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KIRCHHEIM
Jungbauers Markenzeichen: Zielstrebigkeit
Einsatzbereit: Als Bürgermeister von Kirchheim muss Björn Jungbauer nicht auf das gewohnte Blaulicht verzichten. Der ehemalige Polizeibeamte ist seit Jugend an bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Auch als Ortsoberhaupt fährt er in Margetshöchheim und in Kirchheim bei Einsätzen mit. Foto: Marcus Meier
| Einsatzbereit: Als Bürgermeister von Kirchheim muss Björn Jungbauer nicht auf das gewohnte Blaulicht verzichten. Der ehemalige Polizeibeamte ist seit Jugend an bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv.
Marcus Meier
 |  aktualisiert: 18.08.2015 18:22 Uhr

Die Dynamik des jüngsten Bürgermeisters des Landkreises Würzburg ist deutlich zu spüren. Björn Jungbauer ist kein zögerlicher Charakter. Der 33-Jährige ist einer der anpackt. Seit Mai 2014 tut er das als Oberhaupt der Gemeinde Kirchheim.

Heimatverbunden sei er, sagt der mit drei jüngeren Geschwistern aufgewachsene Margetshöchheimer. Wobei er, was viele nicht wissen, die ersten zwei Jahre seines Lebens auf der „anderen Mainseite“, also in Veitshöchheim aufgewachsen ist. Dorthin war sein Vater, der als gebürtiger Oberfranke im bundesweiten Fassadenbau aktiv ist, und seine Mutter, eine gelernte Fachlehrerin zunächst gezogen. Schon früh war er durch die Reisetätigkeit des Vaters der Mann in der Familie, lernte Verantwortung für die Geschwister zu übernehmen oder Rechnungen für die Firma zu schreiben.

Im Alter von 15 folgten die ersten Schritte mit ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Katholischen Jungen Gemeinde und als Beisitzer im örtlichen Jugendzentrum. Mit 16 Jahren wird er Mitglied bei der Jungen Union (JU). Fast zeitiggleich entdeckte er sein Faible für die Feuerwehr. „Damals hatte ich das erste Mal in Kirchheim zu tun, wo wir einen Wissenstest der Jugendfeuerwehr absolvierten“, erzählt Jungbauer.

Dabei war Feuerwehrmann gar nicht der Wunschberuf des Gymnasiasten. „Ich wollte Hubschrauberpilot werden, aber ich scheiterte beim Einstellungstest am Psychologen“, so Jungbauer. Woran lag es? „Vielleicht war ich ihm zu aufmüpfig“.

Besser als beim Pilotentest und im Gymnasium lief es am Sozialen Zweig an der Fachoberschule (FOS), wo er von den Praktika im Krankenhaus und Kindergarten profitierte. „Ab da war klar, dass ich mit Menschen arbeiten wollte“, sagt Jungbauer. Nach dem Fachabitur bewirbt er sich mit 19 Jahren bei der Polizei und wird genommen.

2004 beweisen die Macher des Polizei-Jahrgangsheftes prophetische Fähigkeiten: Polizist – Feuerwehrkommandant – Bürgermeister wird seine spätere Laufbahn in der Zeitschrift auf den Punkt gebracht.

Ab März 2006 ist Jungbauer, inzwischen Polizeimeister, als Streifenbeamter in der Inspektion Karlstadt aktiv. Politisch geht es ebenfalls voran: nach dem Amt als stellvertretender Kreisvorsitzender wird er wenig später Kreisvorsitzender der Jungen Union sowie Gemeinde- und Kreisrat.

Auch privat läuft alles rund. 2009 kommt Sohn Paul auf die Welt, der junge Vater genießt ein Jahr Elternzeit. Am 17. Mai 2011 dann ist Jungbauer bei einer Polizeikontrolle zwischen Karlstadt und Gemünden im Einsatz, als ein Autofahrer nicht anhält. Jungbauer wird über das Auto geschleudert, das ihn mit etwa 60 Stundenkilometern erfasst. Er überlebt den Unfall, ist aber drei Monate dienstuntauglich. Glück hatte er dennoch: Er trägt keine gravierenden Spätfolgen davon.

Er beginnt in Sulzbach-Rosenberg ein Studium zum Diplom-Verwaltungsfachwirt und damit Polizeikommissar. Die Beziehung mit seiner Partnerin geht – vielleicht durch die Entfernung zur Heimat – in die Brüche. Jungbauer legt einige politische Ämter nieder, um mehr Zeit für die Familie zu haben – die Beziehung aber retten kann er dadurch nicht.

