rottendorf eine Kreisumlage von 5,9 Millionen Euro, gut zwei Millionen Euro mehr als 2022. Für die Personal wendet die Gemeinde 3,5 Millionen Euro auf, ein Plus von 800.000 Euro gegenüber 2022.
Das hat Auswirkung auf die Zuführung zum Vermögenshaushalt, wo es für Investitionen zur Verfügung steht. Der Kämmerer geht nun nur noch von knapp 600.000 Euro aus, 2023 waren es 780.000 Euro, 2022 dagegen – ähnlich wie in den Vorjahren – stattliche sieben Millionen Euro. Die Zuführung reicht, um einen genehmigungsfähigen Haushalt vorzulegen. Rottendorf profitiert zudem noch immer von den hohen Einnahmen früherer Jahre. Die 5500-Einwohner-Gemeinde ist schuldenfrei. Die Rücklagen betragen noch immer knapp 20 Millionen Euro. Mehrere Großprojekte, der große Kindergarten Am Grasholz mit Zentralküche und das sanierte Bahnhofsgebäude, wurden pünktlich vor der angespannten Haushaltslage beendet.