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WÜRZBURG
Julius Echter – gelobt und kritisiert
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:02 Uhr

Julius Echter polarisiert. „Seine Persönlichkeit ruft bis heute starke Reaktionen hervor“, sagt Professor Johannes Merz, Leiter von Archiv und Bibliothek der Diözese Würzburg sowie Kanzler der Kurie, bei der Vorstellung des Gedenkjahres. Am 13. September 1617 ist der Fürstbischof gestorben. Bis heute, fast 400 Jahre später, wird er „gelobt und kritisiert“, so Merz.

Für die einen hatte der Stifter des Juliusspitals in Würzburg ein großes Herz für die Armen und Kranken und wollte als Gründer der Universität die Bildung fördern. Andere haben die spitzen Kirchtürme vor Augen, die zur fränkischen Landschaft gehören wie Bratwurst und Bocksbeutel. Viele sehen ihn aber auch oder ausschließlich als unermüdlichen Gegenreformator, unerbittlichen Vertreiber von Glaubensgegnern und unbarmherzigen Hexenverfolger.

Nun soll die Person Julius Echter, seine materiellen und geistigen Hinterlassenschaften, genauer unter die Lupe genommen werden. Die Diözese Würzburg will den 400. Todestag zum Anlass nehmen, sich mit seinem Wirken und seinen Wirkungen auseinanderzusetzen.

Dazu gibt es Tagungen, Theateraufführungen sowie eine Ausstellung, etwa zu folgenden Fragestellungen: Wer war dieser Mann eigentlich? Welche Ereignisse, Werke und Prägungen sind auf ihn zurückzuführen? Wer oder was hat ihn beeinflusst und motiviert? Kann man sich überhaupt so auf eine Einzelpersönlichkeit konzentrieren, ohne sie zu heroisieren oder als Produkt ihrer Zeitumstände zu verharmlosen?

Das Gedenkjahr 2017 bietet laut Diözese für diese Auseinandersetzung eine besondere Herausforderung, zudem auch eine Chance wegen der zeitgleich anstehenden Vergegenwärtigung des Wirkens von Martin Luther anlässlich des Jubiläums 500 Jahre Reformation. Mit ihm verbinde sich aus katholischer Perspektive ein Neuaufbruch in der Kirchenpraxis ebenso wie der Beginn einer Kirchenspaltung, die bis heute nicht überwunden sei, teilt die Diözese Würzburg mit.

Würzburgs Weihbischof Ulrich Boom bezeichnete Julius Echter als einen großen Fürstbischof. „Er regierte 44 Jahre lang. Das muss ihm erst mal einer nachmachen.“

Nach Angaben von Professor Merz steht eine neuere Monografie über Julius Echter noch aus. In einem Aufsatz, der in den Würzburger Heften (Nummer 10) veröffentlicht werden soll, gibt er einen Überblick über Persönlichkeit und Regierung des Würzburger Fürstbischofs, der aus „einer der alten Kirche eng verbundenen Niederadelsfamilie“ stammte. Der hochgebildete Vater Peter Echter habe mehreren seiner fünf Söhne geistliche Pfründen verschafft, die der Finanzierung einer umfassenden Schul- und Universitätsbildung dienten. So auch bei Julius Echter.

Nach langen intensiven Studienjahren an mehreren bedeutenden europäischen Zentren der Gelehrsamkeit, schreibt Merz, wurde er 1569 ins Würzburger Domkapitel aufgenommen. Auf seine Bischofsweihe im Jahr 1573 habe sich Echter mit über 30 Tage dauernden Exerzitien und körperlicher Selbstzüchtigung vorbereitet, zu der Fasten ebenso gehörte wie Geißelungen.

Johannes Merz beschreibt Echter als einen hervorragend gebildeten Intellektuellen, „der – vorbereitet durch sein Elternhaus und trainiert durch die Jesuiten – in Lehre und persönlicher Lebensführung eine zeitgemäß streng katholische Haltung an den Tag legte“. Er habe bereits in jungen Jahren politische und administrative Erfahrungen gesammelt und gelernt „alle Register von der Schmeichelei bis zur kalten herrschaftlichen Arroganz“ zu ziehen.

