Franken danken, dass sich die Kölnerin Heidi Friedrich und die Augsburgerin Birgit Süß getroffen haben. Als Kabarett-Duo starteten sie im Würzburger Theater am Neunerplatz ihren neunten gemeinsamen Jahresrückblick "Inventur". Die nächsten Karten gibt es im Vorverkauf für die Februar-Aufführungen.
Das Jahr 2018 war für alle Kabarettisten das gleiche. Wie kommt es, dass sie diese fairen Ausgangsbedingungen mit solch unterschiedlichem Erfolg nutzen? Ja, schlimmer noch: "2018 war ein trauriges Jahr. Aber das haben Sie ja schon gewusst, als Sie sich Ihre Tickets gekauft haben", so die Zwei in einem ihrer charakteristischen Sprecherwechseln.
Fast alle ihre Texte sind Monologe, zerteilt in kleine Einheiten zu wenigen Sätzen, abwechselnd gesprochen, in sehr schnellen Schnitten, immer direkt auf Anschluss, gerade ohne sich ins Wort zu fallen. Das heißt aber auch: Echter Dialog ist nicht die Stärke von Friedrich und Süß. Sie wenden sich nicht einander, sondern dem Publikum zu. Das hat natürlich eine eigene durchschlagende Wirkung.
Zuschauer achten auf die Feinheiten
Süß und Friedrich stellen zwei sehr ähnliche Bühnenfiguren dar. Eigentlich kann das nicht optimal funktionieren. Tut es aber, denn die beiden agieren so natürlich, als wären sie seit Jahrzehnten gute Freundinnen - auch deshalb, weil sie ja ihre Ansichten teilen. Und damit funktioniert etwas anderes optimal: Der geneigte Zuschauer achtet auf die Feinheiten, die die beiden unterscheiden.
Eine scheint ein bisschen eleganter und präziser zu tanzen, eine andere hat - wer's weiß, hört's raus - eine geschultere Stimme. Dass Birgit Süß und Heidi Friedrich immer auf demselben sehr hohen Energie-Niveau spielen, singen, tanzen und lachen, dafür sorgte Regisseurin Martina Esser.
Eine Ausnahme hat das Textprinzip des aufgeteilten Monologs: den Anlauf der Nummer beim Tierarzt. Da spielen die beiden zwei Frauchen, die sich zunächst nicht hold sind. Aber bald finden sie zur Einigkeit darüber, dass "der Horst ein Leinenpöbler" ist, den man an Angelas Stelle längst ins Tierheim gesteckt hätte. Das ist auch eine der wenigen Stellen, an denen das heurige Programm "Kruzifix" kabarettistisches Name Dropping betreibt; außer über Jens Spahn, dem sie einen ganzen Themenblock widmen.
Eine Klammer um den kurzweiligen Abend deutet das Duo ziemlich zu Beginn an: Die Zuhörer seien ja in einem Alter, demzufolge sie als Kinder samstags die Fernseh-Hitparade geguckt hätten, in Frotteeschlafanzügen. An diese Bemerkung knüpfen sich gut verteilte, bekannte Schlager in neuen Texten, die sich praktisch als Hitparade durch das Kabarettprogramm ziehen. Nur, so hoffen die zwei frechen Frauen auf der Bühne, trage im Publikum heute hoffentlich keiner Schlafanzug.