Ihr seid ganz großartig und habt uns umgehauen – Frontsänger Hartmut Engler von der deutschen Kult-Rock-Band Pur war begeistert von der Stimmung am Samstag im Riedener DJK-Sportheim. Mindestens ebenso euphorisch waren die knapp 300 Konzertgäste des Benefizabends zugunsten der Giovane-Elber-Stiftung. Dass so eine Band in ein 750-Seelen-Dorf kommt, dass Giovane Elber mit seiner Frau Cintia eigens aus Brasilien angereist ist und die ehemalige Miss-Germany Doris Schmidts wie selbstverständlich den Abend moderiert, ist für viele immer noch „einfach unglaublich“.
Selbst der Organisator des Abends musste sich öffentlich kneifen, ob der Gala-Abend in Rieden Wirklichkeit ist. „Ich glaube es erst, wenn es am Montag in der Zeitung steht“, schüttelte Bruno Rath ungläubig, aber glückstrahlend den Kopf. Zweieinhalb Jahre hat er auf das Ereignis hingearbeitet. Und zwar mit Charme, Hartnäckigkeit und etlichen persönlichen Treffen.
Allerdings: Giovane Elber musste Rath nicht mehr von der guten Sache zugunsten von Straßenkindern in dessen brasilianischer Heimatstadt Londrina überzeugen. Zwei Mal, 2008 und 2010, war der einstige weltweit bekannte Profifußballer in Rieden gewesen. Schon damals organisierte „mein Freund Bruno“ große Veranstaltungen zugunsten der Stiftung. Dass diesmal tatsächlich Pur spielte, ist Elber und Doris Schmidts zu verdanken. Beide sind befreundet mit Pur-Manager Uli Roth und den Bandmitgliedern. Sogar Sekt aus einem europäischen Fußball-Siegerpokal hätten sie schon gemeinsam getrunken.
Uli Roth ist ein ehemaliger deutscher Handball-Nationalspieler. Er war vom Event in Rieden außerordentlich angetan und sprach Bruno Rath und dessen Helferteam in Zukunft jegliche Unterstützung zu. Dieses Helferteam ist das Geheimnis von Raths Erfolg. Alle taten ihr Bestes. Sie arbeiteten ehrenamtlich und unterstützten den Event mit Engagement, Zeit und Spendengeldern.
„Heute sind nicht nur 300 Menschen hier in Rieden glücklich“, war sich Elber sicher. „Mit Ihren Spendengeldern können wir auch unsere 200 Kinder in Londrina und deren Familien glücklich machen“, dankte er. Einst hatte Elber mit Lebensmittelspenden zu Weihnachten begonnen, bedürftigen Kindern seiner Heimatstadt zu helfen. Heute gibt es ein Schulgebäude direkt in der Favela, in der täglich nicht nur 180 Kinder unterrichtet, beschützt und gefördert werden, sondern auch ein warmes Essen erhalten und „daheim nicht hungrig ins Bett gehen müssen“.
Dank großzügiger Spenden konnte Elber in Londrina einen Kinderhort bauen, Wohnverhältnisse verbessern, den Favela-Bewohnern kostenlos medizinische und zahnmedizinische Hilfe zukommen lassen, sie mit Arznei versorgen oder gesundheitliche Aufklärung betreiben. Für 20 Euro monatlich gibt es Patenschaften und wer möchte, kann sich auf einer Gruppenreise der Giovane-Elber-Stiftung ein persönliches Bild von der Situation vor Ort machen.
Auf der Bühne unterhielt sich Elber mit Doris Schmidts über seine Projekte in Londrina und die Not der Straßenkinder in Brasilien. Elber gab Einblicke in seine eigene Kindheit. Er habe so wenig Geld gehabt, dass er sich an heißen Tagen kein Eis leisten konnte. Sein Fußballtalent und ausgesprochenes Glück im Leben hätten ihm geholfen.
Nun sei er glücklich mit seiner Familie, der Arbeit als Rinderzüchter, Fernsehkommentator und Sportkommissar. Er wolle Kindern einfach von seinem Glück abgeben. Richard Schrade von der Giovane-Elber-Stiftung meine: „Man kann sich nicht vorstellen, wie viele Kinder in Brasilien in Armut leben müssen“. Schrade gilt als „Motor der Stiftung“, die in Winterbach bei Stuttgart ihren Sitz hat.
Geduldig und zugewandt wie immer trat Elber in Rieden auf. Kein Autogrammwunsch war ihm zu viel. Auf jedes Gesprächsthema ging er ein. Jedes Wunschfoto durfte gemacht werden. Nur beim Pur-Konzert und später, bei der After-Show-Party mit DJ Bibi (Helmut Büger) aus Winterbach war er inmitten der Fans ganz privat. Mit seiner Frau Cintia genoss er die Musik und hatte Spaß. Er trank deutsches Bier und pflegte das Gespräch mit Freunden.
Pur hat vom ersten Takt an das Publikum gepackt. Die Band hat etwa eineinhalb Stunden gespielt und zum Singen, Tanzen und Träumen eingeladen. Die sieben Bandmitglieder Martin Ansel, Ingo Reidl, Joe Crawford, Rudi Buttas, Martin Stoeck, Cherry Gehring und Sänger Hartmut Engler haben mit Herzblut auf der Bühne agiert.
„Wir machen das öfter mal für eine gute Sache“, verriet Bassist Joe Crawford der Main-Post. Die ganze Band sei „von der tollen Aufnahme in Rieden, dem Zusammenhalt und dem Super-Essen“ begeistert. „Wir haben viel Spaß, werden mal nicht laufend von Kameras verfolgt und können etwas für die Stiftung tun“, fasste er zusammen. Für Pur war es ein „intimer Abend in Wohnzimmeratmosphäre“. Alle lachten, als Hartmut Engler staunend verriet: „Die Umkleidekabine hier ist größer als der ganze Veranstaltungssaal“.
Bekannte Songs standen auf dem Programm, angefangen von „Schein und Sein“ und dem Lied „Freunde“ bis zu „Ich lieb‘ dich, so wie du bist“, „Ein graues Haar“, „Wo sind all die Indianer hin?“ und selbstverständlich „Abenteuerland“. Der Applaus und die Zugabe-Rufe wollte schließlich nicht enden. Zu den Zugaben zählten die Hits „Lena“ und „Parkbank“, für das sich Sänger Hartmut mit Daniela Hälker einen begeisterten Fan mit auf die Bühne holte, den er „besingen“ konnte.
Am Ende überreichte die letztjährige Fränkische Weinkönigin Melanie Dietrich Weinpräsente an Pur. Giovane Elber hatte sein Buch, Fußbälle und Trikots mitgebracht. Doris Schmidts und Bruno Rath verlosten Eintrittskarten zu Heimspielen der Bayern in der Allianz-Arena und weitere Artikel in Sachen Fußball. Und es gab die Spendenübergabe an die Stifung, Blumen für die Moderatorin und Dankeschöns auf beiden Seiten. „Alle haben gestrahlt“, freut sich Bruno Rath über den Erfolg. „Jeder hat sein Bestes gegeben. Es war ein unglaublich toller Zusammenhalt und eine herzliche Atmosphäre“.