Schnell hat er laut Merz riesengroße Projekte gestartet, etwa die Gründung des Juliusspitals und der Universität. Dies stemmte er jedoch nicht alleine, sondern wurde von etlichen Beratern und Mitarbeitern unterstützt. „Doch er war offensichtlich die Spinne im Netz, von der alle Planungen und Aktionen ausgingen“ – nicht immer mit Erfolg.

„Er war die Spinne im Netz, von der alle Planungen und Aktionen ausgingen.“

Professor Johannes Merz über Julius Echter

Erfolgreich war er jedoch als hartnäckiger, konsequent vorgehender Reformator. So mussten diejenigen, die sich dem religiösen Gehorsam verweigerten und nicht nach katholischen Regeln leben wollten, ihre Heimat beziehungsweise Echters Herrschaftsbereich verlassen – nachweislich etwa 600 Familien. Auch die jüdische Bevölkerung wurde unter Echter weiter aus dem Land vertrieben, das Juliusspital auf dem jüdischen Friedhof errichtet.

Seinen Ruf als Hexenverfolger hat in jüngster Zeit Risse bekommen durch die Forschungen des Würzburger Historikers Robert Meier. Johannes Merz spricht dem Fürstbischof einen persönlichen Verfolgungsdrang ab. „Er hat die Prozesse nicht gefördert, aber auch nicht zurückgedrängt.“ Bei allem, was er unternahm, habe sich Julius Echter juristisch und moralisch auf der rechten Seite gesehen, „auch wenn wir aus heutiger Sicht ein solches Verständnis der christlichen Botschaft nicht zu teilen vermögen“, so Merz. Das Gedenkjahr 2017, dessen Veranstaltungen bereits im April 2016 beginnen, wird versuchen, Wirken und Wirkungen Echters näher zu beleuchten. Foto: Diözese Würzburg

Terminübersicht für 2016/17 zum Echter-Gedenken

Die Veranstaltungen zum Echter-Gedenken beginnen bereits in diesem Jahr mit einer Tagung des Würzburger Diözesangeschichtsvereins und der Universität Würzburg zum Thema „Verehrt, verflucht, verkannt? Julius Echter und seine Zeit“. Sie ist öffentlich und findet am Donnerstag und Freitag, 7./8. April 2016 im Theodor-Kramer-Saal im Diözesanarchiv, Domerschulstraße 17, 97070 Würzburg statt. Die Tagung beginnt am 7. April um 9.30 Uhr mit einer Einführung von Professor Wolfgang Weiß vom Lehrstuhl für Fränkische Kirchengeschichte. Um 19 Uhr gibt es einen Abendvortrag in der Neubaukirche zum Thema: „Motive und Funktionen der Judenfeindschaft Bischof Julius Echters im Kontext seiner Konfessions- und Territorialpolitik“ (Professor Sabine Ullmann, Universität Eichstätt).

Das Thema des Kolloquiums am 18./19. November 2016 lautet: „Die Stadt Würzburg in der Echterzeit“ (Veranstaltungsort: Diözesanarchiv).

Im Gedenkjahr 2017 eröffnet Bischof Friedhelm Hofmann am 22. Juni, um 18 Uhr die diözesane Ausstellung zu Julius Echter. Bis zum 17.September 2017 werden im Museum am Dom in Würzburg authentische Objekte aus der Echter-Zeit präsentiert. Die Leihgaben stammen zum Beispiel aus London oder Paris. Aber auch das (zugeschriebene) Taufkleid Echters aus Schloss Mespelbrunn ist zu sehen.

Die zweite Tagung zu Julius Echter hat das Thema „Bischöfe und Bischofsamt im Heiligen Römischen Reich 1570 - 1620: Ideal und Praxis“ (22. bis 24. Juni 2017 in der Neubaukirche sowie im Diözesanarchiv).

Noch ohne festen Termin ist das historische Wandertheater zur Echter-Thematik. Es wird im Frühsommer in Gerolzhofen an diversen Orten aufgeführt.

Das Seelenamt für Julius Echter findet 2017 am Sterbetag des Fürstbischofs am 13. September, voraussichtlich in der Juliusspitalkirche Würzburg statt.

Infos im Internet: www.echter2017.de Quelle: Diözese Würzburg

 
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