Laute Böllerschüsse kündigten den Beginn der fünften Jahreszeit an, als der Ochsenfurter Carnavals-Club OCC am Samstag Kurs aufs Rathaus nahm. Dabei hätte es solchen Kanonendonners kaum bedurft, angesichts des kleinen Häufchens der Stadträtinnen und Stadträten, die sich zur Verteidigung der Ratsherrschaft eingefunden hatten. Und selbst Bürgermeister Peter Juks lief schnell zu den Besetzern über, nachdem er sich ein kurzes Wortgefecht mit Sitzungspräsidentin Melanie Greier geliefert hatte.
Die hatte dem Bürgermeister und dem Stadtrat zuvor die Leviten gelesen. Es gehe doch nichts voran in der Stadt, meinte sie. Deshalb sei es endlich an der Zeit, dass die Narren die Regierungsgeschäfte übernähmen. "Nur mit Spott und Häme löst ihr keine Probleme", hielt der Bürgermeister den Fastnachtstrategen entgegen. Mit der neuen Main-Promenade, der Spitalsanierung oder dem Skaterplatz habe sich doch tatsächlich einiges getan, meinte Juks.
Seine Kapitulation kam dennoch prompt, als die Sitzungspräsidentin auf die Verstärkung hingewiesen hatte. Aus Remlingen, Albertshofen und dem nahen Goßmannsdorf waren Delegationen angereist, um den OCC bei seinem Rathaussturm zu unterstützen. Mehr noch: Peter Juks gestand, dass er längst zum Feind übergelaufen war und zog sich die Narrenkappe eines OCC-Senators über.
Im Rathaus wurden die Narren, angeführt von der bisherigen Regentinnen Prinzessin Celina Gnirck und Baroness Sonja Becker, mit einem Gläschen Sekt empfangen und durften dem jubelnden Volk auf dem Marktplatz zum Zeichen ihres Sieges den großen Stadtschlüssel präsentieren. Die Goldstücke der Stadtkasse, die OCC-Gesellschaftspräsident Thorsten Leimeister erbeuten konnte, entpuppten sich allerdings als Schokoladentaler, die unter den jungen Tänzerinnen und Tänzern der Garden reißenden Absatz fanden.
Bis zuletzt hatten die OCC-Strategen geheim gehalten, wer in der kommenden Session die Regentschaft über die Ochsenfurter Narrenschar führen würde. Schließlich waren es Sandra und Thomas Gnirck, die der großen schwarzen Limousine entstiegen und als Prinzessin Sandra I. und Prinz Thomas III. die Insignien ihres neuen Amtes entgegennahmen.
Wortgewandt stimmte Prinzessin Sandra I. die vielen Gäste und Zuschauer Zuschauer, die sich bei Bratwurst und Glühwein in Stimmung gebracht hatten, auf die künftige Faschingszeit ein und machte dabei auf eine Besonderheit aufmerksam. In der jüngeren Geschichte des Ochsenfurter Faschings sei sie immerhin die erste Faschingsprinzessin, die ihrer Tochter im Amt nachfolgt, so Sandra I.