Steigende Löhne, erhöhte Beiträge und eine wachsende Zahl von Anspruchsberechtigten: Bei den Vorberatungen für den Kreishaushalt 2024 ist bereits jetzt klargeworden, dass die Kosten der Leistungen in der Familien- und Jugendhilfe des Landkreises Würzburg erneut deutlich steigen werden. Das Amt für Jugend und Familie stellte dem Jugendhilfeausschuss kürzlich die Planung für das kommende Jahr 2024 vor. Darüber informiert das Landratsamt Würzburg in einer Pressemitteilung, der folgende Informationen entnommen sind.
Mit geplanten Ausgaben von rund 22,5 Millionen Euro wird der Jugendhilfehaushalt des Landkreises Würzburg für das Jahr 2024 voraussichtlich einen deutlichen Sprung nach oben machen. Im Vergleich zum Vorjahr steigen die Kosten von rund 19,5 Millionen Euro damit um gut 15 Prozent. Parallel dazu steigen zwar auch die Einnahmen durch staatliche Stellen, allerdings lediglich von rund 4,4 Millionen Euro auf 5,2 Millionen Euro. Der Landkreis Würzburg wird daher zur Finanzierung seiner sozialen Pflichtaufgaben mehr als zwei Millionen Euro zusätzlich aufwenden müssen. Das entspricht gut einem Prozentpunkt der Kreisumlage, die die Gemeinden zur Finanzierung der Landkreisaufgaben bezahlen.
Größte Brocken: Erziehungs- und Eingliederungshilfen
Knapp die Hälfte des Geldes wird dabei wohl in die sogenannten Hilfen zur Erziehung fließen. Der Ansatz von rund elf Millionen Euro ist mehr als eine Million Euro höher als noch 2023. Darin enthalten sind Betreuungs- und Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche etwa in Form der klassischen Jugendamts-Arbeit in den Familien, betreuten Wohngruppen oder Kinderheimen.
Rund 6,7 Millionen Euro (30 Prozent) sollen für Eingliederungshilfen für Kinder und Jugendliche mit seelischer Behinderung verwendet werden. Darunter fallen unter anderem therapeutische oder heilpädagogische stationäre Leistungen, Schulbegleitungen und weitere ambulante Hilfen. Weitere Kosten entfallen beispielsweise auf die Finanzierung von Beratungsstellen, die Jugendsozialarbeit, die Übernahme von Kita-Beiträgen und die qualifizierte Tagespflege.
Lohnerhöhungen und mehr Geflüchtete
Die Hauptgründe dafür sind die allgemeinen Lohn- und Kostensteigerungen. Viele Einrichtungen im Zuständigkeitsbereich hatten in den vergangenen Jahren die Beiträge zur Finanzierung ihrer Leistungen gar nicht oder nur geringfügig erhöht. Dem allgemeinen Kostendruck mussten die Träger der Einrichtungen nun aber flächendeckend nachgeben.
Generell ist auch die Zahl der Anspruchsberechtigten gestiegen. Dies resultiert einerseits aus dem Zuzug ukrainischer Familien, andererseits aus den angepassten Bemessungsgrenzen, wodurch deutlich mehr Landkreisbewohner berechtigt sind, Wohngeld und den Familienzuschlag zu beantragen. Wer diese Leistungen empfängt, hat wiederum Anspruch auf die Erstattung der zum Teil deutlich gestiegenen Kita-Beiträge durch das Jugendamt. Darüber hinaus mussten die Entgelte für Tagesmütter und -väter erhöht werden.
Kostensteigerung von 80 Prozent seit 2014
„Von 2014 bis 2024 können wir alleine bei der Jugend- und Familienhilfe eine Kostensteigerung von zehn Millionen Euro verzeichnen“, fasst Landrat Thomas Eberth zusammen.
Da die Ausgaben zum Großteil aufgrund von rechtlichen Ansprüchen gewährt werden müssen, stimmte der Jugendhilfeausschuss dem Ansatz für den Jugendhilfehaushalt zu und gab die Beschlussempfehlung an den Kreistag weiter. Kreispolitik und Verwaltung haben nun die Aufgabe, die benötigten Mittel im Zuge der Haushaltsberatungen für 2024 verfügbar zu machen.
Für 2023 war Eberth allerdings noch mit einer deutlichen Erhöhung der Kreisumlage um vier Prozent an der Mehrheit des Kreistags gescheitert. Beschlossen wurde nur eine Erhöhung um zwei Prozentpunkte. Weitreichende Streichungen im gesamten Haushalt waren die Folge. Im Bereich der Jugendhilfe musste der Kreistag schließlich im Laufe des Jahres vier Millionen Euro überplanmäßige Ausgaben genehmigen, um die Leistungen für die Familien im Landkreis weiter finanzieren zu können. Ein Sparkurs mit pauschalen Streichungen wie noch im Haushalt 2023 wird aus seiner Sicht also nicht mehr möglich sein. „Kindern und Jugendlichen und deren Eltern soll die Hilfe zukommen, die sie benötigen“, betonte der Landrat.