Für viele Menschen in Güntersleben dürfte es ein Déjà-vu-Erlebnis werden: Zur Bürgermeisterwahl am Sonntag, 9. Juli, stehen sich Klara Schömig (UBG) und Michael Freudenberger (CSU) gegenüber. Bei der Bürgermeisterwahl vor sechs Jahren hatte es exakt dieselbe Ausgangslage gegeben.
Im Juli 2017 hatte sich dann Klara Schömig mit 54,28 Prozent gegen Michael Freudenberger (45,72 Prozent) durchgesetzt und amtiert seitdem als Bürgermeisterin. Drei Wochen vor der Wahl sagen Schömig und Freudenberger im Doppel-Interview, wie sie zu wichtigen kommunalpolitischen Themen stehen und was sie erreichen wollen.
Klara Schömig: Ich glaube nicht, weil unser altes Gewerbegebiet voll ist. Im Moment läuft noch das Vegetationsgutachten. Dann sind wir so weit, dass wir den Bebauungsplan zur Rechtskraft bringen können. Wir möchten das Gebiet örtlichen Unternehmern zur Verfügung stellen. Ich bin gegen irgendwelche Riesen, die versuchen, reinzukommen, auch wenn es etwas mehr Gewerbesteuer gäbe. Ich möchte das Gebiet langsam weiterentwickeln, vielleicht zunächst nur in einer Teilerschließung. Die Dorfgemeinschaft soll dadurch nicht gestört werden.
Michael Freudenberger: Für mich ist Gewerbe entscheidend, das Arbeits- und Ausbildungsplätze schafft und uns den ein oder anderen Euro bringen könnte. Ich bin Befürworter einer schnellen Erschließung, um Synergieeffekte zu erreichen. Wenn ich mich im Landkreis umschaue, dann gibt es nicht mehr viele freie Flächen. Ich würde daher gezielt auswählen, wen ich möchte. Wenn ein Günterslebener Gewerbetreibender ein Hobby betreibt und er meint, er bräuchte nur eine günstige Fläche, dann ist es für mich nicht die Zielgruppe, die ich ansprechen möchte.
Schömig: Bei jeder Gelegenheit weise ich darauf hin, wie wichtig die Tagespflege für uns ist. Ich bin zuversichtlich, dass wir sie halten können.
Freudenberger: Ich war derjenige, der vorgeschlagen hat, dass wir eine Tagespflege ähnlich wie die Kindergärten behandeln sollten. Ein Kindergarten ist ein Zuschussbetrieb. Wir stellen das Geld bereit, damit sie als Infrastruktur im Ort bleibt.
Schömig: Beim barrierefreien und beim betreuten Wohnen müssen wir was tun, vielleicht mit einem privaten Träger. Für ein Pflegeheim sehe ich keine wirtschaftliche Basis. Ich glaube nicht, dass wir einen Betreiber finden, der dieses Risiko auf sich nimmt. Dass die Gemeinde selber einsteigt, sehe ich eher nicht.
Freudenberger: Das Pflegeheim steht auf meiner politischen Agenda ganz oben. Ich habe selber erfahren, wie schwierig es ist, einen Pflegeplatz in der Region zu finden. Ich möchte nicht, dass unsere Senioren aus dem Ort rausgehen.
Schömig: Wir wollten ein Leuchtturmprojekt schaffen. Es war ein wahnsinniger Kampf mit den Behörden. Am Ende ist der Investor auch wegen der hohen Kosten zurückgetreten. Ich stehe noch immer dahinter. Wenn ich sehe, was inzwischen konventionelle Kindergärten kosten, relativiert sich das. Mit dem früheren Jugendtreff haben wir nun aber auch einen ganz guten Ersatz gefunden. Wir haben einen Geburtenrückgang und haben freie Plätze.
Freudenberger: Wir als CSU sind lange bei dem Projekt mitgegangen, aber zwei Millionen Euro waren zu viel.
Schömig: Die CSU war doch schon bei 700.000 Euro dagegen.
Freudenberger: Wir haben immer noch eine Genehmigung, vielleicht gibt es doch noch eine Option, dass man das hinkriegen kann. Den jetzigen Standort im Lagerhaus finde ich nicht gut.
