Wenn man in Japan Würzburg nicht nur mit Frankenwein, Residenz und Käppele, sondern auch mit dem Siebold-Museum und dessen Namensgeber assoziiert, ist das nicht zuletzt Wolfgang Klein-Langner zu verdanken. Mit unerschütterlichem Optimismus und bemerkenswerter Beharrlichkeit hat der japanbegeisterte Idealist seinen Lebenstraum gegen alle Widerstände und Widrigkeiten Wirklichkeit werden lassen.
Und dabei war dem gelernten Bankkaufmann das Japan-Faible keineswegs in die Wiege gelegt: Erst 1970, auf der Hochzeitsreise, sprang der Funke über und ist bis heute nicht erloschen. An seinem 85. Geburtstag kann der gebürtige Würzburger auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken: Im kommenden Jahr feiert die Siebold-Gesellschaft ihr vierzigjähriges und das Siebold-Museum sein dreißigjähriges Bestehen!
Werner Dettelbacher (1926-2007), sein Lehrer und Mentor, auf dessen Anregung hin das Realgymnasium 1967 zum „Siebold-Gymnasium“ wurde, bestärkte den Japan-Fan in seinem Enthusiasmus. Als Vorsitzender der 1985 gegründeten Siebold-Gesellschaft konnte Klein-Langner in Japan eine Millionenspende in Empfang nehmen, die zum Grundstock für das in der ehemaligen Direktionsvilla des Bürgerbräu geplante Museum wurde.
"Siebold-Palais" öffnete 1995 seine Pforten
Obwohl sich die Hoffnung auf eine städtische Trägerschaft nicht erfüllte, öffnete das "Siebold-Palais" 1995 seine Pforten – nur sechs Jahre nach Gründung des Schwestermuseums in Nagasaki. Unter den Mitstreitern der ersten Stunde waren neben Dettelbacher Ehefrau Waltraud und Schwiegervater Max Albert (1919-2020); letzterer übernahm zwei Jahrzehnte lang ehrenamtlich den Kassendienst.
Spenden einwerben, Bürgerreisen organisieren, Kontakte knüpfen und pflegen – nach Japan und zu deutsch-japanischen Gesellschaften, das Verständnis für Japan vertiefen und die Bürgerfreundschaft (nicht nur) zu den Partnerstädten Ôtsu und Nagasaki mit Leben zu erfüllen: Das waren dem Jubilar Lebensaufgabe und Lebenselixier. Sprachbarrieren gab es für den kontaktfreudigen Japanfreund auch vor der Entwicklung von Übersetzungs-Apps nie!
Als 2011 durch die Katastrophe in Fukushima die Waisen aus dem Kinderheim in Fujinosono obdachlos wurden, sammelte er in Kooperation mit dem Malteser-Hilfsdienst Spenden für einen erdbebensicheren Wiederaufbau. Vielleicht hat er sich dabei auch an den 16. März 1945 erinnert gefühlt, als er mit seinen Geschwistern halberstickt aus einem verschütteten Luftschutzbunker befreit wurde.
Deutsch-japanische Gesellschaften treffen sich 2025 in Würzburg eingeladen
In diesem Frühjahr ist er noch einmal nach Fernost geflogen, um Freunde zu treffen und um in Tokio einen Vortrag über Siebolds Beitrag zur Einführung der Photographie in Japan zu halten. Ein Höhepunkt im nächsten Jahr wird die Dachverbandstagung der deutsch-japanischen Gesellschaften sein, die er nach Würzburg eingeladen hat.
Inzwischen macht sich das Alter bemerkbar, und das ein oder andere Wehwehchen zwingt, kürzerzutreten. Doch auch wenn und vielleicht weil er als Ehrenvorsitzender sein Erbe in guten Händen weiß, hat er sich nicht „abgenabelt“: Gesellschaft wie Museum bleiben „seine Kinder“, an denen sein Herzblut hängt und für die er seine jahrzehntelange Erfahrung gerne einbringt.
Fünf Sonderausstellungen im Jahr im „Siebold-Palais“
Das „Siebold-Palais“, die seinerzeit liebevoll restaurierte, Gründerzeitvilla ist außen wie innen ein Schmuckstück in der Zellerau geworden und erfreut sich internationaler Bekanntheit. Das Jahresprogramm des Museums umfasst fünf Sonderausstellungen (Kunst, Geschichte, Kunsthandwerk), dazu Vorträge, Konzerte, Tee- und Ikebanakurse, Lesungen und Konferenzen. Und auch die anfangs karg bestückten Vitrinen haben sich nach und nach gefüllt: Zu den Leihgaben des Siebold-Nachfahren Constantin von Brandenstein-Zeppelin sind zahlreiche japanbezogene Schenkungen gekommen; im Dachgeschoss befindet sich eine umfangreiche Japan-Bibliothek.
Mit Bundesverdienstkreuz, Silbernem Stadtsiegel und dem japanischen ‚Orden der aufgehenden Sonne‘ ausgezeichnet, hat der Jubilar kaum persönliche Wünsche. Doch für „sein“ Museum bleibt sein Traum ein Ausweichdepot und ein eigener Standort für die über die Jahre zu einer beachtlichen Spezialsammlung angewachsenen Forschungsbibliothek. Dann könnte man auch das Obergeschoss des Gebäudes als Ausstellungsraum nutzen.
Wenn Wolfgang Klein-Langner sich die langlebigen Japaner und deren „Ikigai“ zum Vorbild genommen hat, sind ihm noch viele gesunde Jahre zu wünschen: „Glück auf!“ – „Ganbatte kudasai!“