Wenn Jazz und klassische Kammermusik aufeinandertreffen, kann das Ergebnis entweder bemüht oder brillant sein. Im Fall von Chamber9, die am Freitagabend ihr neues Album "The Sound of Chambe9r" in der Hochschule für Musik Würzburg präsentierten, war es eindeutig Letzteres. Die außergewöhnliche Besetzung – ein Jazz-Quintett mit zwei Gitarren plus Streichquartett – eröffnet dem Ensemble ganz eigene klangliche Möglichkeiten, schreiben die Veranstalter in einer Mitteilung, aus der diese Informationen stammen. Im Zentrum steht die ausdrucksstarke Stimme von Sanna van Vliet, die sich mal samten in den Streicherklang einbettet, mal kraftvoll über der Rhythmusgruppe schwebt.
Die beiden Gitarristen Axel Hagen und Michael Arlt ergänzen sich: Während Hagens Archtop-Gitarre die jazzigen Akzente setzt, sorgt Arlts Nylon String für warme, meist brasilianisch anmutende Klangfarben. Das Fundament bilden Thomas W. Andersen am Kontrabass und Joan Terol Amigo an den Drums. Ihre präzise und dennoch geschmeidige Rhythmusarbeit schafft den perfekten Unterbau sowohl für die Eigenkompositionen als auch für die neu arrangierten Klassiker. Besonders in den Bossa Nova-Nummern zeigte sich ihre Virtuosität im Umgang mit komplexen Rhythmusstrukturen.
Das Streichquartett – bestehend aus den Violinisten Víctor Flores und Ángela Moya, der Bratschistin Kardelen Buruk und der Cellistin Cèlia Torres – bewies eindrucksvoll seine Vielseitigkeit. Ob in den swingenden Ellington-Interpretationen oder den rhythmisch komplexen Eigenkompositionen: Ihre Spielweise zeugte von tiefem Verständnis für beide musikalische Welten.
Die Eigenkompositionen des Ensembles bildeten das Herzstück des Abends. Hier zeigte sich die wahre Stärke von Chamber9: die Fähigkeit, einen völlig eigenständigen Sound zu kreieren, der die Grenzen zwischen Jazz, klassischer Kammermusik und lateinamerikanischen Einflüssen mühelos überwindet.
Mit "The Sound of Chamber9" präsentierte Chamber9 in seiner Deutschland-Premiere nicht nur ein neues Album, sondern auch eine überzeugende Vision davon, wie Jazz und Klassik im 21. Jahrhundert zusammenfinden können. Der enthusiastische Applaus des Publikums bestätigte eindrucksvoll: Hier ist etwas wirklich Besonderes entstanden.