Die Leute haben gute Laune, es ein sehr schöner kleiner Markt mit sehr schöner Atmosphäre und hochwertiger Ware. Töpfer und Publikum lieben das gleichermaßen am Sommerhäuser Töpfermarkt. Garantiert ist das nicht.
"Schau, so sehen wir auch aus", amüsieren sich Besucher über das "nackerte" Pärchen an Clemens Schleifers Stand. Es wird viel fotografiert und die Nackerten sind definitiv eine Attraktion. "Herr Schleifer, Sie sind sehr für das Figürliche!", lobt eine andere Kundin scherzend, die sich für ein neues Klingelschild interessiert hätte und dann gerne in Scheinfeld in der Werkstatt vorbei schauen will.
Gekauft wird auch. Eine Würzburger Sammlerin, die fast jedes Jahr kommt, hat sich für kleine Schälchen entschieden. "Ich nehme mal lieber zwei. Dann kann ich eine leichter verschenken. Sowas kann man immer mal gut verschenken", erklärt sie und dass sie zum Teetrinken sein soll. "Oliven oder dergleichen vielleicht auch." Gebrauchsgeschirr und Kleinigkeiten wie Seifenschalen oder Tassen auf denen so Wörter wie "Habseligkeiten" steht, verkaufen sich gut. Hanna Grimm-Müller aus Heidenheim ist das erste Mal in Sommerhausen, "wollte mal einen neuen Töpfermarkt ausprobieren" und ist begeistert, mit ihrem frei gedrehten Limoges-Porzellan "zwischen Weinranken und alten Häusern" gelandet zu sein. Sie sinniert über eine Franken-Editon. "Keksle" und "Schokolädle" gibt es hier halt so nicht. Wohl aber Zwiebelkuchen und Federweisen, sogar stilecht aus drei Tonkrügen ausgeschenkt. "Mit breitem Schnäuzchen" und mit dem Daumen geformt, damit es besser fließt und weniger tropft, gibt Richard Amend Insiderwissen der Töpfer weiter. Den ersten Krug habe der Feuerwehrverein, der hier traditionell bewirtet, sogar mal geschenkt bekommen.
25 Töpfereien waren vertreten
Die Sommerhäuser Keramiker Eugen Wilhelm und Heidrun Traupe öffneten ihre Ateliers. Schwierigkeiten, gute Töpfereien zu gewinnen, verneint Traupe. Mit Sieglinde Bösl zusammen organisiert sie den Markt. "Plus minus 25 Töpfereien, eine gute Auswahl, aber nicht zu riesig" sei das Ziel, so Traupe. "Wir wollen ein kleiner, feiner Markt sein, damit er zu Sommerhausen passt und dass alle mit ihrem Geschäft und den Standplätzen zufrieden sind". Sich vom Plan über die Pastoriusgasse ein Stück die Hauptstraße entlang auszubreiten, vor allem um am publikumsstarken Sonntag kein Gedränge aufkommen zu lassen. Es war eine Neuerung in diesem Jahr, aber ohne Vollsperrung der Ortsfahrt wohl doch nicht perfekt. Der Ruf "Achtung, Bus kommt!" treibt die Leute auseinander. Für Steffen Engelhardt, der mit künstlerischen Raku-Objekten aus der Nähe von Straßburg kommt, hat es zwar nicht an Resonanz gefehlt, aber "wer auf den Töpfermarkt kommt, will nicht Angst haben, dass er vom Bus überrollt wird", kritisiert er. Echte Gefahr bestand wohl nicht, aber ihn persönlich habe das gestört. Heidrun Traupe weiß bereits, dass diese Lösung neu abgewogen werden muss: "Es unterbricht die Gemütlichkeit". Es seien auch relativ viele Leute durchgefahren, die nicht Anwohner sind, sagt "Frau Tonkrug". Für Susanne Krug, die in Würzburg "zum Glück einen Laden hat", ist der Markt immer eine schöne Abwechslung, Austausch mit Freunden und kollegiales Treffen.
Leider kaum jungen Kollegen: Während sich junge Marktbesucher wieder zunehmend für wertige Keramik interessierten und die Nachfrage da ist, so Krug, gibt es bei den Töpfern Nachwuchsprobleme. Gina-Marie Raß, im zweiten Ausbildungsjahr bei Bösls in Eßfeld, bestätigt das. Zu siebt seien sie in ihrer Klasse in der Kermikschule Landshut. "Viele wissen gar nicht, dass das ein Ausbildungsberuf ist", wundert sie sich. Auch für den Sommerhäuser Töpfermarkt könnte das Konsequenzen haben. Traupe rechnet in fünf Jahren mit einem Einbruch. Viele der Töpfer, die die Märkte seit den 1980er Jahren aufgebaut haben, sind 50, 60 Jahre alt.