Mehr als 1700 Menschen in Bayern sind zuletzt jedes Jahr an den Folgen von zu hohem Alkoholkonsum gestorben. Dem Statistischen Bundesamt zufolge gab es 2015 insgesamt 1736 Sterbefälle durch alkoholbedingte Krankheiten. In den vier Jahren davor waren es ähnlich viele. Die Zahlen schwanken zwischen 1730 und 1811 Todesfällen. Mehr als die Hälfte der Alkoholtoten sind Männer im Alter von 45 bis 64 Jahren.
Für diese Statistik werden mehr als zwei Dutzend alkoholbedingte Todesursachen aufgelistet – von der Alkoholvergiftung über die Entzündung des Magens bis zur Leberzirrhose. Die Landtags-Grünen hatten die Zahlen zu den Alkoholtoten in Bayern in einer schriftlichen Anfrage an den Landtag angefordert. Das Innenministerium weist in seiner Antwort darauf hin, dass die Zahlen jedoch unvollständig sind. Denn in die Statistik seien nicht die Sterbefälle eingeflossen, bei denen neben dem Alkoholkonsum noch andere Krankheiten wie Krebserkrankungen zum Tod geführt hatten. Die Zahlen dürften demzufolge deutlich höher liegen.
Deutschlandweit gibt es vermutlich 74 000 Todesfälle im Jahr durch Alkohol und Tabak
Das Ministerium verweist dabei auf Schätzungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Die geht von jährlich 74 000 Todesfällen wegen Alkoholkonsums oder kombinierten Konsums von Alkohol und Tabak in ganz Deutschland aus. Für Bayern ergäbe das rein rechnerisch eine Zahl von etwa 12 000 Menschen, die unter anderem an den Folgen von zu viel Alkohol gestorben sind. Eine genaue Statistik gibt es dazu nicht.
Auch Dr. Peter Sefrin vermutet, dass die Dunkelziffer „sehr hoch“ liegt, da eine Diagnose sehr schwierig sei. Der 76-jährige Würzburger, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte, kann aus der Praxis heraus bei Patienten mit einer Alkoholvergiftung keine wesentliche Veränderung wahrnehmen. Das Problem liege seit Jahren auf einem Niveau. Spürbar abgeschwächt habe sich indes offenbar der Trend, dass sich viel Jugendliche in den Sommermonaten oder an Wochenenden gezielt und schnell betrinken: „Das Komasaufen kommt nicht mehr so häufig vor wie noch vor drei, vier Jahren“, sagt Sefrin. Über die Gründe kann der Notarzt nur spekulieren, da es faktisch keine Zahlen dazu gebe.
Möglich sei aber auch eine Verschiebung hin zu Drogen wie beispielsweise Crystal Meth. In den vergangenen Jahren, das beweisen Zahlen der Polizei, hat es einen massiven Anstieg von Opfern durch das synthetisch hergestellte und gefährliche Aufputschmittel gegeben.
Sefrin: „Alkohol ist ein gesamtgesellschaftliches Problem“
„Keine Frage“, sagt der erfahrene Notarzt Sefrin, „Alkohol ist ein gesamtgesellschaftliches Problem“. Deshalb sei Aufklärung über die Folgen eines übermäßigen und kontinuierlichen Alkoholkonsums enorm wichtig. Der Mediziner möchte aber mal ein Bierchen oder ein Glas Wein nicht verdammen, schließlich gehörten diese „auch zu unserer Kultur“.
Aus der Antwort des Innenministeriums auf die Grünen-Anfrage geht auch hervor, dass 17,4 Prozent der Erwachsenen im Freistaat einen gesundheitsgefährdenden Alkoholkonsum haben und 270 000 Menschen als alkoholabhängig gelten. Die Vorsitzende der Landtags-Grünen, Katharina Schulze, bezeichnete das als „alarmierend“. Deutschlandweit liegt diese Zahl der DHS zufolge bei 1,77 Millionen Menschen. Alkohol spielte zudem bei fast sieben Prozent aller im Freistaat begangenen Straftaten eine Rolle: Von den im Jahr 2016 insgesamt 614 520 Fällen passierten der Polizeilichen Kriminalstatistik zufolge 41 430 unter Alkoholeinfluss.
Zudem waren gut 36 Prozent aller Gewaltdelikte von betrunkenen Tatverdächtigen begangen worden. Das betrachtet Schulze als „Sicherheitsproblem“. Deswegen forderte die Grünen-Abgeordnete mehr Prävention.
Ich weiß ja, dass es offenbar wehtut, auf mich zu hören, aber ich möchte ("den Grünen") trotzdem gesagt haben, dass es keine gute Idee wär, den Leuten das Trinken alkoholischer Getränke zu verbieten (hat man in den USA schon mal probiert, das Ergebnis war ein florierender Schwarzmarkt incl. der damit verbundenen weiteren Kriminalität).
Drei Dinge brauchen wir mMn in Deutschland, bevor wir lang und breit über einzelne Probleme/ Symptome des Ganzen diskutieren:
- Energiewende - weg vom "irreversiblen" Verbrauch fossiler Ressourcen
- Verkehrswende - effizienter(er) Einsatz/ Gebrauch von Verkehrsmitteln
- Agrarwende - weg vom lebensgrundlagenschädlichen "billig, billig, billig"
Verliert man die Hauptziele aus den Augen, sieht man bald vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. In einer Gesellschaft, die nicht mehr alles "billig, billig, billig" haben will, sondern (bei allem) die Wertigkeit in den Vordergrund stellt, dürften auch die Drogenopferzahlen zurückgehen!