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Ochsenfurt
Jugendzentrum Ochsenfurt braucht dringend Unterstützung
Das Jugendzentrum hilft vielen Geflüchteten in Deutschland. Doch die Kapazitäten werden knapp und die Mitarbeiter sind überlastet. Eine neue Halbtagsstelle soll helfen.
Die Leiterin des JUZ Ochsenfurt Tanja Welzenbach (hinten links) zusammen mit jugendlichen Besuchern und dem Kreisgeschäftsführer des BRK Oliver Pilz (hinten rechts).
Foto: Fritz Welsch | Die Leiterin des JUZ Ochsenfurt Tanja Welzenbach (hinten links) zusammen mit jugendlichen Besuchern und dem Kreisgeschäftsführer des BRK Oliver Pilz (hinten rechts).
Fritz Welsch
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:13 Uhr

Bei einem Jugendzentrum denken die meisten erst einmal an Freizeitgestaltung, Ausflüge und gemeinsame Aktionen mit Jugendlichen. Doch in Ochsenfurt stand das Jugendzentrum (JUZ) durch die Flüchtlingswellen 2015 und 2016 plötzlich vor ganz anderen Herausforderungen: Viele der jungen Geflüchteten kamen ohne Eltern nach Deutschland und benötigten daher besondere Hilfe.

Die Unterstützung variiert von schulischen Fragen, über Bewerbungen, bis hin zu sexueller Aufklärung. Auch zahlenmäßig stieg die Belastung an: So besuchten 2015 noch durchschnittlich zehn jugendliche das JUZ. Ende vergangenen Jahres waren es bereits fünfmal so viele. Um die zusätzliche Belastung stemmen zu können,beantragte das Bayrische Rote Kreuz (BRK), welches das JUZ verwaltet, daher beim Landkreis Würzburg die Finanzierung einer Halbtagesstelle.

Erinnerungen an die Anfangszeit

Tanja Welzenbach übernahm im Februar 2016 die Leitung des JUZ und kann sich noch gut an ihre Anfangszeit erinnern: „Vom ersten Tag an kamen bereits sehr viele Jugendliche Geflüchtete aus Neugierde zu uns und kommen seitdem immer wieder.“ Bis zum 26. Lebensjahr kann man ins Jugendzentrum kommen und sich mit Gleichaltrigen treffen. Dann wird gemeinsam Billard, Kicker oder an der Spielkonsole gespielt.

Besonders beliebt ist das gemeinsame Kochen. „Anfangs waren die meisten noch skeptisch, was die deutsche Küche angeht. Doch mittlerweile will jeder Nachschlag“, erzählt Welzenbach und lacht.

„Anfangs waren die meisten noch skeptisch, was die deutsche Küche angeht. Doch mittlerweile will jeder Nachschlag.“
Tanja Welzenbach, Leiterin des Jugendzentrum Ochsenfurt

Die Geflüchteten kommen aus den verschiedensten Ländern, wie beispielsweise Somalia, Eritrea, Syrien oder Afghanistan. Die gemeinsamen Aktionen schaffen Verständnis untereinander und reduzieren Konfliktpotential. „Zwei, die sich anfangs gekloppt haben, sind heute die besten Kumpels“, erinnert sich die Leiterin. Sprachbarrieren gab es zwar anfangs schon, doch die konnten zur Not mit „Händen und Füßen“ überwunden werden.

Respekt vor den Regeln der Leiterin

Große Probleme hatte die Leiterin des JUZ mit den Jugendlichen bis jetzt noch nicht. Die Jugendlichen haben Respekt und halten sich an die Regeln der Leiterin. Falls das mal nicht der Fall ist, können auch Hausverbote erteilt werden. Das kommt jedoch eher selten vor. Z

Zu bemerken ist, dass aktuell weniger deutsche Ochsenfurter ins JUZ kommen als zuvor. Das Verhältnis ändere sich aber fließend, betont Leiterin Welzenbach: „Wenn Sie mich in einem Jahr nochmal darauf ansprechen, sieht die Sache vielleicht schon anders aus.“

Oliver Pilz, Kreisgeschäftsführer des BRK seit 2016, ist sehr zufrieden mit der Arbeit von Tanja Welzenbach. Er betont aber auch, dass es höchste Zeit wurde eine zusätzliche Halbtagsstelle beim Landkreis zu beantragen. Denn die Jugendlichen so ausgiebig bei den verschiedensten Themen zu beraten, geht schon lange über das Aufgabenspektrum des JUZ Teams hinaus. „Man kann nicht dauerhaft ein Jugendzentrum leiten und sich gleichzeitig um all die individuellen Probleme kümmern“, stellt Pilz klar. Daher wird die neue Sozialpädagogin, die die Halbtagsstelle besetzen soll, auch wesentlichen Druck von den Mitarbeitern des JUZ nehmen.

Mehr Anerkennung für Integrationsarbeit

Profitieren werden von der neuen Stelle nicht nur Geflüchtete bemerkt Welzenbach: „Ich erhalte auch sehr oft Anfragen von Ochsenfurter Jugendlichen, ob ich ihnen nicht bei der einen oder anderen Bewerbung helfen kann. Das kann in Zukunft von der neuen Stelle übernommen werden.“ Die Forderung nach einer Halbtagsstelle ist bereits vom Kreistag genehmigt worden und muss nur noch ratifiziert werden. Zeitlich ist die Stelle fürs erste auf drei Jahre begrenzt.

Wenn die Entwicklung wie bisher weitergeht, und die Jugendlichen immer selbstständiger werden, reicht der Zeitraum aus. Falls jedoch unerwartete Entwicklungen, wie beispielsweise eine erneute Flüchtlingswelle, für neuen Zuwachs im JUZ sorgen, kann über die Verlängerung des Zeitraums diskutiert werden. 

Zusammenarbeit mit der Stadt Ochsenfurt funktioniert

Alles in Allem sind Pilz und Welzenbach mit der Zusammenarbeit zwischen dem JUZ und der Stadt Ochsenfurt zufrieden. Man stößt bei Anliegen nicht auf taube Ohren und hat auch schon Förderungen für spezielle Projekte bekommen. Doch Pilz stellt auch fest, dass die Finanzierung bereits relativ lange unverändert geblieben ist, und den Änderungen der äußeren Umstände angepasst werden müsse.

Welzenbach dagegen wünscht sich vor allem mehr Anerkennung für die Arbeit des JUZ. Hier werde nicht einfach nur die Freizeit von Jugendlichen gestaltet, sondern wichtige Integrationsarbeit geleistet. Wer selbst einmal im Jugendzentrum vorbeischauen möchte kann Dienstags bis Freitags ab 16 Uhr in die Uffenheimer Straße 15 kommen. 

 
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