Im April 2013 dann kommt der Anruf von Thomas Haaf, dem CSU-Ortsvorsitzenden von Kirchheim. Obwohl eine Kandidatur für das Kirchheimer Bürgermeisteramt vorher nie zur Debatte stand, sagt der Bezirksvorsitzende der JU vier Wochen später zu. Bei seinen Hausbesuchen im Vorfeld der Wahl macht er aus dem Nachteil, kein gebürtiger Kirchheimer zu sein, einen Vorteil: Er besitze als Margetshöchheimer die Neutralität, die ein Bürgermeister braucht, sagt er. Eine Neutralität, die gerade auch im Spannungsfeld der beiden Gemeindeteile Kirchheim und Gaubüttelbrunn wichtig sei.

Dann passiert das Überraschende: Mit 40 Prozent der Stimmen im ersten Wahldurchgang geht Jungbauer optimistisch in die Stichwahl am 30. März 2014 – und gewinnt.

Wenn Jungbauer heute zurückblickt sagt er: Einiges sei so, wie er es erwartet habe, einiges sei anders. „Man ist eine Vertrauensperson für die Bürger und hat tatsächlich viel Einfluss“, resümiert er. Und er hat Ziele gesetzt, die er mit Kirchheim erreichen möchte: „Kirchheim ist ein ungeschliffener Diamant“, ist er überzeugt. Der Ort habe viel mehr zu bieten als die weithin bekannten Natursteine. Mit günstigen Bauplätzen und einer intakten Infrastruktur mit Schule, Kindergärten, Zuganbindung möchte er die Attraktivität Kirchheims herausstellen und den Zuzug junger Familien forcieren.

Viel Zeit für Freizeitaktivitäten bleibt ihm nicht. Neben Sohn Paul, dem der Mittwoch-Nachmittag gehört, geht das Ortsoberhaupt gerne in die Berge: Im Winter zum Skifahren, im Sommer zum Wandern.

Und noch ein Thema beschäftigt den 33-Jährigen: Das Mobilfunkloch an der Hettstadter Steige und bei Kleinrinderfeld. Es sorgt dafür, dass er beim Pendeln nach Margetshöchheim kein Telefongespräch durchgängig führen kann. Noch so eine Herausforderungen, die er hofft, in seiner Amtszeit lösen zu können.

Bürgermeister-Serie Am 16. März 2014 wurden im Landkreis Würzburg 51 Bürgermeister gewählt. 18 Frauen und Männer zogen erstmals in ein Rathaus ein und leiten seit 1. Mai die Geschicke ihrer Gemeinde. In loser Folge stellen wir diese Frauen und Männer in der Serien „Die neuen im Rathaus“ vor.

Sechs Fragen

1. Welches Lied passt als „Filmmusik“ zu Ihren erstem Jahr als Bürgermeister?

Björn Jungbauer: „Viva la Vida“ von Coldplay – Liebe das Leben wegen oder trotz des Amtes als Bürgermeister.

2. Welcher Teil der Bürgermeisteramtes ist für Sie der Schönste? Jungbauer: Eigene Ideen entwickeln, Projekte anstoßen und gemeinsam mit dem Gemeinderat direkt umsetzen. Dem Bürger bei Problemen helfen.

3. Welcher Teil der Bürgermeisteramtes ist für Sie der Anstrengendste? Jungbauer: Zu erklären, dass Veränderung nicht automatisch immer schlecht ist und nicht alles gut war, nur weil man es immer so gemacht hat.

4. Welche Lektion haben sie als Bürgermeister bereits lernen müssen? Jungbauer: Manchmal muss man klarstellen und auch selbst erkennen, dass nicht alles, was wünschenswert ist, auch machbar ist.

5. Was würden Sie einem Freund raten, der zu Ihnen kommt und sagt: Ich will Bürgermeister werden? Jungbauer: Überlege es Dir gut. Wenn Du es Dir zutraust, dann mache es.

6. Welche Kompetenz aus Ihrem erlernten Beruf können Sie im Bürgermeister-Amt am besten brauchen? Jungbauer: Kommunikation und Konfliktbewältigung, umfangreiche Rechtskenntnis und Entscheidungsfreudigkeit.

 
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