Schömig: Es war die richtige Entscheidung. Ich werde inzwischen auch von Amtskollegen dafür beneidet. Gerade in der Corona-Zeit hat sich gezeigt, dass es eine große Erleichterung war. Wir haben sehr darauf geachtet, dass das Personal nicht schlechter dasteht.
Freudenberger: Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir die Kindergärten an verschiedene Betreiber abgegeben hätten oder wenigstens einen Kindergarten behalten hätten. Ich bin ein Freund des Wettbewerbs. Die Übergabe wurde gegenüber den Mitarbeitern schlecht kommuniziert. Die Unruhe wäre zu vermeiden gewesen.
Freudenberger: Ich war damals dafür, dass man anstelle des Jugendarbeiters eine Schnittstelle schafft zwischen Vereinen, Jugend, Kindergarten und Schule. Denn gerade für Jugendliche, die nicht in Vereinen organisiert sind, gibt es ein Defizit.
Schömig: Jenseits der Jugendarbeit der Vereine ist das Thema für mich erledigt. Als es den Jugendtreff noch gab, habe ich dort wochenlang nicht einen Jugendlichen angetroffen. Ich sehe derzeit keinen Bedarf. Man hört auch nicht, dass es hier irgendwelche Probleme gibt.
Freudenberger: Das wissen wir doch gar nicht! Es gibt ja bei uns keinen Punkt, wo man die Jugendlichen treffen könnte. Ich hätte mir gewünscht, die Stelle des Jugendpflegers nicht einfach zu streichen. Für junge Leute, die nicht in Vereinen sind, haben wir praktisch nichts zu bieten.
Freudenberger: Wenn man nach der letzten Gemeinderatssitzung geht, sieht alles ganz toll aus. Aber wenn man sich mal anschaut, welche Projekte noch nicht erledigt sind, würden wir nicht so gut dastehen. Projekte, die beschlossen sind, müssen zeitnah umgesetzt werden. Dann hat man auch einen ehrlichen Haushalt.
Schömig: Das sehe ich nicht so. Wir haben tatsächliche eine gute Haushaltssituation. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt bei 50 Euro, auf der hohen Kante haben wir zweieinhalb Millionen. Von den Projekten hätten wir manches früher gemacht, wenn es gegangen wäre. Aber während Corona waren wir sehr ausgebremst. Die angeblich vielen unvollendeten Projekte sehe ich nicht. Natürlich muss noch einiges zu Ende gebracht werden, aber es ist alles im Fluss.
Freudenberger: Die Festhalle. Die hat einen Sanierungsstau, seit ich im Gemeinderat bin, und das ist seit 20 Jahren. Jetzt haben wir die Sanierung endlich auf den Weg gebracht, aber wenn wir das vier oder fünf Jahre eher gemacht hätten, hätten wir das zins- und kostengünstiger hingekriegt. Auch der Straßenbau muss schneller gehen. Wenn wir die Projekte jetzt alle machen, sind die zweieinhalb Millionen auf der hohen Kante schnell weg.
Schömig: Wenn man, wie Herr Freudenberger, aus der freien Wirtschaft kommt und einfach loslegen kann, dann geht auch was. Für eine Gemeinde gibt es viele Bremsen, aus unterschiedlichen Richtungen. Und manchmal ist es auch der Gemeinderat, der hinterfragt, warum es so langsam geht, aber nicht bereit ist, gleichzeitig auch Personal zur Verfügung zu stellen. Man darf außerdem nicht vergessen, dass wir als Gemeinde viele Vorgaben erfüllen müssen, zum Beispiel bei der Auftragsvergabe. Wir müssen Angebote einholen und prüfen lassen, dann gibt es Bindungsfristen, von denen hängt der Zuschuss ab.
Schömig: Die Gefahr sehe ich derzeit nicht, an mich ist da auch nichts herangetragen worden. Solange der Landkreis den Bau einer Umgehung von Rimpar nicht selbst in die Hand nimmt, wird das auch nichts, nicht in den nächsten 20 Jahren. Und wie ich aus dem Kreistag weiß, gibt es da keine entsprechenden Bestrebungen.
