In einem Stuhlkreis sitzen sie da, wo am Vorabend noch Songwriter und Fernsehunterhalter Olli Schulz mit seiner Band vor ausverkauften Rängen spielte: auf der schwimmenden Hafensommerbühne am Heizkraftwerk. Es ist einer der ersten Workshops, die an diesem Vormittag anlässlich des "Jungen Hafens by Sparda" anlaufen. Mit sogennanten "Djembes" augestattet, also afrikanischen Trommeln aus Holz, folgen die Schüler der Mittelschule Zellerau den Anweisungen von Andre Mabiala, ihrem Coach.
Der Inspiration freien Lauf lassen
Zwei Grundschläge lernen die Sechstklässler für den Anfang: Bass und Tone. Ersterer zielt auf die Mitte des Fells, der Zweite auf dessen Rand. "Ich will euch zeigen, was alles möglich ist beim Trommeln", sagt Mabiala und legt los. Immer wieder variiert er den Rhythmus, wechselt zwischen lauter und leiser Spielweise und setzt hier und da gezielt Pausen ein. Die Kinder staunen und als ihr Trainer fertig ist, applaudieren sie.
"Jetzt bis du dran", sagt Mabiala zu einem Schüler, der neben ihm sitzt. "Lass deiner Inspiration einfach freien Lauf." Der 13-Jährige zögert nicht lange und beginnt zu trommeln. Nach der kurzen Improvisation übt die Gruppe gemeinsam Schlagfolgen, die nach und nach komplexer werden. Nicht immer bleiben die Schüler dabei genau im Takt, Spaß scheinen sie trotzdem zu haben.
Künstlerische Erfahrung sammeln
Bereits im dritten Jahr in Folge bekommen Schüler beim "Jungen Hafen", einer Veranstaltung aus dem Programm des Hafensommers, die Gelegenheit, sich in den künstlerischen Bereichen Musik, bildende Kunst oder Tanz auszuprobieren. Über das ganze Kulturquartier am Alten Hafen verteilt, finden die 13 Workshops statt, die von professionellen Künstlern oder Kunstpädagogen angeleitet werden. Insgesamt 160 Schüler hatten sich angemeldet.
"Wir wollen den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, selbst etwas zu gestalten und künstlerische Erfahrung zu sammeln", sagt Sybille Linke, Leiterin des Fachbereichs Kultur der Stadt Würzburg. Außerdem sollen die Schüler in Berührung mit dem Festival kommen und die Einrichtungen des Kulturquartiers kennen lernen.
Ein tänzerisches Gefühl entwickeln
So auch im Tanzspeicher im Kulturspeicher. "Ich habe schon einmal Ballett getanzt und das hat mir Spaß gemacht, deshalb habe ich mich auch für diesen Workshop entschieden", sagt die 15-jährige Cleo vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Wertheim. Gerade sind sie und ihre sechs Mitschülerinnen mit den Tanzübungen zum Aufwärmen fertig geworden. "Das sah schon richtig gut aus, und das nach gerade einmal einer Stunde", kommentiert Lehrerin Anne Hennicke das eben Gesehene. Später sollen die Gymnasiastinnen noch eine richtige Choreografie lernen.
Für Workshopleiterin Katharina Lehmann ist es nicht so wichtig, dass ihre Schützlinge gleich alle Bewegungen richtig machen. "Sie sollen sich einfach wohl fühlen und tänzerisches Gefühl entwickeln", sagt die Tanzpädogin.
Fotografieren ohne technische Hürden
Außerhalb des Kulturspeichers sind drei Schülerinnen des Matthias-Grünewald-Gymnasiums fleißig am Fotografieren. Für das Projekt "Pics4Peace" machen sie Standbilder, die sich damit befassen sollen, was Demokratie schadet oder sie fördert. Gerade widmen sie sich dem Thema"Fake News" und stellen dafür eine klassische Flüsterpost-Szene dar. "Ich finde es gut, dass wir uns auch mal auf eine moderne Art mit diesen Themen auseinandersetzen können", sagt die Achtkässlerin Merte Koeth.
Die Bilder schießen die Schülerinnen ausschließlich mit Smartphones. "Das ist die einfachste Methode, um Bilder zu produzieren und sie in sozialen Medien zu teilen. Ohne das man große technische Hürden hat", sagt der Leiter des Foto-Workshops Benjamin Brückner. "Es geht heute vor allem um die Inhalte und die Ideen hinter den Bildern."
Junge Bands am Abend
Auch sonst ist viel los rund um den Alten Hafen: So feilt eine Schülerband der Jakob-Stoll-Realschule an der MS-Zufriedenheit zusammen mit Jonas Hermes von der Musikschule "WiMu" an einem Song, und in der Druckwerkstatt lernen Schüler der Mönchberg-Schule die Hochdruck-Technik kennen und gestalten Motive.
Dort, wo der "Junge Hafen" begonnen hat, findet er am Abend auch sein Ende: auf der Hafensommerbühne. Sieben junge Bands geben sich dort ein Stelldichein und zeigen, dass es um den musikalischen Nachwuchs in Würzburg gut bestellt ist. Den Anfang macht die Big Band der David-Schuster-Realschule mit 22 Musikern im Alter von 13 bis 17 Jahren mit Klassikern von "Hit the Road, Jack" bis "Oye como va". Es folgt die "Small Band" mit zwei junge Griechinnen und einem Drummer aus China, die das Publikum mit kraftvollen Pop-Songs mit einer Botschaft begeisterte. Die 17-jährige Tinka Arlt begleitet sich am Piano und präsentiert Singer-Songwriter-Pop mit einer eigenständigen Handschrift.
Die Schulband des Matthias-Grünewald Gymnasiums spielt vier Eigenkompositionen mit ins Ohr gehenden Melodien und Indie-Rock-Elementen. ALMA ist im Grunde die "Small-Band" mit zweiköpfiger Verstärkung und überzeugt durch Pop-Songs mit Drive und Melodie. Eine erstaunliche Bühnenpräsenz zeigt "Lucent Lama" mit Tinka Arlt. Ihr Melodic-Rock mit einem Alternative-Touch erhielt viel Applaus. Aus dem Rahmen fällt schließlich, nicht nur optisch, "Julien Long & the Funky Gang". Ihr Electro-Pop dudelt allzu belanglos dahin und obwohl sie in bunten Kostümen auftreten, überzeugt optisch lediglich ihr Breakdancer, der Europameister in dieser Disziplin ist. Dennoch ist es ein sehr gelungenes Konzert im Rahmen des Hafensommers. Und wer weiß, vielleicht gastieren hier die Hafensommer-Stars von (über)morgen.