Frage: Herr Mlynarczyk, wann haben Sie Lech Kaczynski zuletzt getroffen?
Marek Mlynarczyk: Bei einer Besprechung vor gut zwei Jahren in Warschau. Der Präsident hatte mich um eine Einschätzung des deutsch-russischen Projekts einer Ostsee-Pipeline und Folgen für polnische Interessen gebeten. Er wollte die deutschen Hintergründe genauer kennenlernen.
Mlynarczyk: In diesem Falle ja. Man wollte zu dem Thema meine Sicht als Exilpole hören, der seit 30 Jahren in Deutschland lebt.
Mlynarczyk: Sehr gut. Das erste Mal haben wir uns 1972 an der Uni Danzig getroffen. Ich begann gerade Jura zu studieren, er war Assistent für Arbeitsrecht. Später haben wir uns in einer unabhängigen Studentengruppe getroffen.
Und dann während des Streiks der Werftarbeiter in Danzig 1980. Er war als Berater Walesas sehr engagiert und ich habe den Streik über die Studenten unterstützt. Danach war er eineinhalb Jahre mein Chef in der Solidarnosc-Kommission für Arbeit, Soziales und Rechtswesen.
Mlynarczyk: Nein, nicht direkt. Aber er hat mich damals informiert, dass ich auf einer schwarzen Liste und kurz vor der Verhaftung stand.
Mlynarczyk: Er war schon immer sehr patriotisch eingestellt. Vielleicht hat das Präsidentenamt nicht ganz zu ihm gepasst. Er war ein Realpolitiker der alten Schule und wollte sich nicht den Erfordernissen einer medial und von Äußerlichkeiten geprägten Demokratie beugen.
Da ist ein falsches Bild von ihm entstanden – er sei nationalistisch, chauvinistisch, antieuropäisch... Das war er nicht.
Mlynarczyk: Er war früher Justizminister und mit einer Welle brutaler Verbrechen konfrontiert. Da hat er die Todesstrafe als eine Möglichkeit präventiver Abschreckung ins Spiel gebracht. Darüber kam es sogar zum Streit mit der katholischen Kirche.
Mlynarczyk: Weil die neoliberalen Medien ein falsches Bild von ihm gezeichnet haben. Erst jetzt, nach seinem Tod, wird er rückblickend in all seinen Facetten gezeigt und die Leute erkennen, wie er wirklich war.
Mlynarczyk: Die Anteilnahme ist hundertprozentig – auch bei Skeptikern, die nicht immer seiner Meinung waren.
Gedenkgottesdienst der Katholischen Polnischen Mission Würzburg am Freitag um 19 Uhr in der Virchowstraße 20.
danke für den Hinweis auf einen redaktionellen Fehler: Herr Mlynarczyk lebt seit 1981 in Deutschland, seit 1984 in Würzburg. Ursprünglich hatte ich von "rund 30 Jahren" geschrieben - daraus entstand dann unglücklicherweise die metaphysische Lebenszeit... Bitte den Fehler zu entschuldigen, ist nun korrigiert.
Andreas Jungbauer, Main-Post
Tja, so ist das mit der eigenen Dummheit...
aber * 1984 * Jahre lebt halt nun kein Mensch.
Auch nicht einer, der aus Polen kommt.
Das wird 'spielberg' wohl gemint haben, wenn
er mit seinen Kommentar die erste Zeile des
Artikels 'zitierte'.