Gold für Wallrapp beim 10. großen internationalen Bioweinpreis 2019. Ganz ungewöhnlich ist das nicht. Aber diesmal hat seine Prädikatswein-Spätlese unter den Johanniter Konkurrenten die höchste Punktzahl erreicht. Edgar Wallrapp hält die Rebsorte zudem für außerordentlich zukunftsfähig.
Mit 94 von 100 PAR-Punkten hat der Theilheimer Johanniter diesmal die weiteren Gold-Prämierungen aus der Französischen Schweiz (92) und Württemberg (91) hinter sich gelassen. Gold- und Silber-Prämierungen sind für Wallrapp so ungewöhnlich nicht. Gold hatte er diesmal auch für eine trockene 2017er Domina Spätlese erhalten und zweimal Silber für die Spätlesen der "Alten Rebe" von Silvaner und Scheurebe. Aber die höchste Punktzahl beim Johanniter erreicht zu haben, ist dann doch sehr besonders. Der Johanniter vom Winzerhof Wallrapp zählt damit international zu den Spitzenweinen der Bio-Winzer. Zudem hat Wallrapp mit der noch weithin kaum bekannten und offenbar unterschätzten Rebsorte einige interessante Erfahrungen gemacht.
Die Bekleidung der Rebe: das Laub
So ist Sonnenbrand, wie er gerade vielerorts für Einbußen sorgte, beim Johanniter nicht aufgetreten. Allerdings betrachtet Winzer Edgar Wallrapp das Laub auch als "die Bekleidung der Rebe". Er nimmt jeweils nur überzählige und die Geiztriebe heraus, schneidet nur so viel ab, dass etwas Luft durch die Rebzeilen gehen kann. So ist er sich auch beim 2019er sicher, "dass es bestimmt ein sehr guter Tropfen werden wird".
Die nach ihrem Züchter Johannes Zimmermann benannte Johanniter-Reben hat er seit 2003 im Weinberg – auf einer seiner besten Lagen im Theilheimer Altenberg, eine Riesling-Lage: steil und nach Süden ausgerichtet, mit guter Durchlüftung. Das sei die Voraussetzung für ihre Widerstandsfähigkeit gegen Pilzerkrankungen, die bei ihm noch nie qualitätsmindernd aufgetreten seien. Noch nicht ein einziges Mal habe er sie behandelt, nicht einmal mit ökologischen Präparaten für den Bioweinbau, sagt er. Eine sehr fruchtige, etwas mildere Säure als beim eingekreuzten Rieslings, die im Johanniter spürbar ist, habe ihn damals überzeugt. Bei der Johanniter-Rebe wusste Wallrapp: "Das ist er, das ist meiner!" Er hatte damals intensiv nach einer für ihn, einen Bioland-Winzer, passenden Rebe gesucht, um einen gerodeten, neu erworbenen Weinberg zu bestocken.
Passt gut nach Franken
Saftig und vollmundig, mit dem Duft von Stachelbeere und Melone beschreibt er den Siegerwein, den er "ganz und gar natürlich" reifen und spontan vergären lässt, ohne Zugabe von Reinzuchthefe. Wallrapp setzt in aller Regel auf selbstregulierende Prozesse: "Die Natur macht die besten Weine". Und, was Wallrapp gefällt, immer ein wenig anders: mal trocken, mal weniger, wie der 2018er Gold-Johanniter, der aus dem heißen Sommer einen Restzucker von 12,6 Gramm behielt. Die mittel bis spät reife Sorte mit gold-gelber Traube, die als Wein erst von goldgelb zu weiß wechselt, wenn sie von der Hefe genommen wird, "war einer meiner besten Entscheidungen", freut er sich. Er glaubt, dass sich die Johanniter-Traube, die er grundsätzlich als Spätlese erntet, verstärkt durchsetzen werde, weil sie gut nach Franken passe, weil sie in besten Lagen so robust, gesund und außerdem gut für die Umwelt sei. Zugelassen ist sie für Franken seit dem Jahr 2000.
Neun Bioweingüter hatten für ihre Kreationen aus der 1968 in Freiburg gezüchteten Rebsorte Johanniter eine Auszeichnung erhalten. Der große internationale bioweinpreis gilt als der Qualitätspreis, eine der wichtigsten Verkostungen der Biowein-Branche mit professionellen Verkostern, die ihre Bewertung nach dem international anerkannten PAR-System (Produkt.Analyse.Ranking) für etwa zwei Dutzend Parameter vornehmen. Im 10. Durchgang 2019 haben 290 Weingüter aus 27 Ländern mit 1100 Bioweinen teilgenommen. Aus dem Landkreis Würzburg war neben Wallrapp auch das Randersackerer Weingut König im Bergmeisterhaus vertreten und erzielte jeweils Silber für einen Blauen Silvaner und den Weißburgunder Weißer König.