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Würzburg
Irrwitziger Parforce-Ritt im Theater Chambinzky
Doktor Jekyll und Fräulein Hyde, Regie Matthias Hahn.
Foto: Stefanie Michel, Fotogruppe Vogel | Doktor Jekyll und Fräulein Hyde, Regie Matthias Hahn.
Bearbeitet von Manfred Kunz
 |  aktualisiert: 06.01.2020 02:10 Uhr

Unzählige Bühnenbearbeitung und über 100 filmische Adaptionen haben die Gruselgeschichte „Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ des schottischen Autors Robert Louis Stevenson aus dem Jahr 1886 zu einem bekannten Bestandteil der Unterhaltungskultur werden lassen. Der Würzburger Autor Matthias Hahn fügt mit seiner Variante von „Dr. Jekyll und Fräulein Hyde“ nun ganz dem Zeitgeist entsprechend eine stark aufs Weibliche fokussierte Fassung hinzu. Für die traditionelle Silvester-Premiere des  Theater Chambinzky hat er sie auch gleich selbst inszeniert.

Das atmosphärisch dichte Bühnenbild führt ins viktorianische England. Während draußen der Serienmörder Jack the Ripper sein blutiges Unwesen treibt, forscht drinnen der Wissenschaftler Doktor Jekyll an einem Wundermittel, das den Alterungsprozess stoppen und den alten Menschheitstraum von der „ewigen Jugend“ verwirklichen soll. Finanziert wird das kostspielige Forschungsvorhaben mit dem Risiko-Kapital des steinreichen Junggesellen Lord Carey, während die gleichermaßen prüde wie resolute Haushälterin Mrs. Poole dem fleißigen Forscher alle Alltagssorgen abnimmt und dabei mehr und mehr zum Dreh- und Angelpunkt des turbulenten Geschehens wird. Denn schnell wird klar: die Wunderdroge zeigt fatale Nebenwirkungen und sorgt für reichlich Verwirrung und jede Menge komischer Überraschungen. Jekyll selbst verwandelt sich nach Einnahme der Medizin in das hübsche Fräulein Hyde, andere Probanden erleiden massive Persönlichkeitsveränderungen, das Experiment gerät völlig außer Kontrolle.

Nach verhaltenem Beginn führt Hahn seine Figuren mit leichter Hand, viel Tempo und feiner Komik durch die immer absurder werdende Groteske, der mit rationaler Logik nicht mehr beizukommen ist: Leichen stapeln sich hinter dem Labortisch, verschwinden im Medizinschrank, tauchen andernorts mit völlig verändertem Charakter oder als lebende Untote wieder auf, und dazwischen sorgt – im Schattenspiel – Jack the Ripper für weitere Verwirrung.

Hahn kann sich bei diesem irrwitzigen Parforce-Ritt auf ein bestens eingespieltes Ensemble verlassen, aus dem – wie sollte es anders sein – die Frauen Brigitte Miebach-Schrader als Haushälterin, Dagmar Schmauß als Mrs. Lanyon, Adeliya Sagitova als schüchtern-pfiffiges Hausmädchen Missy, Angelina Gerhardt als Fräulein Hyde sowie Daniela Wenzel als trinkfreudige Anwältin besonders hervorzuheben sind; nach leichten Anlaufschwierigkeiten fügen sich Gerd Eickelpasch (als Doktor Jekyll) und Frank Fleming (als Lord Carey) perfekt in die Damenriege ein. Da hätte es des aufgesetzt wirkenden Schlussliedes gar nicht bedurft, um das begeisterte Publikum zu stürmischen Applaus zu bewegen. Auf dem Spielplan jeweils Mittwoch bis Sonntag, bis zum 8. Februar. Karten-Tel.: (0931) 51212.

Doktor Jekyll und Fräulein Hyde, Regie Matthias Hahn.
Foto: Stefanie Michel, Fotogruppe Vogel | Doktor Jekyll und Fräulein Hyde, Regie Matthias Hahn.
Doktor Jekyll und Fräulein Hyde, Regie Matthias Hahn.
Foto: Stefanie Michel, Fotogruppe Vogel | Doktor Jekyll und Fräulein Hyde, Regie Matthias Hahn.
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