Seit 1997 unterhält der Landkreis Würzburg mit dem Landkreis Mateh Yehuda in Israel freundschaftliche Beziehungen. Ein wichtiger Punkt dabei ist der regelmäßige Jugendaustausch. Nun besuchte eine Delegation aus Israel mit 18 Schülern und zwei Lehrkräften von der Ein-Karem-High School den Landkreis Würzburg.
In Zusammenarbeit mit dem Deutschhaus-Gymnasium und dem Landkreis Gymnasium in Veitshöchheim tauschen sich die Jugendlichen aus, unternehmen zusammen Exkursionen, stoßen Projekte an und übernachten auch bei den deutschen Gästen, bevor es in der kommenden Woche weiter nach Berlin geht, wo die israelische Delegation vom Bundestagsabgeordneten Paul Lehrieder eingeladen ist.
Jüdische Vergangenheit
Fachbereichsleiter Klaus Rostek hatte als erstes großes Projekt in diesem Jahr die Untersuchung der jüdischen Vergangenheit der Marktgemeinde Höchberg angedacht. Die Jugendlichen und ihre deutschen Gastgeber trafen sich in der Bibliothek, wo die Aufgaben verteilt wurden.
Alle Gruppen zusammen sollten zum historischen jüdischen Friedhof der Gemeinde gehen und dort nach geschichtsträchtigen Grabsteinen Ausschau halten. Da war natürlich das Sprachverständnis sehr positiv, konnten doch alle Israelis Hebräisch und Englisch. Sie konnten die Grabinschriften mühelos übersetzen und ihre deutschen Kollegen verstanden die englische Sprache und übersetzten sie ins Deutsche.
Ausstellung über Rabbiner
Ziel soll sein, so Rostek, die berühmtesten Rabbiner aufzufinden und dann in einem weiteren Schritt deren Geschichte nachzuverfolgen. Daraus soll dann eine Ausstellung konzipiert werden, die in den jeweiligen Schulen und in Höchberg gezeigt werden kann. Hilfreich dabei war auch der Besuch der ehemaligen Präparandenschule in der Sonnemannstraße. Hier sind auch einige Informationen erhältlich, ähnlich wie in der Bibliothek, weshalb sie der Anlaufpunkt wurde.
Beim Besuch des Friedhofes kamen auch einige Besonderheiten zu tage, die den deutschen Besuchern sonst nie aufgefallen wären. So trugen alle Männer beim Betreten eine Kippa, beim Verlassen wuschen sie sich die Hände mit Wasser. Das ist in Israel so üblich beim Verlasse eines Friedhofes, hatte eine Lehrkraft erläutert. Und obwohl der Friedhof nur noch historische Gräber enthält, wollten die Jugendlichen unbedingt ein Gebet sprechen. Ein Zeichen, wie viel Spiritualität von den alten Steinen ausgeht.
Irritiert waren manche israelische Gäste beim Besuch der mittlerweile evangelischen Matthäuskirche. Sie war bis 1951 eine jüdische Synagoge und wurde erst danach in eine christliche Kirche umgewandelt.
So brachte der Tag in Höchberg für beide Seiten neue Erkenntnisse, die erst einmal verarbeitet werden müssen. Doch der jugendliche Elan und die Unbekümmertheit der 15-Jährigen auf beiden Seiten macht Hoffnung auf Verständnis.
Der israelische Landkreis Mateh Yehuda liegt östlich von Tel Aviv bis zur Stadtgrenze von Jerusalem. Der größte Teil des heutigen Mateh Yehuda liegt auf dem biblischen Areal des Stammes Judäa. Er ist mit 586 Quadratkilometern der größte Landkreis in Israel (Landkreis Würzburg: 968 Quadratkilometer).