
Die Johanniter werben aktuell in Bayern um Fördermitglieder. Sie tun dies nicht per Brief oder Mail – sondern an der Haustür. Auch in Würzburg war am Mittwoch eine Mitarbeiterin der Johanniter unterwegs. Im Stadtteil Heidingsfeld klingelte sie sich durch Einfamilienhäuserreihen und suchte das direkte Gespräch mit Anwohnern.
Einer Anwohnerin war die Aktion suspekt: Dass ausgerechnet eine medizinische Hilfsorganisation mitten im Lockdown, bei einer Sieben-Tage-Inzidenz knapp unter 200, eine Werberin von Haustür zu Haustür schicken würde, konnte die besorgte Frau nicht glauben. Dies umso mehr, als die Werberin keine FFP2-Maske, sondern nur eine Alltagsmaske trug.
Johanniter-Regionalverband: "Wir sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen"
Anruf bei Theresa Batta, der Sprecherin des Regionalverbands Unterfranken der Johanniter-Unfall-Hilfe: Läuft da wirklich mitten in der dritten Pandemiewelle eine Haustürwerbeaktion? Batta bestätigt dies. Nicht nur der hiesige Regionalverband lasse an der Haustür werben, auch andere bayerische Johanniter-Regionalverbände täten das; Ostbayern etwa.
"Auch wir in Unterfranken sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen“, sagt die Johanniter-Sprecherin. Etwa für die Arbeit der ehrenamtlichen Mitglieder, die in Würzburg unter anderem an der Impf- und Teststrecke an der Talavera eingesetzt würden.
Werber seien vorher sensibilisiert worden
Aber ist die Ansteckungsgefahr bei einer Haus-zu-Haus-Aktion aktuell nicht zu hoch – vor allem, weil die Werber, anders als etwa Postboten, aktiv das Gespräch suchen? Man habe die Frage im Verband diskutiert, antwortet Batta und fügt hinzu: "Wir haben uns bewusst dazu entschieden, nur eine Werberin anstatt ein ganzes Team loszuschicken.“
Die Frau bewege sich nur in einem kleinen Radius, halte sich an die vorgeschriebenen Hygieneregeln und lasse sich regelmäßig testen. Carolin Mauz, Sprecherin des Johanniter-Landesverbands, ergänzt, dass die Werber sensibilisiert worden seien für Menschen, die angesichts der Ansteckungsgefahr Haustürgesprächen abgeneigt seien. "Wenn wir merken, dass jemand zurückschreckt, suchen wir das Gespräch nicht und ziehen uns schnell zurück.“
Infektionsschutzverordnung: Kontakte auf absolut nötiges Minimum reduzieren
Verboten ist eine solche Haustürwerbeaktion aktuell offenbar nicht. Eine Rückfrage bei der Regierung von Unterfranken ergibt, dass Haustürwerbung in der Infektionsschutzverordnung nicht explizit geregelt ist. Regierungssprecher Johannes Hardenacke verweist allerdings auf Paragraf 1, Absatz 1 der gültigen Infektionsschutzverordnung. Darin heißt es: "Jeder wird angehalten, die physischen Kontakte zu anderen Menschen auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren und den Personenkreis möglichst konstant zu halten.“
Auch bei anderen Wohltätigkeitsorganisationen ist Haustürwerbung zur Gewinnung von Fördermitgliedern prinzipiell gang und gäbe. Das bestätigt etwa Stefan Krüger, Sprecher des Kreisverbands des Roten Kreuzes Würzburg.
Im vergangenen Herbst habe man eine solche Aktion durchgeführt, weil die Aufwendungen, etwa für die Schutzkleidung von Ehrenamtlichen, hoch seien. Auch für den kommenden Herbst plane man Haustürwerbung. Im Unterschied zu den Johannitern macht das Rote Kreuz Würzburg aber folgende Einschränkung: "Wir machen die Aktion von den Inzidenzen abhängig. Sind sie zu hoch, lassen wir es vielleicht ganz bleiben.“
mir stellt sich die Frage, welche Situation wohl entstehen kann, wenn in unmittelbarer Nähe einer kommerziellen Werbekolonne in offiziellen Rettungsdienst-Uniformen ein schwerer Unfall oder ein Notfall passiert.
