Seit Jürgen Gottschalk im Sommer 1963 mit dem Fahrrad die „Grüne Insel“ Irland entdeckte, ließ diese ihn nicht mehr los. Gemeinsam mit anderen Irlandfreunden gründete er am 17. März 1986 die Deutsch-Irische Gesellschaft Würzburg, war bis 2012 deren Vorsitzender, dann Ehrenvorsitzender. Am 25. Oktober ist Jürgen Gottschalk im Alter von 77 Jahren in Würzburg gestorben.
Die deutsch-irischen Beziehungen hat Jürgen Gottschalk nicht nur erforscht, er hat sie immer auch gefördert: Deswegen war er besonders erfreut, als die Stadt Würzburg mit der irischen Stadt Bray und der Grafschaft Wicklow am 1. November 1999 eine Partnerschaft besiegelte.
Führungen durch Würzburg waren beliebt
Der Tod von Jürgen Gottschalk hat auch in Irland große Trauer ausgelöst. George Jones, Vorsitzender des Partnerschaftskomitees von Bray/Wicklow, würdigte beim 20. Jubiläum der Partnerschaft die großen Wegbereiterdienste von Gottschalk. Auch in Mullagh, dem mutmaßlichen Geburtsort Kilians um das Jahr 640, löste die Nachricht Trauer aus, denn Gottschalk hatte den Bau des 1995 eröffneten St. Kilian’s Heritage Centre stark unterstützt.
Matthias Fleckenstein, Vorsitzender der Deutsch-Irischen Gesellschaft und Nachfolgers Gottschalks an der Spitze der Irlandfreunde würdigte die Verdienste Gottschalks für die Gesellschaft und den konsequenten Ausbau der Beziehungen mit der „Grünen Insel“.
Jürgen Gottschalks Führungen „Auf irischen Spuren durch Würzburg" waren ein Renner: 4700 Menschen in 225 Führungen führte er durch die Stadt. Die Makarius-Bruderschaft von 1730 hat Gottschalk im Juli 1990 als ökumenische Gebetsgemeinschaft für den Frieden in Irland wiederbelebt. Als Gründungsmitglied wirkte Gottschalk ab 1999 auch in der Nagelkreuz-Gemeinschaft, in der sich die Stadt Würzburg und die Kirchen für die Versöhnung im Zeichen des Nagelkreuzes von Coventry engagieren.
Mitbegründer des Bürgervereins Lengfeld
Der Pfadfinderei ist er treu geblieben. 1957 übernahm Jürgen Gottschalk in der Zellerau die erste Funktion als Jugendleiter, 1978 als Stammesvorsitzender in Lengfeld. Von 1961 bis 64 und 1980 bis 89 war er Bezirksvorsitzender und bis zuletzt Bezirksarchivar. Hinzu kommen zahlreiche Ehrenämter: Im Stadtjugendring war Gottschalk von 1978 bis 2003 aktiv, im Jugendhilfeausschuss der Stadt Würzburg von 1979 bis 1989 und acht Jahre war er Jugendschöffe.
Am 5. Juli 1978, nach der Eingemeindung Lengfelds in die Stadt Würzburg, war Gottschalk Mitbegründer des Bürgerverein Lengfeld, von 1980 bis 1982 Vorsitzender. Zwei Wahlperioden gehörte er dem Pfarrgemeinderat Lengfeld an. Von 1964 bis 2006 unterrichtete Jürgen Gottschalk an Haupt- und Grundschulen. Vorangegangen waren das Abitur an Oberrealschule und Studium an der Pädagogischen Hochschule Würzburg.
Mitbegründer des Ausländerbeirats
1987 gründete Gottschalk den „Round Table“ der Deutsch-Ausländischen Gesellschaften in Würzburg. 1993 erstmals zum Sprecher der damals 27 deutsch-ausländischen Gesellschaften gewählt, gehörte er 1994 zu den Gründern des Ausländerbeirats Würzburg (ABW). Bis zuletzt förderte er die Aktivitäten der inzwischen fast 40 internationalen Gesellschaften in der Stadt.
Für sein jahrzehntelanges soziales, kulturelles und interkulturelles Engagement wurde Jürgen Gottschalk im September 2018 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Bereits im Jahre 2006 hatte die Stadt Würzburg Gottschalks Verdienste um die Städtepartnerschaft mit der Stadt Bray und der Grafschaft Wicklow mit der Verleihung der Partnerschaftsmedaille gewürdigt.