Die moderne Würzburger Gethsemane-Kirche hat unter ihrem Zeltdach eine hervorragende Akustik. Regionale Künstler tragen in der evangelischen Gemeinde gern zu deren Konzertreihe bei. Demnächst kommt sogar ein Weltstar: Alex Jacobowitz spielte sein Marimbaphon – ein riesiges Xylophon – früher im Jerusalem Symphony Orchestra, er hatte und hat Erfolge in großen Sälen und Fernsehshows weltweit.
Star-Gehabe liegt dem Virtuosen aber nicht. Früher brachte er seine Botschaft von Menschlichkeit, Verständigung und von der Schönheit der Musik auch gerne bei Auftritten auf der Straße zu Gehör: mit seiner charakteristischen Mischung aus so genannter Ernster Musik von Johann Sebastian Bach bis Eric Satie auf der einen Seite, ethnisch geprägten Klängen wie Tango, Flamenco und Klezmer auf der anderen. In New York, wo er 1960 geboren wurde, studierte er erst Schlagzeug, dann Mallets. Musikalische und wohl auch spirituelle Weiterbildung holte er sich bei Giora Feidman, dem hochemotionalen Spezialisten für jüdische Folkore-Klarinette.
Erstmals auf dem Heuchelhof
In die kleine Stadtrandkirche über dem Main kommt Jacobowitz zum ersten Mal. Hier gestaltet Karl-Heinz Seidel im Kirchenvorstand das Musikprogramm mit. Und vor ein paar Jahren hörte er beeindruckende Klänge auf einem Platz in Leipzig, wenig später gleich noch einmal in Nürnberg. Beide Male traf er auf Alex Jacobowitz, den Virtuosen mit dem Instrument, das auch stark ins Auge fällt. Vor allem, wenn man so visuell interessiert ist wie Karl-Heinz Seidel, der über Unterfranken hinaus für seine Fotografien moderner Architektur bekannt ist. Aber er kann auch Menschen, und so kam er mit Alex Jacobowitz ins Gespräch.
Und man blieb im Gespräch. Denn ihre Geschichten berührten sich. Karl-Heinz Seidel wuchs im sächsischen Görlitz auf, der Gründerzeitstadt, die nach der Wende an vielen Stellen wiederauferstand – zu der Zeit war Seidel freilich längst IT-Spezialist an der Würzburger Universität. Die Synagoge von Görlitz wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Lagerraum verwendet. Für ihre Neubelebung als jüdisches Gotteshaus arbeitete nun niemand anderer als Alex Jacobowitz. Denn der Künstler ist seit dem Jahr 2008 auch Vorsteher der jüdischen Gemeinde von Görlitz.
Eintritt zu Konzert ist frei
"Das war für mich ein doppelter Anlass, zu ihm Kontakt aufzunehmen", berichtet Karl-Heinz Seidel über den Musiker und das jüdische Gotteshaus: "Einmal fühle ich mich immer noch mit der wunderschönen Stadt Görlitz verbunden, und die Hoffnung, sowohl den Initiator der Rekonstruktion als auch dieses großartige Gebäude selbst neu kennenzulernen, waren Motivation genug." Aber ihn interessierte auch "seine Virtuosität auf dem Marimbaphon, die ihm internationale Popularität beschert hat. Er ist jedes Jahr in europäischen Konzertsälen und Kirchen unterwegs und begeistert sein Publikum."
In der Würzburger Gethsemane-Kirche am Straßburger Ring 127 ist Alex Jacobowitz zu erleben am Samstag, 16. Juli, ab 19 Uhr. Wegen seiner humanistischen Message wird das Konzert von der Organisation "Demokratie leben! Würzburg" gefördert. So ist der Eintritt frei, um Spenden wird gebeten.