In der Uniklinik sah ich dann einen behinderten alten Mann stundenlang auf der Bettkante sitzen, weil die Johanniter nicht zum vereinbarten Zeitpunkt erschienen. Laut einen Krankenpfleger kein Einzelfall.
Fazit:
Ich habe den Eindruck, dass mit folkloristischem Gedöns (‚Johanniterorden’ – ‚Bemühen um den christlichen Glauben’) der Johanniterfahrdienst seine Markt- und Machtposition im Patientenfahrdienst der Region schamlos (und damit gut in der ‚Christlichen Tradition’ verankert) zu lasten der abhängigen Patienten missbraucht.
Der Johanniter-Mitarbeiter faselte etwas von Überlastung und Straßenverhältnissen (die Straßen waren geräumt und frei) und versprach das nächste freiwerdende Fahrzeug zu uns zu schicken. Auf meine konsternierte Frage, wann mit der Ankunft der Johanniter zu rechnen wäre, antwortet er vage, in etwa einer halben Stunde. Also zum Zeitpunkt des vereinbarten Termins im ZOM.
Auf meine konsternierte und zugegeben etwas laute und erregte Rückfrage, wie ich denn jetzt noch pünktlich zum vereinbarten Termin nach Würzburg kommen soll, legte der Johanniter-Mitarbeiter unvermittelt auf.
Desolater Zustand des Patientenfahrdienstes der Johanniter:
Dringliche Behandlungsnotwendigkeit bei meiner 95jährigen Mutter.
Am Montag, den 08.02.2021 rückten die Johanniter mit viertelstündiger Verspätung mit einem defekten Fahrzeug an. Mit geschätzten 40 km/h und wiederholten akustischen Warnungen des Fahrzeugs erreichten wir schließlich die Praxis in Würzburg mit ca. 20 Minuten Verspätung. Der Innenraum des defekten Fahrzeugs blieb ungeheizt.
Für die Rückfahrt rückten die Johanniter mit einem Fahrzeug an, das über keinen Sitz für eine Begleitperson (wie bestellt) verfügte.
Am Dienstag, den 09.02.2021 bestellte ich bei den Johannitern eine Fahrt zur Uni-Klinik ZOM zur dringlichen Vorstellung am Mittwoch, den 10.02.2021. Die Abholung hierzu war mit den Johannitern für 10:45 Uhr vereinbart.
Als erneut gegen 11:00 Uhr das Johanniter-Team immer noch auf sich warten ließ, telefonierte ich mit den Johannitern und fragte nach dem Verbleib des Fahrzeugs.
Ebenso wie der Eismann und die Telekom, die was neues verkaufen wollen. Alle natürlich mit Subunternehmern oder selbstständigen Dtückerkolonnen.
Alles etwas befremdlich momentan. Die Johanniter sind jedenfalls nicht alleine.
In der Industrie gibt es schon lange keine Vertreterbesuche mehr weil man Risiken minimieren will. Und dann so was von einer Hilfsorganisation.
...und trägt laut Zeugin keine FFP2-Maske.
Ob erlaubt oder nicht, die Aktion ist ziemlich unklug momentan; erst recht wenn sie von einer Hilfsorganisation die auch im Krankenwesen tätig ist (Johanniter) gestartet wird. Applaus wird man dafür kaum ernten.
Möglicherweise ist in solch einer Siutation zwar keine FFP2-Maske vorgeschreiben - sie nicht zu tragen ist in solch einer Situation ebenfalls unklug. Man weiß doch nie wie der Gegenüber reagiert - da ist sicher vom Coronaleugner bis zu einer extrem übervorsichtigen Person alles an der Haustür dabei. Also bemüht man sich im Zweifelsfall indem man dem Gegenüber den bestmöglichen Schutz bietet.