Wenn das Baby permanent schreit, fühlen sich Eltern hilflos, überfordert und leiden an Selbstzweifel. Unterstützung gibt es zum Beispiel in der Person von Familienhebammen und Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen, sogenannten „Fachkräften der Frühen Hilfen“. Diese und folgende Informationen sind einer Pressemitteilung der Stadt Würzburg entnommen.
Zehn zertifizierte Fachkräfte der Frühen Hilfen sind für die Koordinierende Kinderschutzstelle (KoKi) – Netzwerk frühe Kindheit im Fachbereich Jugend und Familie der Stadt Würzburg freiberuflich auf Honorarbasis und bei freier Zeiteinteilung tätig sowie in Anstellung bei zwei Trägern, der Mobilen Jugendhilfe Creglingen und der Evangelischen Kinder- und Jugendhilfe. Ihre Aufgabe ist es, Familien mindestens ein halbes Jahr lang im Babyalltag zu unterstützen – nicht nur im Umgang mit Schreibabys.
Hilfe zur Selbsthilfe
Aufgabe der Fachkräfte ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, damit Eltern und Kinder eine gesunde Bindung zueinander aufbauen. Familienhebammen und -Gesundheits- und Kinderkrankenschwestern werden eingesetzt zum Beispiel wenn Kinder nicht schlafen möchten, wenn es sich schwierig gestaltet, Beikost zu füttern, wenn Eltern unsicher sind, ob sie ihre Kinder richtig versorgen, im Umgang mit schwierigen oder herausfordernden Situationen, wenn Eltern glauben, die Signale ihres Kindes nicht zu verstehen, wenn sich Eltern in einer belasteten Lebenssituation befinden, wenn es an familiärer Unterstützung mangelt, Eltern erschöpft, belastet, krank sind.
„Unser Anspruch ist es, Familien möglichst früh zu erreichen und passgenau zu unterstützen“, berichten Silvia Engert und Barbara Müller, die beiden Mitarbeiterinnen der KoKi im Fachbereich Jugend und Familie der Stadt. Eltern melden sich bei ihnen beispielsweise nach einer traumatischen Geburt, wenn Kinder krank sind, viel weinen, Mütter von postnatalen Depressionen betroffen sind, wenn der Wohnraum zu knapp für die gewachsene Familie geworden ist, kurzum in belastenden Lebenssituationen.
Seit Corona ein steigender Bedarf
Dabei beobachten sie gerade seit der Coronazeit einen steigenden Bedarf und komplexer werdende Lebenssituationen. Verunsichernd würde bisweilen auch zu viel unterschiedlicher Input wirken. „Eltern lesen zahlreiche Bücher, befragen sich in verschiedenen Chatgruppen, finden dort zehn unterschiedliche Meinungen, aber sie erhalten keine fachkundige und professionelle Auskunft. Das sorgt für Verunsicherung“, sagt Engert. Und diese führt zu einer „gefühlten Isolation“, wie es Familienhebamme Hannah Arand beschreibt. Hannah Arand und Judith Bieber sind seit Januar neu zertifizierte Familienhebammen.
Es ist ihnen ein Anliegen, nicht nur in der Nachsorge der jungen Mütter tätig zu sein, sondern Familien vertrauensvoll länger zu begleiten. „Diese Arbeit mit den Familien kann eine Hebamme nicht leisten. Man kommt hier sehr schnell an zeitliche und manchmal auch an fachliche Grenzen. Aber genau diese Hilfe wird eben sehr oft benötigt.“ Sie verstehen sich als Schnittstelle zwischen medizinischer und sozialpädagogischer Betreuung bei der intensiven, persönlichen Begleitung der Familien. Die Fachkräfte der Frühen Hilfen sind damit ein Angebot präventiven Kinderschutzes. Und so kann es mit Hilfe der Fachkräfte gelingen, dem Schreibaby eine feste Struktur zu geben, trotz allem ruhig zu bleiben und Überforderungen von Eltern wie auch Kind abzubauen und auch schwierige Situationen mit Liebe zu meistern – ganz ohne finanziellen Aufwand für die Eltern.
Die Ausbildung zur zertifizierten Fachkraft frühe Hilfen wird über das Bayerische Landesjugendamt berufsbegleitend angeboten und über die Bundesstiftung Frühe Hilfen finanziert, bereits während der Weiterbildung beginnen die Fachkräfte, Familien mit Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren zu unterstützen.
Mehr Infos für Eltern: KoKi bietet auch zweiwöchentliche offene Babytreffs mit Begleitung einer Fachkraft in den Familienstützpunkten der Stadt Würzburg, Infos unter www.wuerzburg.de im Bereich Jugend und Familie oder unter Veranstaltungen.