Freudenberger: Die Umgehung ist für mich durchaus ein Thema, darauf muss man sich vorbereiten. Wenn die Umgehung kommt, haben wir in Güntersleben ein Problem, über die Kreisstraße kommt dann mehr Verkehr. Der ganze Abfluss vom Gewerbegebiet Lengfeld Richtung B27 kommt doch dann über uns. Wir von der CSU haben darauf immer wieder hingewiesen und haben schon länger die Idee einer Schnittstelle vor Gadheim vertreten, damit der Verkehr an Güntersleben vorbei fließt. Auch wenn das zunächst nur ein Gedanke ist: Wir müssen dafür sorgen, dass er sich beim Landratsamt, beim Landrat und bei den Planungsbehörden festsetzt. Wir als Güntersleben müssen im Gespräch bleiben, sonst werden wir übergangen.
Freudenberger: Wenn wir die Energiewende erreichen und unabhängig vom Gas werden wollen, dann bleibt uns nichts weiter übrig, auch auf diese Option zu setzen und eine PV-Anlage im Ort zu genehmigen. Unsere Äcker haben keine Spitzenqualität, deswegen sollte man das in gewissem Rahmen zulassen.
Schömig: Wir suchen ja gerade nach einem Büro, dass uns eine Aufstellung macht, wo geeignete Flächen für PV-Anlagen sind. Hinter dem Gemeinderatsbeschluss stehe ich auch. Aber ich komme selber aus der Landwirtschaft, für mich steht Nahrungsmittelproduktion oben an. Wir haben Hunger auf der Welt – und dann machen wir Böden zu, damit tue ich mich sehr schwer.
Freudenberger: Auch wenn ich Bürgermeister werden sollte, hat die CSU keine Mehrheit. Es ist dann die Kunst eines Bürgermeisters, eine Lagerbildung zu vermeiden – durch Gespräche, durch Kommunikation. Es geht darum, für die bessere Idee zu streiten, und das muss dann auch nicht immer meine sein.
Schömig: Eine Lagerbildung sehe ich nicht. Was ich sehe, sind unterschiedliche Meinungen und Auffassungen. Ich muss mir die Mehrheiten auch immer suchen, die können aus allen Richtungen kommen. Und wenn es nicht dazu kommt und eine andere Position eine Mehrheit bekommt, dann ist das deswegen auch kein Lager, sondern dann wird das eben umgesetzt. Dafür haben wir eine Demokratie.
Schömig: Gewählt werde ich auf sechs Jahre, also nein.
Freudenberger: Ebenfalls nein.
Schömig: Seniorenbetreuung, Festhalle, weitere Straßensanierung mit Blick auf Kanal und Wasser.
Freudenberger: Einen zukunftsorientierten Ort, in dem sich die Bürger an mich wenden und in dem ich versuche, die Lebensqualität zu verbessern.
Schömig: Weil Erfahrung durch nichts zu ersetzen ist als durch noch mehr Erfahrung.
Freudenberger: Weil ich zielstrebig und kommunikativ bin.
Eine Bürgerinitiative kann vielleicht Etwas bewirken, ein Sitz im Kreistag wiegt viel mehr, weil da Mitentschieden wird.
Von der CSU-Kreistag Sitzinhaberin Frau Kuhn hört man nichts!?
Beim Besuch einer Gemeindratssitzung kann man live erleben, wie es möglich ist, dass eine Fraktion, die nicht die Mehrheit hart, notwendige Projekte blockiert und als Opposition auch tut! Das war in einer Zeit, als kein "Wahlkampf" war. (Naturkindergarten) Alternativen wurden bis heute nicht gefunden, oder?
Jetzt vor der Wahl genau das Scheitern dieses Projekts der UB oder gar der Bürgermeisterin anzuhängen, ist schon treist!
Überhaupt vermisse ich konkrete Vorschläge vom Bewerber der CSU, nicht nur hohle Frasen. Kommunikativ sein reicht nicht aus! Taten könnten überzeugen!
Der Vergleich mit der beleidigten Leberwurst(Fraktion) triffts auf den Punkt!
Auch wenn es eine Kreisstraße in Güntersleben gibt, so kann man als BGM‘in unabhängig von einem Sitz im Kreistag dafür kämpfen, dass sich was verändert und sich nicht dahinter zu verstecken, dass man eh nichts erreicht!
Andere BGM, BGMinnen machen das vor!!