Jetzt, wo der Altort mit Millionenaufwand saniert ist, schließen die Gaststätten. Diese Angst ging um zum Jahreswechsel in Erlabrunn. Was in der Bevölkerung und unter den Gästen als drohendes Gastronomiesterben interpretiert wurde, hat sich nun als Generationswechsel herausgestellt. Meisnerhof, das ehemalige Café Gisela, das Weinhaus & Hotel Flach und das Gasthaus & Hotel Zum Löwen rüsten auf im Wettbewerb um die Gäste, während der Deutsche Hof von Urgestein Ewald Beck in bewährter Form weitergeführt wird.
Wildeste Gerüchte
Unruhe kam im August vergangenen Jahres auf, als das Café Gisela seine Pforten schloss. Die Betreiber Gisela und Erich Kempf hörten nach 45 Jahren auf. Hinzu kamen Überlegungen von Helga und Gerd Stumpf, die über den weiteren Betrieb des von ihnen seit 50 Jahren geführten Gasthaus & Hotel Zum Löwen nachdachten. Zum Jahreswechsel schossen dann die wildesten Gerüchte ins Kraut. Diese mögen nicht zuletzt dadurch entstanden sein, dass Junior-Chef Guido Prößl mit seiner Frau Tanja offensichtlich zu laut über ihre berufliche Zukunft nachdachte. „Selbstständigkeit in der Gastronomie ist ein hartes Brot, verbunden mit zahlreichen Entbehrungen“, beteuerte Prößl. Schließlich überwog der Wunsch, den elterlichen Betrieb mit seiner Frau, einer Hotelfachwirtin, weiter zu führen. Mit entscheidend war für Prößl die Tradition des „Löwen“, der als ältestes Haus am Platz seit 1567 zum dörflichen Leben in Erlabrunn gehört und in vierter Generation von Familie Stumpf betrieben wird.
Umstrukturierungen
Durch einen Schicksalsschlag bedingte Umstrukturierungen mögen der Grund gewesen sein, weshalb Ingrid Flach, Erika Flach-Vogl und Marcus Vogl vom Weinhaus & Hotel Flach in den Gerüchte-Strudel gerieten. Zum Jahreswechsel wurden auch sie immer wieder von ihren Gästen angesprochen. Der Familienbetrieb der Flachs besteht seit 1767. Derartige Vermutungen führen für den jungen Küchenchef Marcus Vogl dazu, „die Gastronomie kaputt zu reden“. Vogl will auch künftig die Gastronomie im Ort bereichern. Seit vier Jahren setzt der Küchenchef auf die im Hofladen angebotenen unterschiedlichsten Gewürze, Essige und Öle in Kombination mit dem, was er damit in der Küche zaubert. In Folge des Todes von Hans Flach wurden die Weinberge der Flachs an das Familien-Weingut Baldauf aus Ramsthal verpachtet.
Eine zünftige Schafkopfrunde darf auch künftig „beim Ewald“ geklopft werden. Wie lange noch, das lässt der inzwischen 70-jährige Wirt des „Deutschen Hofs“ allerdings offen. Seit fünf Jahrzehnten betreibt er bereits sein Lokal. Die zugehörige Metzgerei wurde vor zehn Jahren aufgegeben – der zunehmenden Auflagen wegen, wie Beck beteuert. Aber „der Ewald“ ist dennoch nach wie vor Kult im Ort. Der schmächtige Mann mit der runden Nickelbrille auf der Nase zelebriert fränkische Gastlichkeit. In der Familie gibt es allerdings keinen Nachkommen für den „Deutschen Hof“.
Mit neuem Leben erfüllt
Jüngster Spross unter den Gastronomiebetrieben in Erlabrunn ist der Meisnerhof, und neuerdings auch die Pizzeria Da Marco im ehemaligen Café Gisela. Seit 1989 führt Marco Kempf den Gastronomiebetrieb im historischen Ambiente, das auch als malerischer Rahmen für das Schauspiel „Gebrochene Schwingen“ diente. Das seit Sommer verwaiste Café Gisela seiner Eltern will Kempf ab Ostern mit neuem Leben erfüllen. Als Ergänzung zur bodenständigen Küche in den anderen örtlichen Gasthäusern wird aus dem Café Gisela die „Pizzeria Da Marco“.
Neben dem Angebot der Gastronomen bereichern Weingüter mit ihren Heckenwirtschaften die Gastronomie im Ort.
Die Konkurrenz ist für die jungen Wirte eher Motivation und fördert die Kreativität in den jeweiligen Häusern, bekundeten die Inhaber im Gespräch übereinstimmend.